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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Wilhelmi, Thomas [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0091
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

Es wirt ein wunder seyn, so die Teutschen erkennen, das den menschen
kein versünung bey Gott zuhoffen sey dann durch Christum, das vns Gott nit
erbittlich, | E4a | noch gnädig werd dann durch sein fürbitt, dann alle sünder
sein onwürdig des angesichts gots, das wir anders nit zu gnaden kommen; die
sünde seiend durch sein creutz versunet, das wir all vnrein seien, dann wir
werden dann durch sein blut gewäschen, das in keym andern dann in seim einigem
opffer ewige gnugtüung sey, vns zu erretten vor ewiger verdamnüß,
vnd das die gewissen auff solche gwißheyt befestiget ein vngezweyfelte hoffnung
des ewigen heils empfahen, die satter vnnd vester sey dann alle wissenheyt.
Das aber die gantz welt allenthalben newe opffer vnd versünungen erdicht,
durch welche sie dem vrtheil Gotts empfliehe, täglich newe mittler
sucht, auff welcher fürbitt sie sich verlaß, ich weyß nit, was befleckung jhr zur
reynigung annimpt, vnd das sie vndersteht, mit erdichten gnugthüungen sich
zu erretten, da darff man keins wunders sich besorgen?

So die Teutschen das joch der vnnutzen, ja gottlosen menschen satzungen
sampt der grewlichen metzgerey der gwissen hinlegten vnd ein regel zuleben
von dem einigen gsatzgeber begerten. Dazwischen aber nit vnderliessen, die
übungen, die mit den gsetzen Christi stimpten vnd behilfflich weren, die selben
zuhalten, das müßt ein wunder seyn. Das aber auß verkerter ghorsam die
menschen gsatz | E4b | dem wort Gotts verzogen werden, das die menschen
sich verwundern ab den vnnutzen vnd eytelen gebreuchen, das sie sich on
frucht, die selben zu halten, marteren vnd auff die selben jre gerechtigkeyt
setzen, das ist kein wunder. Es wirt ein wunder sein, so die teutschen die heyligen
Sacrament, von dem Herren eingsetzt, wider zu jrem rechten vrspringlichen
end richen. Namlich, das die glaubigen volkomener die gemeynschafft
Christi verstünden vnd in der gnaden Gots gesterckt vnd so vil geübter wurden,
sich eins heiligen leben zu befleissen, so vil sie in der erkantniß Christi
zunemen.

So sie auch fleiß ankerten, das alle gebreuch vnd ubungen in der kirchen zu
dem zil gericht vnd was gar frembd abgethon wurd. Das aber die Pfaffen die
heyligen Sacrament mißbrauchen zu eym schandtlichen grempel merckt, daruon
dem volck kein geistlicher nutz kommen mag; das der tauff, dadurch wir
geweschen solten werden zu warer reynigkeyt, inn so mangerley weg befleckt
ist; Das das heilig nachtmal so diebslich schier abgangen vnd schier zu nicht
worden ist vnd aber an sein statt herfür brochen ist ein erschröckliche enteherung,
dardurch Christus der eheren seines Priesterthumbs beraubt wirt, so die
vnflätigen pfaffen jnen zu schriben, das Christo zusteht; das die wol- | E5a |
that, die vns Christus mit seinem tod gethan hat, verblichen würdt; das mitt
eim onsäglichen hauffen der eusserlichen übungen von Juden vnd heyden
gsamlet die Christlichen kirchen überschüt werden, deren doch vil kein bedeütnus
haben, vil auch gantz spottlich vnd kindisch sind vnd das das volck
nit allein ewig mitt groben vngschicklicheyten bemüt wirt, sunder auch, das
es sich inn offenliche gottseligkeyt stürtzt, so es der todten beyn anbet, gegen
den götzen vnd bildern sich neigt vnd jnen ehr beweißt: das soll keyn ohla-

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