Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0125
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5

10

15

20

25

30

35

1. ein sehr väterlicher ratschlag

121

Wie wann aller Bäpst leben, die von vierhundert jaren her die tyranney
embsigklich geübt haben, den leütten treülich vor augen gehalten wurd? Wie
wann alle seyne laster, die erschröcklich zu hören vnd zu sagen sind, erzelt
solten werden? Wie, wann man nur anzeyget, wie auff disen tag der Rhömisch
hoff ein gestalt hab? Kund auch ein mensch so thum vnd dol sein oder ja so
gedultig, der nit ein höchstes entsetzen dorab gewinnen solt? Dweyl aber vil
weder oren noch augen hond vnd die frey warheit nit allenthalben statt hatt,
so wollen wir die weyl vernügen haben am zeügnuß vnsers gwissen, biß der
Herr mit dem glantz seynes angsichts den rauch vnd näbel vertreyb. Wiewol
auch die, so mit seyner gaucklerey geblendt sind, selbs wol wissen, das der
Römisch stul also mitt allen gschlechten der laster überschütt vnnd bedeckt
ist, das sie billich achten müssen, das er nit minder ein schul der verachtung
gottes vnd eins schandtlichen lebens dann der Christlichen Gotseligkeyt zu
halten sey.

Der ehrwürdigst legat ist der meinung, das das Consilium vor allen dingen
noch | G8a | diß jar zusammen berüffen würde.

So er, der Bapst, jm den gwalt zueygnet, das Consilium zu berüffen, was bemu
ᵉ th er den keiser vergeblich mit der berüffung? Warumb thut er nit, das er
sich rümbt jm zustehen, es werden weder Keyser Carolus noch Künig Ferdinandus
dawider sein. Warumb vnderlaßt ers dann zu thun, dweyl es beyden
gfelt ja auch darzu helffen, so er doch meynt, das es so not sey? Ja was fordert
er von jhnen mit spott, das er selbs sagt jhnen nit zustehen vnnd jres gwalts nit
seyn? Nemlich das man je meh vnd meh sehe (wie offt gsaget), das er mit dem
leren namen Consilium die leüt zu bethören vnderstehet, dann er kan sunst
mit nichts ein widerstand tun, das nit die Teütsch nation jrer wolfart nachtracht,
so ein versamlung der religion halben ghalten würt.

Vnd in den versamlungen des Teütschen lands soll nichts von der Religion gehandelt
werden, damitt der altglaubigen bündtnuß gemehret werdt vnnd gestercket,
auff das damitt die Protestierendenn inn allweg zur eynhellygkeyt
gereytzet werdenn. Do zwischenn solle | G8b | mit dem kunig von franckreich
beschlossen vnnd von allen orten hilff wider den Turcken gsamlet werden. Das
sol auch am end nitt übergangen werden, das ehe dann zu Speyr die früntlichen
handlungen volbracht vnnd die hilff des reychs bestetiget werden, so
würdt die zeyt verlauffen, dem Türcken diß jhar zu begegnen, so mögen auch
im künfftigen jar die händel von der hilff in der gmein baß gehandelt werden,
wie dem feind zu begegnen sey. Doch wil in disem allen der genant erwürdigst
Legat der bsunderen weißheyt jrer maiestaten sich vnderworfen, denen er
auch hie mitt alles glück gewünscht wil haben.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften