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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0127
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

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Darumb laß mann faren der aberglaubischen leüt klagen über das ellend der
kirchen, von der außrottung alles götzen diensts vnd aberglaubens, von der
versünung der spenn, von der Reformatz der geystlichen vnd alle vnnützen
rathschleg, die kirch zur eynigkeyt zu bringen. Das ist der kürtzischt weg, alle
ding zu gutem end zu bringen. Es begeb sich, | H1a | was not es wöll, so stehend
die Fürsten nur der Religion müssyg vnd befelhen die sach dem aller
höchsten feind aller geystlichen vnd geistlicheyt allein, das er die laster in eim
Consilio, das nimmer werden wirdt, zu besseren auff sich näm. Was dann? das
sie sich dester ehe zum Türckischen krieg rüsten mögen, so sie der burden
entladen seind? dasselb wil die zeyt yetz erfordern.

Aber sie dörffen nicht eylen, sagt der Heylig vatter, das jar wurd sich verlauffen,
ehe dann sie sich zum krieg gerüsten. Des sollen sie sich vil mehr befleyssen,
dahin all jhr gedencken vnd fleiß anrichten, das jr bund gemehret
vnd gesterckt werde. Was wirt aber für ein ende volgen? Namlich das die
kirch dem mutwillen des Antichristen vnderworffen vnd das vatterlandt dem
Türcken verrathen werd, sie aber mit versprochnem leib vnd seelen in jr eygen
blut vnd fleisch wütten.

Bald wirdt die frucht volgen, das der grewlich tyrann mit seinem gepurpurten
hauffen vnd allem geschmeyß seiner trabanten dester muttwilliger regier
vnd sein vnersetliche geitzigkeyt vnd rauben, seinen vnzüchtigen mutwill sein
vnsynnigs wüten gegen allen frommen vnd vnschuldigen völckern, die yetz
zum theil eingeschlossen, mit gwalt auß schütten künd, Das der Römisch
| H1b | hoff in frecheyt aller laster ongestrafft blib, damit er mit allem liegen,
triegen vnnd der gleichen seinen alten künnsten dester freyer mutwillen mög.
Es wirt auch der schandtlich stul, so er also mit newen stützen vnderbaut
wirdt dester vnsinnigklicher wütten, das heylig Euangelium Christi mit füs-
sen zu tretten, mit gottlosen vnd schedlichen leeren die welt zu verblenden
vnnd die armen seelen in verderbnüß zustürtzen. Dann werden die Römischen
creaturen mit jrem haupt, wie sie dann feind alles guten vnd rechten,
auch verderber aller erbarkeyt seind, on alle scham dester freyer thun, was
jnen gefelt.

Wie kündten die Teutschen Fürsten mit so herrlichem sold nit bewegt werden,
jr hilff dem Rhömischen metzger zu versprechen? Solches sag ich nit auß
hass mit so vil worten, dann welcher die sach erkündigen will, was er yetz thut,
der würt bekennen, das er alles, was ich gsagt vnd vileicht mehr, thun würd. Jch
glaub aber, das Teutschland noch vil deren hab, die sunst mit den Protestierenden
nit dran seind. Welche, dieweyl sie sehen disen schaden künfftig sein
gern wolten, das gemeyner wolfart vnnd rug baß geholffen würd, wie sie on
zweyfel erzeygen werden, so sich die gelegenheyt begeben würt.
 
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