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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0306
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Wolfenbüttel

Gott zu verwaren bette, das nemlich seinem
göttlichen wort und willen entgegen und zu-
wider nichts weder abgethan noch aufgericht,
sondern nur der warhaftige gottesdienst wider-
umb in die alte christliche ordnung gebracht,
die Gott gefellig und der christenheit nützlich ist.

Es hat mich auch nicht wenig darzu beweget,
das ich wol ermessen können, welcher gestalt
beides, von freunden und feinden, euch zuge-
setzt und euch vorgeworfen werden mögen,
als solten ihr dem allmechtigen euer gelübde
nicht gehalten, von ihm abtrünnig worden und
also von der rechten, warhaftigen christlichen
kirchen abgefallen sein, ausserhalb welcher
weder leben noch seligkeit zu hoffen oder zu
gleuben ist.

Domit ihr denn gegen meniglich euch hetten
mit bestendigem und doch einfeltigem grunde
des lautern, hellen und klaren worts Gottes,
auch unsers warhaftigen uhralten christlichen
glaubens gegen ihnen und allermeniglich zu
verantworten, das ihr keinswegs an euerm breu-
tigam, unserm Herrn Jesu Christo, abtrünnig
worden, sondern noch diesen tag seine braut
sein und durch die gnad seines heiligen Geistes
bis in den tod zu bleiben und einmal die ihme
in der heiligen taufe gelobte treu und gehor-
sam zu leisten, gesinnet, das ihr nemlich keusch
und züchtig zu leben, und was seinem heiligen
willen zuwider (als viel in dieser unser ver-
derbten natur zu thun müglich), zu meiden, ver-
sprochen habet, mit euerm ganzen leben zu
erweisen, der ursach denn die kron 26 auf euerm
heupte nicht gefallen, sondern durch rechte
erkendnis euers und unser aller (die wir war-
haftige Christen sind) geistlichen breutigams,
Jhesu Christi, bevestiget, das euch dieselbige bey
ihme hinderlegt und am jüngsten tag vor allen
engeln mit unaussprechlichen ehren und herrlig-
keit aufgesetzt und nimmermehr von euch ge-
nomen werden soll, habe ich euch diesen kurzen,
einfeltigen bericht in schriften verfassen wöllen,
das ihr denselben allen denen, so euch dieser

26 a. R.: Die klosterjungfrauen haben ihre kron
nicht hingelegt, sondern sie ist ihnen im
himel hinterlegt.

in den klöstern beschehenen verenderung halben
anreden möchten, hetten fürzulegen, daraus sie
genugsam zu verstehen haben, das solches (alles
von euch aus keiner leichtfertigkeit noch fleisch-
lichen irdischen gedanken, sondern aus rechtem,
warhaftigen glauben und eusserster not euer
seelen seligkeit beschehen, damit ihr vor Gott
ein gut gewissen behalten, demselben mit warer
anruffungen und gefelligem gehorsam seiner
gebot dienen und also allein durch den einigen
verdienst Jhesu Christi (darauf unser einig ver-
trauen stehen sol) selig werden mögen.

Ich wil auch nicht zweifeln, es sol durch die
gnade Gottes, auch unserm gegentheil an et-
lichen orten nicht missfallen, wenn sie vernemen,
mit was christlicher ordnung die prelaten und
jungfrauenklöster in diesem fürstenthumb an-
gestellet und also im werk befinden, das nichts
christlichs abgeschaffet noch eingestellet, des-
gleichen auch nichts ungottseliges noch un-
christlichs fürgenomen, und derhalben ihnen
selbst allerley nachdenken schepfen werden, uff
derogleichen wege auch zu trachten, damit gute
ordnung nicht zerstöret und doch auch der
reine unverfelschte gottesdienst in ihren klö-
stern nach anleitung heiliger göttlichen schrift
und unsers catholischen, christlichen, selig-
machenden glaubens angestellet und erhalten
werden möge.

Denn leider unverborgen, sondern aller welt
offenbar ist, was bis daher für ein unordentlich,
ungeistlich leben in vielen klöstern gefüret,
welcher gestalt die gewissen wider Gottes wort
gefangen und im zwange gehalten, mit was lust
und andacht der gottesdienst (so zum grossen
theil allein uff menschengebot gesetzt, darmit
doch Gott nicht gedienet wird, zum theil dem
offenbaren wort Gottes zuwider) verrichtet wor-
den, darüber viel fromer herzen geklaget und
besserung solches alles gehoffet und gebeten.

Weil denn der allmechtige Gott und Vater
unsers Herrn Jhesu Christi das seufzen seiner
auserwelten erhöret und diese gnade verliehen

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