Kirchenordnung 1528
apenbar wedder Gades gebot is unde kan ock
mit neyneme wörde uth der scrift bewehret
werden, dat scholen neyne Christene holden,
wen id ock alle hilgen gescreven hedden.
De doden eten unde drinken dit sacramente
nicht, se synt ock nicht mehr in der scholen
des evangelii, se hebben uthgeleret, wy sintnoch
jungere Christi up erden unde leren noch. De
doden, synt se vorscheyden imme loven Christi,
so synt se salich, Joan. 5 [24] unde 11 [25 f.],
synt se vorscheyden imme ungeloven, so synt se
vordömet, Joan. 3 [3. 5. 18. 36], dat werde wy
wol sehn tome jungesten dage. Anders wert
nemand uth der scrift bewisen, wörumme wert
id denne anders beschermet, gelick efft id were
eyn artikel des lovens?
Id is in sick so unmatich mit der hilgen scrift,
dat dat sacramente vor de doden geoffert wert,
dat id van sick sulvest lange gevallen were, wen
id nicht so grote pracht denne prelaten unde
vele geldes allen papen gebracht unde so vele
vuler monneke generet hedde. Id is schande unde
sunde, dat se nu öre missen mit Gades bevehle
nicht beschermen konen, de se so nödich hebben
gemaket unde synt darmede grote heren gewor-
den, de noch keysere, noch neyner overicheit,
van Gade vorordenet, gehorsam synt edder schot
geven, welk doch Christus unde Petrus sulvest
gegeven hebben unde de apostele geven leret
nach deme wörde Christi [Mt 22, 21]: Gevet deme
keyser, wat deme keysere höret. Ja wol, se heb-
ben schyr der ganzen werlt gut unde ere to sick
gelagen mit ören missen.
Alse nu dit sacramente nicht vor de doden ge-
offert wert, so wert id ock nicht geoffert vor
de levendigen, sonder nach Christus bevehle eten
unde drinken id de levendigen jungere Christi
tor gedechtnisse, dat Christus syn lyff unde blut
vor se imme krütze gegeven hefft.
Alle winkelmissen unde pilermissen 77 werden
jo geholden, dat de pape schal alleyne dar eten
unde drinken unde driven by sick sulvest vele
77 Pfeilermessen = Messen an Nebenaltären, die
sich oft an Pfeilern befinden, vgl. H. Lietz-
mann, Kl. Texte 88, S. 114.
unnuttes wunders, de anderen scholen alleyne
tosehn unde scholen id darvohr holden, dat id
en to hulpe kumpt, ja ock den, de dar nicht
by synt, besundergen wen se gelt darto gege-
ven hebben. Christus hefft dit sacramente ge-
geven to eten unde to drinken, nu wil hyr jo
nemand van den, de dar tosamende kamen,
eten unde drinken. Ja, id geschüt vakene, dat
de pape, wowol he alleyne eth unde drinket,
ock nicht begeret, to eten. unde to drinken, son-
der wert gedrungen, misse to holden dorch
syne oversten, edder dat em de rege drapet
misse to holden, edder dat he gerne votiven 78
hedde edder früchtet sick, he mochte vamme
beneficio kamen edder me mochte sus up em
schelden etc. Wör is doch gebleven dat bevehl
Christi van disseme sacramente? Wat hebben
de lüde in sulker misse doch gehöret unde wes
sint se der gebetert? Se gän dorch gripliken
erjdom mit losen danken umme, Gades wört
hebben se nicht darto. Wente wat Christus van
disseme sacramente bevalen hefft, is klär unde
amme dage.
Hebben de missepapen eyn ander bevehl, so
bringen se id up. Dewile se dat nicht dohn, wille
wy allen man vor öre missen alse vor eynen
grüweliken misbruck des sacramentes wernen
so lange, dat se sick bekeren unde holden mehr
van Gades ere wen van deme affgade buke, dat
geve en Got. Amen.
Tom veften: So is id ock klär uth deme, dat
gesecht is, welk eyn grüwelik misbruck id sy,
dat me nicht alleyne sulke missen anrichtet, dar
nicht Christus bevehl inne wert gedan, sonder
wat lüde bedacht hebben, sonder wert ock dat
sacramente in monstrantien wechgesettet unde
darna umme den kerkhoff unde stadt gedragen
unde vakene up dat altar to schowen unde to
anbeden, dat wv jo alles dohn mit deme sacra-
mente, wat Christus nicht bevalen hefft, unde
laten, wat he bevalen hefft. Eyn bure lede sulks
nicht van syneme Imechte, wen he wat beveh-
78 d. h. GebühL'en für die Votivmesse, vgl. PI.Lietz-
mann, Kl. Texte 88, S. 114.
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apenbar wedder Gades gebot is unde kan ock
mit neyneme wörde uth der scrift bewehret
werden, dat scholen neyne Christene holden,
wen id ock alle hilgen gescreven hedden.
De doden eten unde drinken dit sacramente
nicht, se synt ock nicht mehr in der scholen
des evangelii, se hebben uthgeleret, wy sintnoch
jungere Christi up erden unde leren noch. De
doden, synt se vorscheyden imme loven Christi,
so synt se salich, Joan. 5 [24] unde 11 [25 f.],
synt se vorscheyden imme ungeloven, so synt se
vordömet, Joan. 3 [3. 5. 18. 36], dat werde wy
wol sehn tome jungesten dage. Anders wert
nemand uth der scrift bewisen, wörumme wert
id denne anders beschermet, gelick efft id were
eyn artikel des lovens?
Id is in sick so unmatich mit der hilgen scrift,
dat dat sacramente vor de doden geoffert wert,
dat id van sick sulvest lange gevallen were, wen
id nicht so grote pracht denne prelaten unde
vele geldes allen papen gebracht unde so vele
vuler monneke generet hedde. Id is schande unde
sunde, dat se nu öre missen mit Gades bevehle
nicht beschermen konen, de se so nödich hebben
gemaket unde synt darmede grote heren gewor-
den, de noch keysere, noch neyner overicheit,
van Gade vorordenet, gehorsam synt edder schot
geven, welk doch Christus unde Petrus sulvest
gegeven hebben unde de apostele geven leret
nach deme wörde Christi [Mt 22, 21]: Gevet deme
keyser, wat deme keysere höret. Ja wol, se heb-
ben schyr der ganzen werlt gut unde ere to sick
gelagen mit ören missen.
Alse nu dit sacramente nicht vor de doden ge-
offert wert, so wert id ock nicht geoffert vor
de levendigen, sonder nach Christus bevehle eten
unde drinken id de levendigen jungere Christi
tor gedechtnisse, dat Christus syn lyff unde blut
vor se imme krütze gegeven hefft.
Alle winkelmissen unde pilermissen 77 werden
jo geholden, dat de pape schal alleyne dar eten
unde drinken unde driven by sick sulvest vele
77 Pfeilermessen = Messen an Nebenaltären, die
sich oft an Pfeilern befinden, vgl. H. Lietz-
mann, Kl. Texte 88, S. 114.
unnuttes wunders, de anderen scholen alleyne
tosehn unde scholen id darvohr holden, dat id
en to hulpe kumpt, ja ock den, de dar nicht
by synt, besundergen wen se gelt darto gege-
ven hebben. Christus hefft dit sacramente ge-
geven to eten unde to drinken, nu wil hyr jo
nemand van den, de dar tosamende kamen,
eten unde drinken. Ja, id geschüt vakene, dat
de pape, wowol he alleyne eth unde drinket,
ock nicht begeret, to eten. unde to drinken, son-
der wert gedrungen, misse to holden dorch
syne oversten, edder dat em de rege drapet
misse to holden, edder dat he gerne votiven 78
hedde edder früchtet sick, he mochte vamme
beneficio kamen edder me mochte sus up em
schelden etc. Wör is doch gebleven dat bevehl
Christi van disseme sacramente? Wat hebben
de lüde in sulker misse doch gehöret unde wes
sint se der gebetert? Se gän dorch gripliken
erjdom mit losen danken umme, Gades wört
hebben se nicht darto. Wente wat Christus van
disseme sacramente bevalen hefft, is klär unde
amme dage.
Hebben de missepapen eyn ander bevehl, so
bringen se id up. Dewile se dat nicht dohn, wille
wy allen man vor öre missen alse vor eynen
grüweliken misbruck des sacramentes wernen
so lange, dat se sick bekeren unde holden mehr
van Gades ere wen van deme affgade buke, dat
geve en Got. Amen.
Tom veften: So is id ock klär uth deme, dat
gesecht is, welk eyn grüwelik misbruck id sy,
dat me nicht alleyne sulke missen anrichtet, dar
nicht Christus bevehl inne wert gedan, sonder
wat lüde bedacht hebben, sonder wert ock dat
sacramente in monstrantien wechgesettet unde
darna umme den kerkhoff unde stadt gedragen
unde vakene up dat altar to schowen unde to
anbeden, dat wv jo alles dohn mit deme sacra-
mente, wat Christus nicht bevalen hefft, unde
laten, wat he bevalen hefft. Eyn bure lede sulks
nicht van syneme Imechte, wen he wat beveh-
78 d. h. GebühL'en für die Votivmesse, vgl. PI.Lietz-
mann, Kl. Texte 88, S. 114.
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