Kirchenordnung 1575
gieren und stipulatione manuali vorpflichten
mussen.
Dan diesen vorgeschriebenen process hat der
Herr Christus selber mit seinen lieben apostolen
gehalten, das ehr sie vor dem befhelich, sein
wort zu predigende, erstlich in der lehre wol ge-
examiniret und gefraget, was sie von ihne heil-
ten 26 und gleubten, und nachdem ehr aus der
antwort des heiligen Petri, so ehr in ihrer aller
nhamen gethon, befunden, das sie im glauben
von ihme als den wharen messia rein gewe-
sen [Mk 8,27—30], so hat ehr den Petrum im
nhamen der andern zu dreyen unterschiedenen
mhalen ferner gefraget, ob ehr ihn auch lieb
hette [Joh 21,15—17], das ist, ob ehr auch bey
der lehre bestendig zu bleiben und daruber alles
auszustehen und wagende gedechte, darauf ehr
sich zu dreyen mhalen erkleren mussen, und nach-
dem solches alles geschehen, hat ihme Christus
auch sein kreuz und verfolgung zuvor gesagt, und
wie ehr gegurtet werden muste, vormeldet etc.
Weil derowegen nun vorgemelter process mit
der lieben propheten, des Herrn Christi und der
heiligen aposteln exempel ubereinstimmet, auch
die reine lehre dadurch, beyde, zu probieren
und erhaltende nutzlich und sonsten zu vielen
andern guten dingen sehr dienstlich ist, so wird
derselb hinfurder mit denen, so ins ministerium
aufgenommen werden sollen, auch mit denen,
so von den herren des klosters zu S. Michel an-
genommen und bestellet werden (alleine das sie
in den kirchen, so dem erbaren radt dieser stadt
unterworfen, woll ad probam nicht zu predigen
pflegen), billig also gehalten.
III. caput.
De ordinatione ministrorum verbi.
Dieweil es auch nötig, das diejennen, so ordent-
licher und geburlicher weise zu dem ampte des
26 = hielten.
2'' Vgl. die Aposteltage oben S. 152, Anm. 55.
28 Vgl. oben S. 652, Anm. 10.
29 Vgl. S. 51, Anm. 75 u. 77.
30 Wackernagel I, Nr. 281. — Vgl. von hier ab
Luthers Form der Ordination WA 38, S. 418 f.
u. 423 ff.; Höfling, S. 137 ff.
worts beruffen, auch duchtig und geschickt dar-
zu befunden werden (sofern sie zuvor nicht ge-
ordiniret seind, noch dessen zeugnus vorzule-
gen haben) nach dem exempel Aarons und
der lieben propheten in dem alten, des Hern
Christi, der heiligen apostolen und ihrer succes-
soren im neuen testamente offentlich geordinieret
worden, 1. so pflegt sich der supermtendens mit
dem worthaltenden burgermeister hieruber eines
gewissen werkeltages oder aposteltages 27 zu
vorgleichen, ahm welchem die ordination gehal-
ten werden soll. 2. Und wan das geschehen, so
wird derselbige tag den Sontag zuvor in allen
kirchen nach allen predigten namkundig ge-
macht und angezeigt, das solchs christliches
werk darahn in S. Johans kirchen 28 geschehen
soll, die leute derowegen in desto grösserer anzall
zusamenkommen, den lieben Godt vleissiglich
anruffen und pitten mugen, ehr dasselbe werk
gnediglichen regieren und dem ordinando seinen
heiligen Geist reichlich vorleihen wolle. 3. Wen
der genante tag erscheinet, die predigt gehalten
und in der litania 29 diese wort gesungen wer-
den: O Jesu Christ, Gottes Sohn, so gehet das
ganze ministerium mit dem ordinando vor den
hohen altar, knien daselbst samptlich nidder
und hebet der superintendens oder wehr das
ampt der ordinierung vorwalten soll, ahn zu
singen: Veni, sancte Spiritus 30 etc., welches der
ganze chor zum ende bringt, darauf singeteiner
ex ministerio die collecta: Cor mundum crea in
me, Deus etc. 31 Nachdem stehet der ordinator
auf, wendet sich vor dem hohen altare zum volke,
list den text i.Timot. 3. cap. [1—7], darnegst Ac-
to. 20 [28—31], wie es der erwirdiger herr Doctor
Martinus Lutherus vorordnet, thuet darnegst
eine kurze erinnerung von der ordination: 1.
wie dieselbe alwege in der gemeine Gottes ge-
breuchlich, 2. was dieselbe bedeute, nemblich das
31 „Cor mundum crea in me“ wird sonst als
Versikel angegeben. Die Kollekte beginntdann
„Deus, qui corda fidelium“; vgl. WA 38, S. 418
f., 424; Höfling, S. 137, Anm. 2.
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gieren und stipulatione manuali vorpflichten
mussen.
Dan diesen vorgeschriebenen process hat der
Herr Christus selber mit seinen lieben apostolen
gehalten, das ehr sie vor dem befhelich, sein
wort zu predigende, erstlich in der lehre wol ge-
examiniret und gefraget, was sie von ihne heil-
ten 26 und gleubten, und nachdem ehr aus der
antwort des heiligen Petri, so ehr in ihrer aller
nhamen gethon, befunden, das sie im glauben
von ihme als den wharen messia rein gewe-
sen [Mk 8,27—30], so hat ehr den Petrum im
nhamen der andern zu dreyen unterschiedenen
mhalen ferner gefraget, ob ehr ihn auch lieb
hette [Joh 21,15—17], das ist, ob ehr auch bey
der lehre bestendig zu bleiben und daruber alles
auszustehen und wagende gedechte, darauf ehr
sich zu dreyen mhalen erkleren mussen, und nach-
dem solches alles geschehen, hat ihme Christus
auch sein kreuz und verfolgung zuvor gesagt, und
wie ehr gegurtet werden muste, vormeldet etc.
Weil derowegen nun vorgemelter process mit
der lieben propheten, des Herrn Christi und der
heiligen aposteln exempel ubereinstimmet, auch
die reine lehre dadurch, beyde, zu probieren
und erhaltende nutzlich und sonsten zu vielen
andern guten dingen sehr dienstlich ist, so wird
derselb hinfurder mit denen, so ins ministerium
aufgenommen werden sollen, auch mit denen,
so von den herren des klosters zu S. Michel an-
genommen und bestellet werden (alleine das sie
in den kirchen, so dem erbaren radt dieser stadt
unterworfen, woll ad probam nicht zu predigen
pflegen), billig also gehalten.
III. caput.
De ordinatione ministrorum verbi.
Dieweil es auch nötig, das diejennen, so ordent-
licher und geburlicher weise zu dem ampte des
26 = hielten.
2'' Vgl. die Aposteltage oben S. 152, Anm. 55.
28 Vgl. oben S. 652, Anm. 10.
29 Vgl. S. 51, Anm. 75 u. 77.
30 Wackernagel I, Nr. 281. — Vgl. von hier ab
Luthers Form der Ordination WA 38, S. 418 f.
u. 423 ff.; Höfling, S. 137 ff.
worts beruffen, auch duchtig und geschickt dar-
zu befunden werden (sofern sie zuvor nicht ge-
ordiniret seind, noch dessen zeugnus vorzule-
gen haben) nach dem exempel Aarons und
der lieben propheten in dem alten, des Hern
Christi, der heiligen apostolen und ihrer succes-
soren im neuen testamente offentlich geordinieret
worden, 1. so pflegt sich der supermtendens mit
dem worthaltenden burgermeister hieruber eines
gewissen werkeltages oder aposteltages 27 zu
vorgleichen, ahm welchem die ordination gehal-
ten werden soll. 2. Und wan das geschehen, so
wird derselbige tag den Sontag zuvor in allen
kirchen nach allen predigten namkundig ge-
macht und angezeigt, das solchs christliches
werk darahn in S. Johans kirchen 28 geschehen
soll, die leute derowegen in desto grösserer anzall
zusamenkommen, den lieben Godt vleissiglich
anruffen und pitten mugen, ehr dasselbe werk
gnediglichen regieren und dem ordinando seinen
heiligen Geist reichlich vorleihen wolle. 3. Wen
der genante tag erscheinet, die predigt gehalten
und in der litania 29 diese wort gesungen wer-
den: O Jesu Christ, Gottes Sohn, so gehet das
ganze ministerium mit dem ordinando vor den
hohen altar, knien daselbst samptlich nidder
und hebet der superintendens oder wehr das
ampt der ordinierung vorwalten soll, ahn zu
singen: Veni, sancte Spiritus 30 etc., welches der
ganze chor zum ende bringt, darauf singeteiner
ex ministerio die collecta: Cor mundum crea in
me, Deus etc. 31 Nachdem stehet der ordinator
auf, wendet sich vor dem hohen altare zum volke,
list den text i.Timot. 3. cap. [1—7], darnegst Ac-
to. 20 [28—31], wie es der erwirdiger herr Doctor
Martinus Lutherus vorordnet, thuet darnegst
eine kurze erinnerung von der ordination: 1.
wie dieselbe alwege in der gemeine Gottes ge-
breuchlich, 2. was dieselbe bedeute, nemblich das
31 „Cor mundum crea in me“ wird sonst als
Versikel angegeben. Die Kollekte beginntdann
„Deus, qui corda fidelium“; vgl. WA 38, S. 418
f., 424; Höfling, S. 137, Anm. 2.
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