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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0032
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Αγαμέμνων

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standen haben könnte, wäre (pace Kock 1893, 585-6) gut denkbar, zumal es
Komödiendichter offenbar als besondere Herausforderung ansahen, tragische
und für eine Komödie eigentlich wenig geeignete Stoffe so umzuarbeiten, dass
daraus eine komische Handlung waren (vgl. dazu z.B. auch Strattis’ Medeia
und Anaxandrides’ Tereus). Eine dieser Änderungen dürfte gerade auch die
Ermordung des Agamemnon betroffen haben (vgl. Arist. Poet. 1453a35-9,
demzufolge in der Komödie auch Feinde wie Orestes und Aigisthos als Freunde
von der Bühne gehen konnten und niemand von einem anderen getötet wird).
Komisches Potential hatte auch die Darstellung des Agamemnon als miles glo-
riosus, der mit einem anderen Mann (Aigisthos) um eine Frau (Klytaimnestra)
konkurriert.
H. Weil ap. Reinach 1892, 325 und van Herwerden 1903, 70 vermuten die
gleichnamige Tragödie des Aischylos als direktes Modell, was gestützt wird
durch wörtliche Übereinstimmungen von fr. 1 mit diesem Stück, vgl. unten
S. 29 (weitere Komödien, die möglicherweise direkt ein Stück des Aischylos
aufgreifen, sind z.B. Kratinos’ Eumenides,17 Aristophanes’ Danaides, Strattis’
Myrmidones,18 Theopompos’ Nemea, Alkaios’ Kallistö, Amphis’ und Alexis’
Hepta epi Ehebas und Timokles’ Orestautokleides [vgl. fr. 27]).19 Es scheint
demnach nicht ausgeschlossen, dass auch im späten 5. oder frühen 4. Jh. v. Chr.
Tragödien des Aischylos, dessen Stücke dem Publikum wohl auch durch
Wiederaufführungen bekannt waren, von Komödiendichtern aufgegriffen
wurden (zumal Aischylos nicht zuletzt auch durch Aristophanes’ Frösche in
den Blick der Komödie rückte). Kock 1893, 586 spekuliert über eine mögliche
Verbindung des Agamemnon mit einer zeitgenössischen Persönlichkeit.20
Datierung Für die Datierung des Agamemnon gibt es - abgesehen von der
ungefähr erschließbaren Zeit der Tätigkeit des Nikochares (vgl. dazu Ein-
leitung Nr. 2) - keine Hinweise.

17 Vgl. Bakola 2010, 174-6.
18 Vgl. Orth 2009, 175.
19 Vgl. auch S. 36 zu Nikochares’ Amymöne.
20 Der von ihm genannte „König Philippos“, der 356-336 v. Chr. regierte, ist aber für
Nikochares zu spät.
 
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