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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0044
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Άμυμώνη <ή> Πέλοψ (fr. 2)

39

Konjunktiv γενώμεθα (Blaydes),36 der gut zu dem etwas groben und besitz-
ergreifenden Tonfall von Vers 1 passen würde. Allerdings lässt sich auch der
mit dem Optativ ausgedrückte Wunsch rechtfertigen, zumal keineswegs klar
ist, dass der Sprecher hier Oinomaos auf einem Symposion begegnet (und ent-
sprechend der Wunsch, zu trinken, gleich in die Tat umgesetzt werden kann.
Interpretation Die Pointe geht hier von dem Namen des Oinomaos aus (vgl.
οίνος „Wein“); vgl. das ganz ähnliche Spiel mit dem Namen des Dionysos (der
metonymisch für Wein stehen kann) in den ebenfalls von Athenaios zitierten
Eup. fr. 6 Διόνυσε χαΐρε· μή τι πέντε και δύο; und Amips. fr. 4 ψέγώ δε Διόνυσος
πάσινψ ύμΐν είμι, πέντε καί δύο, wo wie hier das Mischungsverhältnis fünf zu
zwei mit dem Namen in Verbindung gebracht wird (vgl. Orth 2013 (FrC 9.1),
202 ad Amips. fr. 4).
Wenn die Interpretation von ούτος als direkte Anrede (so z.B. T. Wendel
1929, 26, Svennung 1958, 210, PCG VII 41) richtig ist (vgl. zur Textgestalt),
dann begegnet der Sprecher seinem Gegenüber hier betont kumpelhaft und
lässt jede respektvolle Distanz vermissen (vgl. zu ούτος als Anrede Dickey
1996, 154-8); daraus kann jedoch nicht zwangsläufig geschlossen werden,
dass der Sprecher Oinomaos tatsächlich besser kennt; möglich wäre auch,
dass er einfach - z.B. in der Atmosphäre eines Symposions, und vielleicht
schon berauscht vom Wein - einen übermütig-vertrauten Tonfall anschlägt.
Zu einer ähnlich respektlosen Anrede an einen König in einer Mythenparodie
der Komödie vgl. z.B. Straft, fr. 35,1 οίσθ’ ώ προσέοικεν, ώ Κρέων, τό βρέγμα
σου; / έγώδα· δίνω περικάτω τετραμμένω.
Wer der Sprecher ist, bleibt unklar. Da mit dem Handlungsmuster in
Mythenparodien der Komödie sehr frei verfahren werden konnte (nach
Arist. Poet. 1453a35-9 können in der Komödie auch Orestes und Aigisthos
zu Freunden werden, und niemand wird von einem anderen getötet), wäre
auch Pelops ein plausibler Kandidat (eine rein spekulative Möglichkeit wäre
z. B., dass bei Nikochares das Wagenrennen - passend zu Oinomaos’ Namen -
durch einen Trinkwettbewerb ersetzt wurde).37

36 Dafür spricht sich auch van Herwerden 1903, 70 aus (dessen Argumentation ich
allerdings nur teilweise nachvollziehen kann): „γενώμεθα Bl. recte; optativus, quem
tuetur K., bene se haberet, si pro συμπόται esset v. c. φίλοι. Nudum optativum hic
ineptum esse sensit etiam Meineke corrigens μένοιμεν άν [richtig: γενοίμεθ’ αν],
quod tarnen, nonpraegresso ούτως, minus aptum videtur quam γενώμεθα.“ . Gegen
Meinekes γένοιμεθ’ άν vgl. schon Kock I 770: „non recte Meinekius in Athenaeo
γενοίμεθ’ άν. cupit enim quisquis loquitur compotor alterius esse.“
37 Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in Eubulos’ Oinomaos e Pelops
möglicherweise der Sturz des Oinomaos aus dem Wagen (so Kock II (1884), 190,
 
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