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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0052
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Γαλάτεια (fr. 3)

47

Mangidis 2003, 45, Beta 2009, 107-8 Anm. 72).* * * * * * * * * * * 46 Ist diese Annahme richtig,
dann zeigt die Wahl des Geschenks zugleich Polyphems eigene kulinarischen
Interessen (vgl. Holland 1884, 211, Dörrie 1968,18;47 Casolari 2003,135). Wenn
hier Polyphem der Sprecher ist, dann erhält die ausgefeilte poetische Sprache
noch eine zusätzliche Pointe;48 neben der Sprache der Verse steht auch der
fein ausgearbeitete, wahrscheinlich sehr kleine Gegenstand in auffälligem
Gegensatz zu dem groben Zyklopen. Vgl. Casolari 2003, 135.
Ein Bezug auf die Sprache des Dithyrambos ist insgesamt ein charakteristi-
sches Element der Komödie der ersten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. (Nesselrath 1990,
241-66, zu Nikochares bes. 252 Anm. 29), in einer Komödie, die wohl direkt
auf einen Dithyrambos des Philoxenos reagiert, aber umso passender (Casolari
2003, 134 Anm. 20). Besonders deutlich wird der poetische Tonfall in Vers 1
σοφαΐσι παλάμαις τεκτόνων είργασμένον (poetisches Vokabular ist παλάμαις,
und vgl. zu dem ganzen Ausdruck Ar. Eccl. 2 κάλλιστ’ έν εύστόχοισιν έξευ-
ρημένον in einer ebenfalls hochpoetischen Beschreibung einer Öllampe, die
insgesamt zu vergleichen ist), und nach Nesselrath 1990, 251 Anm. 27 ist
eines der Kennzeichen der vom Dithyrambos beeinflussten Passagen in der
Komödie gerade „die umständlichen Anspielungen auf die Fertigung“ eines
beschreibenen Gegenstands. Hier entsteht ein besonderer Effekt durch die

6 Zum Lob von eigenen Geschenken vgl. Stratt. fr. 34 (aus der Medeia), wo vermutlich
Medea selbst ihre Brautgaben an Kreusa anpreist (vgl. schon Eur. Med. 947-50).
7 „... aber es ergibt sich wieder eine Beziehung des Kyklopen zu Gaumenfreuden
starker Würzung. Bekommt Galateia hier ein Gewürzkästchen, dessen Inhalt sie
als die künftige Leibköchin des Kyklopen verwenden soll? Freilich wird sie ihm
immer nur Kümmel ans Essen tun können“. Dörrie stellt hier einen Zusammen-
hang her zu dem Gemüse in Polyphems Ranzen bei Ar. Plut. 298 πήραν εχοντα
λάχανά τ’ άγρια δροσερά, κραιπαλώντα (vgl. Dörrie 1968,15 „Dionysios dagegen
liebte die gute Küche. So lässt der Dichter diesen Kyklopen in der Wildnis die
Gewürze zusammensuchen, die ihm in der Realität ein Küchengarten lieferte“);
allerdings scheint dort der Kyklop eher als ein armer hungernder Bettler darge-
stellt zu werden (vgl. Sommerstein 2001, 298), und im Plutos ist nicht direkt von
Gewürzen, sondern einfach von Gemüse die Rede.
48 Casolari 2003, 134 vergleicht die - dort natürlich durch die Gattung bestimm-
te - Anrede des Polyphem an Galateia in hochpoetischer Sprache in Philoxenos’
Dithyrambos (821 PMG). Gerade die Inkongruenz der dithyrambischen Sprache
und der Figur des Polyphem bei Philoxenos könnte die Komödiendichter zu ei-
ner Parodie dieser Dichtung animiert haben. Mangidis 2003, 45 vermutet, dass
Polyphem Galateia mit der dithyrambischen Sprache zu beeindrucken versucht.
Vgl. auch Antiph. fr. 131 (aus dem Kyklöps), wo in ähnlicher Weise einfache länd-
liche Speisen (die wohl aus Polyphems eigener Produktion stammen) in äußerst
gesuchter Sprache angepriesen werden.
 
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