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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0184
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Πλύντριαι ή Ναυσικάα

179

Zu πλύντριαι („Wäscherinnen“) in Athen vgl. IG I3 794 [ca. 490-80 v. Chr.?]
Σμικύθε πλύντρια δεκάτεν άνέθεκεν und Poll. 7,37, der neben anderen Berufs-
bezeichnungen auch πλύνται und πλύντριοα nennt.
Inhalt Die Kombination der beiden Titel deutet auf die im sechsten Buch
der Odyssee behandelte Begegnung des schiffbrüchigen Odysseus mit Nau-
sikaa (vgl. dazu Touchefeu-Meynier 1992 [LIMC s.v. Nausikaa]);247 schon in
der Odyssee kommt Nausikaa in Begleitung von Dienerinnen (vgl. 84) zum
Waschen von Kleidern an den Fluss (vgl. Hom. Od. 6, 25-109). Dieselbe Episode
wurde vielleicht auch schon in der dorischen Komödie behandelt (Hunter
1983,158-9 vergleicht Epicharms Όδυσσεύς ναυαγός [fr. 104-5] undPhormis’
Άλκίνους [test. 1,3]). Aus Eubulos’ Nausikaa ist ein Fragment erhalten, das
sich - vielleicht in einem Prolog (so W. Frantz, De comoediae Atticae prologis
divinis, 1891, 39) - auf den schiffbrüchigen Odysseus beziehen könnte (fr. 68):
δς νΰν τετάρτην ήμέραν βαπτίζεται / νήστιν πονηρού κεστρέως τριβών βίον
(vgl. Hunter 1983, 159).
Wie die Episode von Philyllios dargestellt wurde, ist unbekannt. Komisches
Potential hatte sicherlich die Darstellung der Begegnung des schiffbrüchigen
und unbekleideten Odysseus mit der Königstochter Nausikaa (die aber in einer
Komödie vielleicht weit weniger idealisiert dargestellt wurde als bei Homer),
aber auch die der Dienerinnen mit ihrer einfachen alltäglichen Tätigkeit des
Kleiderwaschens.
Möglich wäre ein direkter Bezug auf die gleichnamige Tragödie des So-
phokles. Vgl. Polyzelos’ Titel Νίπτρα, der ebenfalls auf die Behandlung einer
Episode aus der Odyssee deutet, die schon von Sophokles aufgegriffen wurde
(vgl. das 19. Buch der Odyssee und Sophokles’ Niptra, fr. 451a R.; vgl. S. 354).
Das einzige aus dem Stück erhaltene Fragment (fr. 8 mit der Verspottung
des Laispodias) zeigt, dass auch in einem solchen - dem Titel nach mythi-
schen - Stück Anspielungen auf Zeitgenossen nicht fehlten.
Datierung Der sonst nur zwischen 414 und 411 v. Chr. sicher nachweisbare
Laispodias wird auch in Strattis’ (nach dem Zeugnis von Schol. Ar. Ran. 404a
frühestens an den Dionysien 405 v. Chr. aufgeführten) Kinesias erwähnt (vgl.
auch zu fr. 8). Daraus kann also kein zwingender terminus ante quem von etwa
411 abgeleitet werden. Auch ob Philyllios überhaupt schon so früh tätig war,
bleibt unklar (vgl. Einleitung Nr. 2).248

247 So schon Meineke 1827, 61 ~ Meineke I 260.
248 Meineke 1827,61 ~ Meineke 1260 vermutet aufgrund der Erwähnung des Laispodias,
dass die Πλύντριαι zu den früheren Stücken des Philyllios gehörten (macht aber
keine genaueren Angaben zur Datierung von Philyllios’ Karriere); vgl. auch Muhl
 
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