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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0192
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Πόλεις

187

Poleis),265 und er setzt wohl voraus, dass Vertreter verschiedener Städte an
einem Ort versammelt sind, was natürlich in irgendeiner Weise in der Hand-
lung motiviert werden musste (bei Henioch. fr. 5 haben sich die Städte in
Olympia versammelt, um Opfer anlässlich der Befreiung von Abgaben dar-
zubringen). Als historischer Hintergrund sind besonders die letzten Jahre
des Peloponnesischen Krieges vermutet worden,266 aber dabei spielen wohl
teilweise auch noch Vorurteile über ein plötzliches Ende der politisch orien-
tierten Alten Komödie mit dem Ende des Peloponnesischen Krieges und der
folgenden oligarchischen Herrschaft der Dreißig eine Rolle. Besser vereinbar
mit den sonstigen chronologischen Hinweisen zur Tätigkeit von Philyllios und
Eunikos wäre ein Bezug auf Ereignisse in den späteren 390er oder in der 380er
Jahren, als Athen sich erneut eine außenpolitische Machtposition erarbeitete,
was offenbar auch zu einer verstärkten Beschäftigung der Komödiendichter
mit außenpolitischen Themen geführt hat: So werden Platons Hellas e Nesoi
(„Griechenland oder Die Inseln“) von Dover 1950 plausibel in die Zeit nach
394 v. Chr. datiert, in Platons Presbeis wurde auf die Gesandtschaft von
Phormisios und Epikrates zum Perserkönig um 394-93 v. Chr. Bezug ge-
nommen (fr. 127), und Demetrios’ Sikelia könnte auf Versuche der Athener,
Dionysios von Syrakus zum Verbündeten zu gewinnen, im Jahr 393 v. Chr. (vgl.
IG II218, Lys. 19,19-20) Bezug nehmen (vgl. Orth 2014a (FrC 9.2), 164-6). Auch
Philyllios’ Poleis könnten die erfolgreichen Versuche Athens thematisieren,
erneut Verbündete zu gewinnen und eine Flotte aufzubauen (man denke etwa
an die Seeschlacht bei Knidos 394 v. Chr.).
Besonders gut mit den erhaltenen Fragmenten des Stücks vereinbar wäre
aber ein Bezug auf den Antalkidas- oder Königsfrieden 387/6 v. Chr. Nach
der Darstellung des Xenophon (HG 5,1) ging diesem Frieden eine Blockade
zur See unter dem Spartaner Teleutias voraus, der schließlich mit einer
Flotte in Aigina lag (Xen. HG 5,1,23 ... ταΐς δέ άλλαις παραπλέων παρά την
Αττικήν, άτε έκ τοΰ λιμένος πλέων, πολλά και άλιευτικά έλαβε και πορθμεία
άνθρώπων μεστά, καταπλέοντα άπό νήσων, επί δέ Σούνιον έλθών καί όλ-

265 So ζ.Β. Ε. Greselin, in: Ateneo I (2001) 240 Anm. 4, Zimmermann 2011, 762, und vgl.
Storey, FOCIII31. Auf den Chor bezieht sich auch noch der Titel von Aristophanes’
um 391 v. Chr. aufgeführten Ekklesiazusen (vgl. dazu z. B. Sommerstein 1998, 23-5);
vgl. zum Chor in der späteren griechischen Komödie Hunter 1979 und zuletzt (mit
weiterer Literatur) Sorrentino 2014, 968-70.
266 Vgl. z.B. Muhl 1881, 118-9: „... scheinen nach der aus fr. 1 [= fr. 12 K.-A.] hervor-
gehenden Handelsverbindung mit Mitylene vor der Vernichtung der athenischen
Seeherrschaft aufgeführt zu sein.“, Edmonds I 905 Anm. f: „perh. belongs to the
time of the Allies’ revolt from Athens; if so, the date is probably Jan. 411“.
 
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