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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0194
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Πόλεις

189

Άθηναίοις καί τοΐς συμμάχοις ούτω μετά τον ύστερον πόλεμον τής καθαιρέ-
σεως των Άθήνησι τειχών αϋτη πρώτη ειρήνη έγένετο). Ob der Königsfrieden
für die Athener letztlich vorteilhaft war oder nicht, war schon in der Antike
umstritten. Aus unmittelbarer zeitgenössischer Sicht konnte er aber sicherlich
in einer Komödie als Erfolg betrachtet werden, insbesondere wenn man die
Kriegsmüdigkeit der Athener zu dieser Zeit bedenkt und die auch schon in
den früheren Stücken des Aristophanes deutlich erkennbare kritische Haltung
gegenüber dem Krieg und den Politikern, die sich für ihn einsetzen. Zu einer
positiven Bewertung des Friedens aus athenischer Sicht vgl. auch Plat. Menex.
245e. Zum Antalkidas- oder Königsfrieden vgl. insgesamt Urban 1991 (mit
besonderer Berücksichtigung der Voraussetzungen und der zeitgenössischen
Bewertung des Friedens), Seager 1994, bes. 116-9, Cawkwell 2005, 175-97.
Bringt man Philyllios’ Poleis mit diesen Ereignissen in Verbindung,
dann lassen sich besonders zwei Fragmente des Stücks gut erklären: Das
im dorischen Dialekt stehende fr. 10 (έκ τάς πινακίδας διαμπερέως, δ τι κα
λέγοι / τα γράμμαθ’, ερμήνευε) könnte eine Aufforderung eines Spartaners
(vielleicht Antalkidas selbst) an Tiribazos sein, die Friedensbedingungen des
Großkönigs vorzulesen oder zu übersetzen (die Wahl des Verbs ερμηνεύω
wäre besonders gut motiviert, wenn hier aus einem persischen Dokument
übersetzt werden muss); wenn es sich um ein Vertragswerk handelt, dann wird
auch die Aufforderung, den Inhalt vollständig (διαμπερέως) wiederzugeben,
verständlich. Und die Auflistung verschiedener Meerestiere, darunter auch
κτένες aus Mytilene oder Methymna, in fr. 12 passt hervorragend in eine
Komödie, in der ein Friedensschluss thematisiert wird, mit dem auch eine
für die Athener besonders unangenehme Blockade zur See beendet wird (vgl.
besonders Xen. HG 5,1,23, wo auch von durch Teleutias beschlagnahmten
athenischen Fischerbooten die Rede ist, und 5,1,28-9). Auch die Erwähnung
der kopis in fr. 15 würde gut in ein Friedensstück passen, an dessen Ende auch
die Spartaner Grund zum Feiern haben. Wenn sich Philyllios’ Poleis auf den
Antalkidasfrieden bezogen, dann war das Stück vielleicht ähnlich panhellenisch
ausgerichtet wie Aristophanes’ Frieden (zu einer weiteren Komödie um einen
Frieden, wohl ebenfalls aus dem 4. Jh., vgl. Theopompos’ Eirene).267 Natürlich
ist nicht unbedingt zu erwarten, dass die historischen Ereignisse bei Philyllios
unverändert wiedergegeben wurden (das ist ja auch in Aristophanes’ Frieden
nicht der Fall);268 denkbar wäre beispielsweise, dass die Rolle des Großkönigs

267 Geißler 1925, 78-9 vermutet einen Bezug auf den Frieden mit Sparta 375/4 v.Chr.,
nennt als alternative Möglichkeit aber auch den Antalkidasfrieden.
268 Denkbar wäre auch, dass das Stück einen solchen Frieden utopisch bereits vorweg-
nahm, noch bevor er tatsächlich zustande kam.
 
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