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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0299
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294

Polyzelos

Delivorrias 19 84, 113 - 7).432 Abgebildet sind dabei neben dem Aufstieg der
Aphrodite aus dem Meer oft Figuren, die sie begleiten (wie Eros, Peitho,
Charis und die Horen), aber auch die olympischen Götter, in deren Kreis sie
aufgenommen wird. In einigen Fällen fährt Aphrodite auf einem Wagen oder
einer Muschel, wobei der Wagen z. B. von Schwänen oder Eroten gezogen
wird. Eine größere Anzahl von Vasenbildern zeigen dagegen Aphrodite beim
Aufstieg nicht aus dem Meer, sondern aus der Erde, in Anwesenheit von einem
oder mehreren Panen (Loeb 1979, 87-98), eine ikonographische Tradition, die
vielleicht auf eine dramatische Darstellung aus dem zweiten Viertel des 5. Jh.
zurückgeht (ebd. 89-90).
Über den Inhalt der anderen Komödien mit dem Titel Αφροδίτης γονοά
ist wenig bekannt: Die bei Nicoph. fr. 1 genannten kleinen Vögel können mit
den στρούθοι in Verbindung gebracht werden, die nach Sapph. fr. 1,9-10 L.-P.
und V. den Wagen der Aphrodite ziehen, die Spinnennetze in fr. 3 dagegen
mit der Falle, die Hephaistos Aphrodite und Ares stellt (Hom. Od. 8,280);
vgl. Pellegrino 2013 (FrC 15), 28. 33. In Antiphanes’ Aphrodites gonai wird in
einer Szene eine Person im Kottabosspiel unterwiesen (fr. 57; vgl. zu Nicoch.
fr. 13). Nesselrath 1995, 20-2 identifiziert sie mit Aphrodite selbst (die dann
in die Nähe einer Hetäre gerückt würde433), Konstantakos 2005, 16-7 mit
einem als αγροίκος charakterisierten Gott wie Pan oder Herakles, der bei
einem (vielleicht anlässlich der Geburt der Aphrodite gefeierten) Symposion
anwesend ist.434
Inhalt Der Titel lässt erwarten, dass bei Polyzelos (und den anderen gleichna-
migen Komödien) die Geburt der Aphrodite, ihre Aufnahme unter die Götter,
und vielleicht auch schon erste Beispiele ihrer besonderen Fähigkeiten und
ihres Charakters im Mittelpunkt standen. Denkbar wäre auch, dass Aphrodite
hier überhaupt erst als „Erfinderin“ der Liebe dargestellt wurde, oder in die
Nähe einer Hetäre gerückt wurde. Vgl. zum möglichen Inhalt der Komödien
mit dem Titel Αφροδίτης γοναί besonders Nesselrath 1995, 3-4, der als mög-
liche Themen die Ankunft der (sofort von allen männlichen Göttern begehr-
ten) Aphrodite im Himmel, ihre Darstellung als eine umworbene Hetäre und

432 Die wohl bekannteste erhaltene Darstellung ist der sog. Ludovisische Thron (LIMC
Aphrodite Nr. 1170; vgl. insgesamt Simon 1959, 8-55); berühmt war in der Antike
das vergoldete Relief auf der Basis der Zeusstatue des Pheidias (Paus. 5,11,8; LIMC
Aphrodite Nr. 1172).
433 Zu literarischen und archäologischen Zeugnissen über Hetären beim Kottabosspiel
(vgl. in der Komödie Cratin. fr. 299, Plat. com. fr. 46, und daneben auch Ar. Ach.
524-5) vgl. Totaro 1998, 144-5.
434 Vgl. zu dem Stück auch Mangidis 2003, 167-9.
 
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