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Sannyrion
Ζευς έρρύη / διά τέγους καθειργμένην τε παΐδ’ έμοίχευσέν ποτέ; „hast du nicht
gehört, durch die Worte der tragischen Schauspieler, dass Zeus einst, in Gold
verwandelt, durch das Dach geflossen ist und ein eingeschlossenes Mädchen
geschändet hat?“ (vgl. 592-3, wo Demeas Nikeratos rät, nach undichten
Stellen im Dach zu suchen) und Ter. Eun. 584-91, wo Chaerea ein Gemälde
sieht, das Jupiter zeigt, wie er als Goldregen zu Danae gelangt, und dies in
rationalisierender Weise direkt mit einem Einsteigen von einem Nachbardach
durch das Impluvium eines Hauses gleichsetzt (ob das Gemälde selbst Jupiter
als Goldregen zeigt oder als Ehebrecher, der durch das Dach einsteigt, bleibt
unklar);599 vgl. Trenkner 1958, 130.
Vgl. in der Komödie auch die Überlegungen Philokieons und seiner Rich-
terkollegen, ob Philokleon durch ein Loch aus dem Haus gelangen könne (Ar.
Vesp. 350-3, und vgl. schon 127; zu einem weiteren Fluchtversuch durch eine
όπή vgl. Ar. Lys. 720).
Merkwürdig bleibt bei Sannyrion, dass der Sprecher nicht durch ein Loch
in ein Gebäude gelangen will, sondern in das Loch selbst. Aber vielleicht hat
όπή hier zugleich einen sexuell-obszönen Doppelsinn (vgl. AP 11,338,2, und
vielleicht Hippon. fr. 135b W.2 = 158 Deg. und Ar. Lys. 720, vgl. Henderson
1991, 141 (§155); vgl. auch τρύπημα bei Ar. Eccl. 624). In diesem Fall würde
auch der Rest des von Hegelochos gesprochenen Verses noch enger mit der
Situation des Versprechers verknüpft, denn κύμα könnte dann auch mit dem
zugrundeliegenden Verb κύω („empfangen“, „schwanger sein“, „schwängern“)
in Verbindung gebracht werden (vgl. auch die etymologisierende Verwendung
von κύμα in der Bedeutung „Embryo“ o.ä., Aesch. Cho. 128, Eum. 659, Eur. fr.
106 Kn.; vgl. Garvie 1986, 76).
ένδύσομαι Blaydes 1896, 98 schlägt eine Änderung zu είσδύσομαι vor
(vgl. Ar. Plut. 204-5 [über einen τοιχωρύχος] είσδύς γάρ ποτέ / ούκ είχεν εις
τήν οικίαν ούδέν λαβεΐν, Xenarch. fr. 4,11 [über Ehebrecher] δι’ οπής κάτωθεν
είσδΰναι στέγης).600 Der Vorschlag ist attraktiv, zumal hier die in LSJ genann-
ten Bedeutungen für είσδύνω und είσδύομαι („get or crawl into“) besser passen
als die für ένδύ(ν)ω und ένδύνομαι genannten („put on“, „enter, press into“
[üblicherweise mit Akk.; als Ausnahme wird Ar. Vesp. 1020 genannt]; bei Eur.
Ale. 631 und Bacch. 853 bedeutet ένδύσεται „er/sie wird (ein Kleidungsstück)
anziehen“). Der Fehler könnte (zumal in einem Scholion zu Euripides) durch
die Erinnerung an eine der beiden genannten Stellen des Euripides bedingt
599 Zwei Pompejanische Wandgemälde (LIMC Danae Nr. 15 und 16) zeigen nebenei-
nander sowohl den Goldregen als auch Zeus in der Gestalt eines jungen Mannes.
600 Bei Hdt. 2,121ß,2 (wo von Dieben die Rede ist, die in ein Gebäude gelangen)
schwanken die Hss. zwischen έσδύντος (so Hude im Text) und ένδύντος.
Sannyrion
Ζευς έρρύη / διά τέγους καθειργμένην τε παΐδ’ έμοίχευσέν ποτέ; „hast du nicht
gehört, durch die Worte der tragischen Schauspieler, dass Zeus einst, in Gold
verwandelt, durch das Dach geflossen ist und ein eingeschlossenes Mädchen
geschändet hat?“ (vgl. 592-3, wo Demeas Nikeratos rät, nach undichten
Stellen im Dach zu suchen) und Ter. Eun. 584-91, wo Chaerea ein Gemälde
sieht, das Jupiter zeigt, wie er als Goldregen zu Danae gelangt, und dies in
rationalisierender Weise direkt mit einem Einsteigen von einem Nachbardach
durch das Impluvium eines Hauses gleichsetzt (ob das Gemälde selbst Jupiter
als Goldregen zeigt oder als Ehebrecher, der durch das Dach einsteigt, bleibt
unklar);599 vgl. Trenkner 1958, 130.
Vgl. in der Komödie auch die Überlegungen Philokieons und seiner Rich-
terkollegen, ob Philokleon durch ein Loch aus dem Haus gelangen könne (Ar.
Vesp. 350-3, und vgl. schon 127; zu einem weiteren Fluchtversuch durch eine
όπή vgl. Ar. Lys. 720).
Merkwürdig bleibt bei Sannyrion, dass der Sprecher nicht durch ein Loch
in ein Gebäude gelangen will, sondern in das Loch selbst. Aber vielleicht hat
όπή hier zugleich einen sexuell-obszönen Doppelsinn (vgl. AP 11,338,2, und
vielleicht Hippon. fr. 135b W.2 = 158 Deg. und Ar. Lys. 720, vgl. Henderson
1991, 141 (§155); vgl. auch τρύπημα bei Ar. Eccl. 624). In diesem Fall würde
auch der Rest des von Hegelochos gesprochenen Verses noch enger mit der
Situation des Versprechers verknüpft, denn κύμα könnte dann auch mit dem
zugrundeliegenden Verb κύω („empfangen“, „schwanger sein“, „schwängern“)
in Verbindung gebracht werden (vgl. auch die etymologisierende Verwendung
von κύμα in der Bedeutung „Embryo“ o.ä., Aesch. Cho. 128, Eum. 659, Eur. fr.
106 Kn.; vgl. Garvie 1986, 76).
ένδύσομαι Blaydes 1896, 98 schlägt eine Änderung zu είσδύσομαι vor
(vgl. Ar. Plut. 204-5 [über einen τοιχωρύχος] είσδύς γάρ ποτέ / ούκ είχεν εις
τήν οικίαν ούδέν λαβεΐν, Xenarch. fr. 4,11 [über Ehebrecher] δι’ οπής κάτωθεν
είσδΰναι στέγης).600 Der Vorschlag ist attraktiv, zumal hier die in LSJ genann-
ten Bedeutungen für είσδύνω und είσδύομαι („get or crawl into“) besser passen
als die für ένδύ(ν)ω und ένδύνομαι genannten („put on“, „enter, press into“
[üblicherweise mit Akk.; als Ausnahme wird Ar. Vesp. 1020 genannt]; bei Eur.
Ale. 631 und Bacch. 853 bedeutet ένδύσεται „er/sie wird (ein Kleidungsstück)
anziehen“). Der Fehler könnte (zumal in einem Scholion zu Euripides) durch
die Erinnerung an eine der beiden genannten Stellen des Euripides bedingt
599 Zwei Pompejanische Wandgemälde (LIMC Danae Nr. 15 und 16) zeigen nebenei-
nander sowohl den Goldregen als auch Zeus in der Gestalt eines jungen Mannes.
600 Bei Hdt. 2,121ß,2 (wo von Dieben die Rede ist, die in ein Gebäude gelangen)
schwanken die Hss. zwischen έσδύντος (so Hude im Text) und ένδύντος.