40 I Annick Peters-Custot
Gegend, in der es möglich war, zahlreiche „griechische" Mönche zu treffen und die
Reformprojekte mit deren Modellcharakter zu nähren - nämlich Süditalien.
Was das italienisch-griechische Mönchtum byzantinischen Ursprungs be-
trifft, müssen verschiedene Räume und Implantationsformen unterschieden wer-
den. In einigen Gebieten (Zentral-, Südkalabrien und Südapulien) sind Mönche
und Mönchsgemeinschaften, die die griechische Sprache und die östliche Litur-
gie üben, die einzigen bekannten Formen des Mönchtums zwischen dem neunten
und dem elften Jahrhundert. Später, vom elften bis zum dreizehnten Jahrhun-
dert, hat das byzantinische Mönchtum aufgrund der Einführung des westlichen
Mönchtums unter dem Einfluss der Normannen kein Monopol mehr, behielt je-
doch in Südkalabrien und Südapulien die Oberhand. Um das Jahr 970 und später
sind byzantinische Mönche in den lateinischen Regionen Süditaliens anzutref-
fen.8 Manchmal handelt es sich um ländliche Gebiete (südliche Basilicata, süd-
liches Latium), aber meistens um Städte: Tarent und Bari in den lateinischen
Provinzen des byzantinischen Italien, Salerno, Neapel, Rom, außerhalb des by-
zantinischen Reichs in Italien.9 Hier lassen sich monastische Gemeinschaften
oder griechische Mönche, die in der Einöde oder in lateinischen Gemeinschaften
lebten, nachweisen, deren Anzahl und eremitische Ausformung äußerst schwer -
meist nur durch archäologische Befunde - zu bestimmen ist.
Die Präsenz dieses östlichen Mönchtums südlich von Rom bis nach Sizilien,
also in Gebieten, die näher am Heiligen Land, Konstantinopel oder Griechen-
land liegen, erklärt sich dadurch, dass man bis zum 12. Jahrhundert die ursprüng-
lichen Quellen des Mönchtums auf der Reise nach Süditalien leicht erreichen
konnte. Dies lässt sich für die Protagonisten der westlichen Mönchsreform bele-
gen: Johannes von Gorze,10 Adalbert von Prag (hier beziehe ich mich auf sein
8 Annick Peters-Custot, Le monachisme byzantin de l'ltalie meridionale. Realite et percep-
tion, du IXe au XIe siecle, in: Monachesimo d'oriente, monachesimo d'Occidente. Settimane
di Studi del Centro Italiano di Studi sull'Alto Medio Evo, Spoleto, 31 marzo-6 aprile 2016,
Spoleto 2017, S. 359-396, hier S. 366-368.
9 Annick Peters-Custot, L'identite d'une communaute minoritaire au Moyen Age. La popu-
lation grecque de la principaute lombarde de Salerne, IXe-XIIe siecles, in: Melanges de l'Ecole
frangaise de Rome, Moyen Age 121/1 (2009), S. 83-97; Dies., Construction de la norme mo-
nastique dans l'ltalie meridionale, entre moines italo-grecs et moines latins aux IXe-XIe sie-
cles, in: La vie quotidienne des moines en Orient et en Occident, IVe-Xe siecles. II. Questions
transversales, hg. von Olivier DELOUis/Maria Mossakowska-Gaubert (Bibliotheque
d'etude, 170), Le Caire-Athenes 2018, S. 445-467; Vera von Falkenhausen, Greek monasti-
cism in Campania and Latium from the tenth to the fifteenth century in: Greek Monasticism
in Southern Italy. The Life of Neilos in Context, hg. von Barbara CROSTINI/Ines Angeli
Murzaku, Oxon-New York 2018, S. 78-95; Peters-Custot, Le monachisme (wie Anm. 8),
S. 366-368.
10 Jean de Saint-Arnoul, La Vie de Jean, abbe de Gorze, Edition und Übersetzung von Mi-
chel Parisse, Paris 1999.
Gegend, in der es möglich war, zahlreiche „griechische" Mönche zu treffen und die
Reformprojekte mit deren Modellcharakter zu nähren - nämlich Süditalien.
Was das italienisch-griechische Mönchtum byzantinischen Ursprungs be-
trifft, müssen verschiedene Räume und Implantationsformen unterschieden wer-
den. In einigen Gebieten (Zentral-, Südkalabrien und Südapulien) sind Mönche
und Mönchsgemeinschaften, die die griechische Sprache und die östliche Litur-
gie üben, die einzigen bekannten Formen des Mönchtums zwischen dem neunten
und dem elften Jahrhundert. Später, vom elften bis zum dreizehnten Jahrhun-
dert, hat das byzantinische Mönchtum aufgrund der Einführung des westlichen
Mönchtums unter dem Einfluss der Normannen kein Monopol mehr, behielt je-
doch in Südkalabrien und Südapulien die Oberhand. Um das Jahr 970 und später
sind byzantinische Mönche in den lateinischen Regionen Süditaliens anzutref-
fen.8 Manchmal handelt es sich um ländliche Gebiete (südliche Basilicata, süd-
liches Latium), aber meistens um Städte: Tarent und Bari in den lateinischen
Provinzen des byzantinischen Italien, Salerno, Neapel, Rom, außerhalb des by-
zantinischen Reichs in Italien.9 Hier lassen sich monastische Gemeinschaften
oder griechische Mönche, die in der Einöde oder in lateinischen Gemeinschaften
lebten, nachweisen, deren Anzahl und eremitische Ausformung äußerst schwer -
meist nur durch archäologische Befunde - zu bestimmen ist.
Die Präsenz dieses östlichen Mönchtums südlich von Rom bis nach Sizilien,
also in Gebieten, die näher am Heiligen Land, Konstantinopel oder Griechen-
land liegen, erklärt sich dadurch, dass man bis zum 12. Jahrhundert die ursprüng-
lichen Quellen des Mönchtums auf der Reise nach Süditalien leicht erreichen
konnte. Dies lässt sich für die Protagonisten der westlichen Mönchsreform bele-
gen: Johannes von Gorze,10 Adalbert von Prag (hier beziehe ich mich auf sein
8 Annick Peters-Custot, Le monachisme byzantin de l'ltalie meridionale. Realite et percep-
tion, du IXe au XIe siecle, in: Monachesimo d'oriente, monachesimo d'Occidente. Settimane
di Studi del Centro Italiano di Studi sull'Alto Medio Evo, Spoleto, 31 marzo-6 aprile 2016,
Spoleto 2017, S. 359-396, hier S. 366-368.
9 Annick Peters-Custot, L'identite d'une communaute minoritaire au Moyen Age. La popu-
lation grecque de la principaute lombarde de Salerne, IXe-XIIe siecles, in: Melanges de l'Ecole
frangaise de Rome, Moyen Age 121/1 (2009), S. 83-97; Dies., Construction de la norme mo-
nastique dans l'ltalie meridionale, entre moines italo-grecs et moines latins aux IXe-XIe sie-
cles, in: La vie quotidienne des moines en Orient et en Occident, IVe-Xe siecles. II. Questions
transversales, hg. von Olivier DELOUis/Maria Mossakowska-Gaubert (Bibliotheque
d'etude, 170), Le Caire-Athenes 2018, S. 445-467; Vera von Falkenhausen, Greek monasti-
cism in Campania and Latium from the tenth to the fifteenth century in: Greek Monasticism
in Southern Italy. The Life of Neilos in Context, hg. von Barbara CROSTINI/Ines Angeli
Murzaku, Oxon-New York 2018, S. 78-95; Peters-Custot, Le monachisme (wie Anm. 8),
S. 366-368.
10 Jean de Saint-Arnoul, La Vie de Jean, abbe de Gorze, Edition und Übersetzung von Mi-
chel Parisse, Paris 1999.