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SUMMARY
127
in der Fasten den leüten die beycht abschlugen und vil andere anti-
christischer stuck mer triben. Dann wie bißhär nyemant größer gleissen
getriben hat und dadurch in allem vollen eeren und pracht über andere
Münch alle gewesen, also ist nyemant dem Evangelio hefftiger und
mit grösserer ungeschicklicheit zu wider. Wiewol, gott sey lob, under
ynen auch seind nit wenig, die Christum erkennen, sye halten aber
auch solche, das sye teglich sich müsßen von yn thun. Gott geb, das
sye einmol alle barmhertzigkeit erlangen und uffhören, den weg gottes
zu verlesteren. Nach disem allen bin ich auch zun Predigern gangen,
wiewol ich nit gantz wilkumm kam, ist aber doch hye die sach etwas
freündtlicher zugangen, dann allein das die göttlich schrifft do nüt gylt
als sye gel- | ten solt. Dann ir Prior mir bekant, wann ich allein bey
göttlicher schrifft bleiben wolt und nit auch der menschen satzung
annemen, so wisßt er mir nichts an zu gewinnen, das dann auch etlich
Barfußer bekant haben. Do ich aber saget und bewiß, das die göttlich
schrifft allein ist anzunemen als die uns überflüssig alles guts lernet und
sust nichs anzunemen, es werde dann durch die göttlich schrifft bewert,
do kundt er seiner menschen satzung keine durch die schrifft erhalten.
Diser ding aller habt ir under eüch selb zeügen genug, die bey und mit
gewesen seind. Nun über diß alles, so bin ich hye zu Straßburg bey
zwen monat gewesen, das sye meine oder mer göttlichs worts wider-
wertigen wol gewisßt haben, das sye etlich geleytert wägen vol mit lugen
mir här noch geschickt haben, stot auch druff ich werde lenger da
bleiben244. Nun hab ich hye vor meinen gnädigen herren, dem Rath
diser loblichen statt, meins vatterlands, auch vor dem Vicario m. g.
herren von Straßburgs mich erbotten, wie obstot, mein leer und leben
zu verantworten245. Was soll ich mer thun? Ich weisß wol, das sye
yetzt grosß gloryieren und nit mit kleinen lugen fechten, vil mer wann
vor, dieweil yn nun mer rum und platz worden ist. Ir möcht aber wol
erachten, wie lär sye der schrifft und worheit seind, das sye über mein
so vilfeltig ansuchen, erbyeten und begeben, sich noch nye haben
dörffen in gespräch mit mir von der worheit zu geben. Mit gewalt die
leüt zu überdisputieren künde der Thürck am besßten. Ich hör auch,
das etlich bey eüch, gewältig doch under dem beschornen gesynd (wölt
aber gott, das der unbeschornen ettlich, denen der zeytlich lust etwas
lieber ist, wann Christus und sein wort, nit zum wenigsten mitstimpten),
fürgeben, mein predig hab nur zu uffrur gedyent und das man der
oberkeit nit gehorsam sey246. Darwider ich doch, wie ir wisßt, allweg
I 2 a
Prediger zu Weißenburg.
ii. Tim. iii. [16]
Butzer zu straßburg
Gewaltig disputation.
Nit uffrürig predigt
244. Auf die Lügen antwortete B. mit der »Verantwortung« (Bibl. Nr. 3).
245. B. gab in seiner »Verantwortung seiner Person halben an den Rat« 17/19. Juni
1523 (Anlage 4) seines »vatterlandes löblichem Magistrat ... einen claren bericht«
seiner »leer und lebens «.
246. Über unruhige Elemente in Weißenburg, die die Schätze der Geistlichkeit mit
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in der Fasten den leüten die beycht abschlugen und vil andere anti-
christischer stuck mer triben. Dann wie bißhär nyemant größer gleissen
getriben hat und dadurch in allem vollen eeren und pracht über andere
Münch alle gewesen, also ist nyemant dem Evangelio hefftiger und
mit grösserer ungeschicklicheit zu wider. Wiewol, gott sey lob, under
ynen auch seind nit wenig, die Christum erkennen, sye halten aber
auch solche, das sye teglich sich müsßen von yn thun. Gott geb, das
sye einmol alle barmhertzigkeit erlangen und uffhören, den weg gottes
zu verlesteren. Nach disem allen bin ich auch zun Predigern gangen,
wiewol ich nit gantz wilkumm kam, ist aber doch hye die sach etwas
freündtlicher zugangen, dann allein das die göttlich schrifft do nüt gylt
als sye gel- | ten solt. Dann ir Prior mir bekant, wann ich allein bey
göttlicher schrifft bleiben wolt und nit auch der menschen satzung
annemen, so wisßt er mir nichts an zu gewinnen, das dann auch etlich
Barfußer bekant haben. Do ich aber saget und bewiß, das die göttlich
schrifft allein ist anzunemen als die uns überflüssig alles guts lernet und
sust nichs anzunemen, es werde dann durch die göttlich schrifft bewert,
do kundt er seiner menschen satzung keine durch die schrifft erhalten.
Diser ding aller habt ir under eüch selb zeügen genug, die bey und mit
gewesen seind. Nun über diß alles, so bin ich hye zu Straßburg bey
zwen monat gewesen, das sye meine oder mer göttlichs worts wider-
wertigen wol gewisßt haben, das sye etlich geleytert wägen vol mit lugen
mir här noch geschickt haben, stot auch druff ich werde lenger da
bleiben244. Nun hab ich hye vor meinen gnädigen herren, dem Rath
diser loblichen statt, meins vatterlands, auch vor dem Vicario m. g.
herren von Straßburgs mich erbotten, wie obstot, mein leer und leben
zu verantworten245. Was soll ich mer thun? Ich weisß wol, das sye
yetzt grosß gloryieren und nit mit kleinen lugen fechten, vil mer wann
vor, dieweil yn nun mer rum und platz worden ist. Ir möcht aber wol
erachten, wie lär sye der schrifft und worheit seind, das sye über mein
so vilfeltig ansuchen, erbyeten und begeben, sich noch nye haben
dörffen in gespräch mit mir von der worheit zu geben. Mit gewalt die
leüt zu überdisputieren künde der Thürck am besßten. Ich hör auch,
das etlich bey eüch, gewältig doch under dem beschornen gesynd (wölt
aber gott, das der unbeschornen ettlich, denen der zeytlich lust etwas
lieber ist, wann Christus und sein wort, nit zum wenigsten mitstimpten),
fürgeben, mein predig hab nur zu uffrur gedyent und das man der
oberkeit nit gehorsam sey246. Darwider ich doch, wie ir wisßt, allweg
I 2 a
Prediger zu Weißenburg.
ii. Tim. iii. [16]
Butzer zu straßburg
Gewaltig disputation.
Nit uffrürig predigt
244. Auf die Lügen antwortete B. mit der »Verantwortung« (Bibl. Nr. 3).
245. B. gab in seiner »Verantwortung seiner Person halben an den Rat« 17/19. Juni
1523 (Anlage 4) seines »vatterlandes löblichem Magistrat ... einen claren bericht«
seiner »leer und lebens «.
246. Über unruhige Elemente in Weißenburg, die die Schätze der Geistlichkeit mit