I 2b
I 3 a
iii. Regum xviii. [ 17-18]
Da stekls.
128 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
predigt und ernstlich ermant hab, | alsdann von wegen etlicher un-
göttlichen und die leng nit wol leidlichen tyrannyen wol von nöten ge-
wesen ist, auch wol erschossen247 ist, dann dadurch angehalten ist, das,
als zu besorgen, sust gangen wer. Diß wisßt ir und habt mirs bezeügt
zum offtern mal. Aber meine widerwertigen, so (als ich hör) ir mich 5
auch also versprecht248 wie dann die warheit und auch allen kundtlich
ist: Ja, sagen sye, hat ers nit uff der cantzel gethon, so hat ers aber sust
heimlich gethon bey den uffrürischen, zu denen er sich gesellt hat und
mit yn gessen. Seht, lieben brüder, wie ein ellend ding ist es umb einen,
der Christum verleügnet, die worheit, wie mit schantlichen lügen musß I0
er sich behelffen. Ich hab mit manchem von den eüwern gessen, druncken
und geredt; wölt gott ir, meiner widersächer und falscher verlümbder bey-
woner, hetten nit me, dann das mein zwytracht schand und laster bracht,
so solten ir wol basß ston. Ir, bey den ich gewesen bin, gessen und
truncken hab, wisßt, das all mein red wie uff der cantzel anders zu nit XJ
gedyent haben, dann das ir an Christum gäntzlich glaubten, all eüwer
heyl von seiner gnaden warteten, den nechsten auch die feynd lyebten,
eüch züchtigs wandels hyelten und in allen dingen gedultig weren, dann
das gots wort nur in gedult sein frucht bringt und ein christlich leben
vil mer in lyden dann thun stot, das ich, wie ir wisßt, bey eüch allweg zo
im mund hat. Aber es darff nit vil verantwurtens gegen den leüten, ir
wisßt, was sye für leüt seind. Kein gott, kein worheit, kein eer, kein
scharn haben sye. Als ir leyder nur zu vil erfaren habt. Gott wend es
alles noch seinem gefallen. Sye, sye seinds, die uffrur und zwytracht
anrichten und die götlich gehorsam underston24? zu vertilgen, damit ir 25
gottloß leben unverhindert bleib und sye ir suffen, fressen, hurery und
eebruch sampt andern solchen händlen im suß und | gewonlichem pracht
hinußfüren. Achab warff auch dem Helia, für er machet Israel unrüwig.
Do saget Helias: Ich hab Israel nit unrüwig gemacht oder bekümert, sonder
du und das huß deins vatters, die ir die gebott des herren verlassen habt und 30
Balaam nochgefolget. Also seind auch dise. Sye haben verlassen die heyl-
same leer Christi und underston sye gar zu vertilgen, folgen noch dem
Antichristo, das macht unrug, unradt und alles übel. Doch nit von den
christen enthebt250 sich solchs, dann sye allweg zu leyden bereit seind,
sonder von den Antichristen, das ist den widerchristen, die, so die 35
woren christen von irem truwen hyrten Christo nit wichen wöllen, allein
syne stymm hören, im allein volgen und die antichristischen mörder nit
Gewalt an sich bringen wollen, klagt B. im Brief an Hector Lange, Weißenburg, 19. 1.
1523 (Schelborn: Unschuldige Nachrichten, Bd. 26. 1725. S. 18). Vgl. auch B.s Brief an
Beatus Rhenanus vom November 1525 (Horawitz-Hartfelder, S. 348-352), in dem er die
reformatorische Verkündigung gegen den Vorwurf verteidigt, Aufruhr auszulösen.
247. Fruchten, nutzen. 248. Verteidigen, entschuldigen.
249. Wagen. 250. Sich erheben, entstehen.
I 3 a
iii. Regum xviii. [ 17-18]
Da stekls.
128 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
predigt und ernstlich ermant hab, | alsdann von wegen etlicher un-
göttlichen und die leng nit wol leidlichen tyrannyen wol von nöten ge-
wesen ist, auch wol erschossen247 ist, dann dadurch angehalten ist, das,
als zu besorgen, sust gangen wer. Diß wisßt ir und habt mirs bezeügt
zum offtern mal. Aber meine widerwertigen, so (als ich hör) ir mich 5
auch also versprecht248 wie dann die warheit und auch allen kundtlich
ist: Ja, sagen sye, hat ers nit uff der cantzel gethon, so hat ers aber sust
heimlich gethon bey den uffrürischen, zu denen er sich gesellt hat und
mit yn gessen. Seht, lieben brüder, wie ein ellend ding ist es umb einen,
der Christum verleügnet, die worheit, wie mit schantlichen lügen musß I0
er sich behelffen. Ich hab mit manchem von den eüwern gessen, druncken
und geredt; wölt gott ir, meiner widersächer und falscher verlümbder bey-
woner, hetten nit me, dann das mein zwytracht schand und laster bracht,
so solten ir wol basß ston. Ir, bey den ich gewesen bin, gessen und
truncken hab, wisßt, das all mein red wie uff der cantzel anders zu nit XJ
gedyent haben, dann das ir an Christum gäntzlich glaubten, all eüwer
heyl von seiner gnaden warteten, den nechsten auch die feynd lyebten,
eüch züchtigs wandels hyelten und in allen dingen gedultig weren, dann
das gots wort nur in gedult sein frucht bringt und ein christlich leben
vil mer in lyden dann thun stot, das ich, wie ir wisßt, bey eüch allweg zo
im mund hat. Aber es darff nit vil verantwurtens gegen den leüten, ir
wisßt, was sye für leüt seind. Kein gott, kein worheit, kein eer, kein
scharn haben sye. Als ir leyder nur zu vil erfaren habt. Gott wend es
alles noch seinem gefallen. Sye, sye seinds, die uffrur und zwytracht
anrichten und die götlich gehorsam underston24? zu vertilgen, damit ir 25
gottloß leben unverhindert bleib und sye ir suffen, fressen, hurery und
eebruch sampt andern solchen händlen im suß und | gewonlichem pracht
hinußfüren. Achab warff auch dem Helia, für er machet Israel unrüwig.
Do saget Helias: Ich hab Israel nit unrüwig gemacht oder bekümert, sonder
du und das huß deins vatters, die ir die gebott des herren verlassen habt und 30
Balaam nochgefolget. Also seind auch dise. Sye haben verlassen die heyl-
same leer Christi und underston sye gar zu vertilgen, folgen noch dem
Antichristo, das macht unrug, unradt und alles übel. Doch nit von den
christen enthebt250 sich solchs, dann sye allweg zu leyden bereit seind,
sonder von den Antichristen, das ist den widerchristen, die, so die 35
woren christen von irem truwen hyrten Christo nit wichen wöllen, allein
syne stymm hören, im allein volgen und die antichristischen mörder nit
Gewalt an sich bringen wollen, klagt B. im Brief an Hector Lange, Weißenburg, 19. 1.
1523 (Schelborn: Unschuldige Nachrichten, Bd. 26. 1725. S. 18). Vgl. auch B.s Brief an
Beatus Rhenanus vom November 1525 (Horawitz-Hartfelder, S. 348-352), in dem er die
reformatorische Verkündigung gegen den Vorwurf verteidigt, Aufruhr auszulösen.
247. Fruchten, nutzen. 248. Verteidigen, entschuldigen.
249. Wagen. 250. Sich erheben, entstehen.