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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0144
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

ort ußgedruckt ist, die verrücken den rechtgläubigen das zyel, gond
ynhär nach eigner wale in demut und geistlicheit der engel, des sye nie
keins gesehen haben, on ursach uffgeblaßen in irem fleischlichen synn
und halten sich nit an das haubt Christum.

Der sechst artickel. 5
Ja, zum Timotheum schreibt er uß gewissem antzeigen des geists, das die
i. Tim. iii. [1-5] do verbieten eelich zu werden und vermeiden speise, von gott geschaffen,
zu nemen mit danckbarkeit den gläubigen, welchs ym der geist gottes
anzeigt in letsten tagen künfftig sein, seyen abtrinnig vom glauben,
yrrige geister, teüffels lerer in gleynerey, lugen redner, die ein brandt- 10
male in iren gewissen haben. |
L 3 a Hyerum ich, Martinus Bucerus obgemelt, uß grunde göttlichs worts,
dem alle creaturen weichen müssen und sollen, für das wir gut, eer und
leyb zu setzen pflichtig seind, schreib hye mit diser schrifft, mit meiner
hand underzeichnet, offentlich und sag. So etlich Barfusser hye zu 15
Weissenburg, als mir dann gläublich fürkommen ist, haben etlichen die
beicht abgeschlagen allein der ursach halben, das dieselbigen eyer und
milchspeiß in diser Fasten geessen haben283, die yn gott gegündt284 und
die menschen nit verbyeten mögen, auch bey, keiner peen285 verbotten
handt, welche Münch doch wie ander, wo sye anders christen sein 20
wöllen, schuldig seind uß göttlichem gebott die absolution nyemandt,
der ir begert, abzuschlagen, ich schweig der beicht, das sollich abtrünnig
vom glauben seind, irrige geister, gewisse Apostel des entchrists, wider-
secher Christi, teüffels prediger, schwechen und felschen göttliche gebott,
verdrucker des heiligen Evangelii, die den herren verleügnen, der sye 25
erkaufft hatt, und neben einfüren verderblich secten, die schedigsten,
gifftigsten gleißner, seelmörder und gotzdieb286, die das ertrich tregt,
die allem rechtem und billichem, göttlichem, natürlichem und mensch-
lichem, zu wider seind und handlen. Disen will ich gleich geacht und
ußgeschriben haben alle und yede wer die seind, die mein predig alß 30
falsch und ketzerisch verlyegen und ußtragen, die leüt davon abziehen
auch verbyeten, ynen trawen287 das sacrament nit zu geben, was sye
sollichs hören und vil anders unfüglichs und allem rechten entgegen
üben mein predig zu verlöstern, so sye doch uff mein als vilfeltig erbyeten,
bitten und flehen nye kummen seind, mich bessers zu weißen, und noch 35

283. In der Quadragesimalzeit war der Genuß von Eiern und Lacticinien verboten,
vgl. CR Zw 1,88, Anm. 1; zur heutigen Praxis vgl. LThK 3,966-968.
284. Gönnen. 285. Strafe, poena. 286. Kirchenräuber. 287. Drohen.
 
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