Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0257
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GRUND UND URSACH

253

es wil nit me überredens gelten und, wolt got, das, wie uns Straßburger
D. Martin Luther vermant hat145, jederman sich befliß, die hauptstuck
wol zu fassen, so wolten wir in solchen eüsserlichen dingen leicht eins
werden und bleiben.
5 Das etlich wöllen doher komen auß dem gesatz und propheten etwas
im newen testament in worten und wercken Christi zu vercleren, das
ist durch den schatten lernen, wie der leyb sehe und vom verdeckten
angesicht Mose146 das hell auffgedeckt angesicht Christi wöllen erkennen
und durch die figuren, die gegenwertig worheit kuntlich machen, ist
10 je ein verkerts; Moses und die Propheten zeügen von Christo, aber
Christus, der entdeckt das angesicht Mose und der propheten und ver-
klert sye. Darumb so etliche die wort Christi in Evangelisten wöllen
faren lassen und von cerimonien des gesatzes die leüt überstreitten, das
ist der sunnen wöllen zünden, machen sye nit mer, dann das sye die
15 leüt von inen weiter abtreiben und sye in irer meinung stercken.
Also, so du wilt herfaren, im gesetz haben vom opffer ges- | sen, die L3a
da opfferten und des altars genoßen waren, also müßen wir auch von
unserm opffer, das do ist der leyb und blut Christi, essen und darumb
muß das brot des herren leyplich sein leyp und der kelch leyplich sein
20 blut sein. Möcht dann nit Carlstadtt sagen, wir sollen ja von unserm
opffer essen. Ja, wer nit isset das fleisch und drincket das blut des
menschenkind, der mag das leben nit in im haben, Jo. 6 [53]. Dise
wort aber des herren seind geist und leben; geistlich muß das zugon
durch den glaubenu147, das fleisch ist kein nütz und würt noch lang
25 nit folgen, das ich solchs leyplich im brot und wein müsse niessen.
Dazu ists gesatz geistlich und würt mit geistlichen und keinem leip-
lichen ding erfüllet. Liß die Episteln zun Hebreern, ein figur erfüllet die
ander nit, sonder die geistlich worheit ist erfüllung der figuren. Das
wir noch dise zwo cerimonien haben, tauff und nachtmal, ist etwas
30 gesatzlichs, wie wir dann noch zum teyl, so fer wir mit dem sündtlichen
leyb becleidet sein, under dem gesatz seind, was dem newen testament
eigentlich zu hört, im gesatz Mose und propheten bezeüget, ist eitel
geistlich ding, als do ist der tauff Christi durch den geist und das
fewer148 und das geistlich niessen des fleischs und bluts Christi.
35 Deßhalb erman ich in Christo alle, die in diser sach etwas zu schreiben
oder predigen, inen für not achten, das sye wöllen gedencken, das sye
diener des geists sein sollen und das sye inen selber nit wöllen gefallen,
t) Carlstadts AB. - u) glaubeu AB.
145. Vgl. Luther: Vermahnung an die Christen zu Straßburg. WA 15, 391 ff.
146. Vgl. 2 Cor 3,13-16.
147. Vgl. Joh. Müller: M. Bucers Hermeneutik. Diss. Heidb. 1955. S. 33ff.
148. Mt 3,11.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften