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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0269
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GRUND UND URSACH

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solten, wie der herr mit worten und wercken gelert hat, guts thun
dann der sabbath ist, den doch gott gepotten hat umbs menschen
willen177, auff den man sol dem nechsten guts thun178, ich schweig auff
unsere feyrtag, die gott nit gepotten und deren halb uns niemant zu
5 richten hat Col. 2 [16], so dörffen sye es irer meinung bey einer todt-
sünd nit thun, sonder auch allen andern irthumb, aberglauben, gots-
lesterung sampt allerley fleischlichen sünden und lastern haben sye
gefordert und gestercket. Wann haben die falschen propheten die leüt
mer verfürt dann auff die feyrtag? Wann haben die Meßling179 mer ab
10 iren gotzlesterlichen | Messen gelöset und sye kostlicher auffgemutzt180,
dann auff die feyrtag? Wann hat ablaß, heülen und plerren in den
templen mer golten, dann auff die feyrtag? Wann hat man der heilgen
anbetten sampt allem aberglauben mer getriben, dann auff die feyrtag ?
Und das ich auff die eüsserlichen laster kumm, wann ist mer hoffart,
15 pracht, fressen, sauffen, unkeüscheit, seelmordt dann auff die feyrtag?
Es leyt am tag und mag nit geleücknet werden, das auff die feyrtag alles
guts zerstört und alles böses gepflantzet ist, bey wölchen bösen, gyfftigen
früchten menigklich wol sehen mag, das dise pflantzung vom vatter
nit ist, sonder vom feindt alles gutes, dem teüffel.
20 So dann uns got gesetzet hat, solche außzureüten, haben wir allen
fleyß fürgewendt und noch, das die Christen ein tag halten als den
andern, aber alle tag gott feyren, das ist, in lassen würcken und machen,
und sye sich gelassen in sein willen geben. Und ob etlich schon lang
sagen, mit dem wort solt man die mißbreüch abtreiben und die feyrtag
25 bleiben lassen, so gibts doch die erfarung, auch so fordert es die schrifft,
das man mit exempl der lere zeügnüß gebe. Paulus sagt je eben, do er
von feyrtagen redet: seyt wie ich, dann ich bin wie ir, [Gal 4,12] das ist,
ich bin mit eüch, die on gesatz seind, als on gesetz worden181, seyt doch
nun auch ir wie ich frey Christen182, die ire sach auff den einigen Christum
30 setzen und auff kein eüsserliche ding. Darumb, so wir predigen sollen,
das ein tag sey wie der ander, warumb woltena wir selb es dann anders
halten? Wir sollen leren, das man allen tag die gepurt, beschneydung,
todt, leiden, auffersteung auch bedencken und gott darumb dancken
sollen, und wir wolten dazu sondere tag erlesen? damit wir doch je
35 ursach zu gleyßnerey vilen geben, die auch nit dieb bösten sein wolten,
und wurd ir hertz gestalt sein wie bißher, dadurch gott mer erzürnet
und geschmehet wurde und auch achtung und | underscheidt der tag
angericht und underhalten.
a) wolteu AB. - b) dle AB.
177. Mc 2,27-28. 178. Mt 12,12.
179. Meßling = Meßpriester. 180. Herausputzen.
181. 1. Cor 9,21. 182. Gal 5,1.

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