MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
294
Nachdem der ernnuest und edel junkher Egenolff Röder1, Stettmeister,
und der edelgeacht und wise hr. Niclaus Kniebis2, altammeister, vß
beuelch E.g. mir haben vorlesen lossen ein hässig geschryfft, die myn
gnediger herr von Straßburg an sie mynenthalb gethon hat, in der sin
genad nach anzeyg, das sie mynenthalb fylfaltig bericht werde, wie ich 5
eins vngeschickten3 und ergerlichen fürnemens4 sy, begert, mir das
geleyt von E.g. vor gewalt gnediglich zugesagt5 abzukunden, damit
sin gnad gegen mir handeln und dises bystumbs mich verwisen möcht;
Vnd als mir zu schwer6, anstat myn antwort uff gemelt schryfft zu
geben, haben sie myn gedacht, zwen herren uff myn demüttig flyßig 10
bytt, min antwort und entschuldigung inn schryfft zu stellen, vergundt,
gestalt an e.g., mins Vatterlands loblichen Magistrat, dem ich gottlichen
rechten noch gantz undertänig in allem vsserlichem, es treff an eer, lyb
oder gut, gehorsam zu leysten schuldig, willig vnd von hertzen geneigt
byn7, uff gemelte schryfft, min g.herren von Straßburg, min demüttig 15
aber vngezwifelt worheit, antwurt dise, der ich ouch got dem almechti-
gen danck sag mit sünderm flyß, das mir vrsach geben ist, miner leer
und lebens E.g. einen cleinen bericht zugeben; Dann ich das liecht all-
wegen gesucht und nit geschuwet hab, hab aber byßher, wiewol hie
und anderswo, durch nit sunder8 des h.Evangely widersacher nit wenig 2o
verlumbd und vßgeschriewen, als ob min wäsen christlicher leer nit
gemäß were, zu offentlichem verhörr nit kommen mögen.
Sag nun uff das erst, das sich min gnediger herr von Straßburg ver-
f° 95r nemen laßt, sin gnad sy minenthalb | vilfältig bericht, das ich eins
vngeschickten fürnemens sy, dodurch in dem gemeynen und vnuer- 25
stendigen volck vil ergernuß erwochßt, das sin gnad in disem fall zu
wyt bericht ist. Dan ich mir, ist Got min zuge, keins andern fürnemens
bewißt bin, dann das ich in worem gesunden glouben und gotseligem
wandel in der beruffung, zu welcher mich der almechtig berufft9, und
mit den goben, so er mir verlyhen hat, gern wolte, so wyt mir möglich, 30
minem nechsten hie oder wohin mich noch Got beruffen wurt zu allem
gutem truwlich und mit allem flyß dienen, wie ich das schuldig bin.
Mag aber yeman uff mich bringen wort oder werck, die ein ander für-
nemen anzeygen, wil ich mich E.g. yetzundt in dryfältig straff begeben
haben, wo mir mit recht eyne erkandt werden mag; ich hab noch kan 35
yetzt der zit nichts, domit ich minen brüdern, von denen ich den
ernert wurd, erschießlich10 dienen möcht, dann mit predigen oder lesen,
1. Zu Röder vgl. Dictionaire de Biographie des Hommes celebres de l’Alsace,
Bd. II, Rixheim 1910, S. 592.
2. Zu Kniebis (Kniebs) vgl. Röhrich: Gesch. I, 169-170. 3. Ungehörig.
4. Vorhaben, Unternehmen. 5. Am 18. Mai; vgl. Adam, S. 51.
6. Da es für mich zu belastend war. 7. Vgl. Ro 13, 1-7.
8. Nur. 9. Vgl. 1 Cor 7, 20. 10. Förderlich, nützlich.
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Nachdem der ernnuest und edel junkher Egenolff Röder1, Stettmeister,
und der edelgeacht und wise hr. Niclaus Kniebis2, altammeister, vß
beuelch E.g. mir haben vorlesen lossen ein hässig geschryfft, die myn
gnediger herr von Straßburg an sie mynenthalb gethon hat, in der sin
genad nach anzeyg, das sie mynenthalb fylfaltig bericht werde, wie ich 5
eins vngeschickten3 und ergerlichen fürnemens4 sy, begert, mir das
geleyt von E.g. vor gewalt gnediglich zugesagt5 abzukunden, damit
sin gnad gegen mir handeln und dises bystumbs mich verwisen möcht;
Vnd als mir zu schwer6, anstat myn antwort uff gemelt schryfft zu
geben, haben sie myn gedacht, zwen herren uff myn demüttig flyßig 10
bytt, min antwort und entschuldigung inn schryfft zu stellen, vergundt,
gestalt an e.g., mins Vatterlands loblichen Magistrat, dem ich gottlichen
rechten noch gantz undertänig in allem vsserlichem, es treff an eer, lyb
oder gut, gehorsam zu leysten schuldig, willig vnd von hertzen geneigt
byn7, uff gemelte schryfft, min g.herren von Straßburg, min demüttig 15
aber vngezwifelt worheit, antwurt dise, der ich ouch got dem almechti-
gen danck sag mit sünderm flyß, das mir vrsach geben ist, miner leer
und lebens E.g. einen cleinen bericht zugeben; Dann ich das liecht all-
wegen gesucht und nit geschuwet hab, hab aber byßher, wiewol hie
und anderswo, durch nit sunder8 des h.Evangely widersacher nit wenig 2o
verlumbd und vßgeschriewen, als ob min wäsen christlicher leer nit
gemäß were, zu offentlichem verhörr nit kommen mögen.
Sag nun uff das erst, das sich min gnediger herr von Straßburg ver-
f° 95r nemen laßt, sin gnad sy minenthalb | vilfältig bericht, das ich eins
vngeschickten fürnemens sy, dodurch in dem gemeynen und vnuer- 25
stendigen volck vil ergernuß erwochßt, das sin gnad in disem fall zu
wyt bericht ist. Dan ich mir, ist Got min zuge, keins andern fürnemens
bewißt bin, dann das ich in worem gesunden glouben und gotseligem
wandel in der beruffung, zu welcher mich der almechtig berufft9, und
mit den goben, so er mir verlyhen hat, gern wolte, so wyt mir möglich, 30
minem nechsten hie oder wohin mich noch Got beruffen wurt zu allem
gutem truwlich und mit allem flyß dienen, wie ich das schuldig bin.
Mag aber yeman uff mich bringen wort oder werck, die ein ander für-
nemen anzeygen, wil ich mich E.g. yetzundt in dryfältig straff begeben
haben, wo mir mit recht eyne erkandt werden mag; ich hab noch kan 35
yetzt der zit nichts, domit ich minen brüdern, von denen ich den
ernert wurd, erschießlich10 dienen möcht, dann mit predigen oder lesen,
1. Zu Röder vgl. Dictionaire de Biographie des Hommes celebres de l’Alsace,
Bd. II, Rixheim 1910, S. 592.
2. Zu Kniebis (Kniebs) vgl. Röhrich: Gesch. I, 169-170. 3. Ungehörig.
4. Vorhaben, Unternehmen. 5. Am 18. Mai; vgl. Adam, S. 51.
6. Da es für mich zu belastend war. 7. Vgl. Ro 13, 1-7.
8. Nur. 9. Vgl. 1 Cor 7, 20. 10. Förderlich, nützlich.