ANLAGEN UND GUTACHTEN
311
die bucher Josue, der richter, der kunig, psalter Davids, bucher Salo-
monis, propheten vnd im newen die iiii Euangelisten, Petri, Pauli,
Joannis epistolen, auch also die gotlich schrifft genant werden6, das
darin nichs dan eytel gewisse leer vnd worheyt gotes begriffen ist, vnss
5 zur vnderrichtung, als die zur selikeyt erwelt sein7, geschriben vnd
geoffenbart8. Dan got gar strenglich im v. buch Mosche am iiii. [2] und
xii. [32] verpotten hat, etwas zu noch von seinen geschriben gepoten
vnd satzungen zu thun, vss dem ie clerlich volget, das solche zur selikeyt
vberflussig genug sein, seyten mol er so hefftig verpent9, etwas hin zu
10 zu thun. Vnd mer auch, das alles darin nit begriffen, wie heilig, gelert
leut das erdencken, in kein weg im mag verglichen werden, darumb dan
vnverneinlich weiter folget, das alles, so von menschen mag erdocht
werden, nit allein nit gehalten, sonder vffs baldigst solle abthon werden,
wo solches den geschribenen gotes gepoten entgegen oder vngemess
15 erfunden würd10. Dorumb auch got, do er dem volck israel Christum
verhiess vnd gepot im zugehorchen, setzet er gleich hinzu: Ich will meine
wort in seinen mundt geben, der solle zu inen reden, was ich im gepieten werd,
im v. buch Mosche am xviii. cap. [18]; darumb dan Christus auch selb
gesagt: mein ler ist nit mein, sonder des vatters, der mich gesant hat,
20 vnd von mir selb hab ich nichs geredt, sonder der vater hat mich gesandt;
auch Jo. vii [16] und | viii [18]. Domit dan aber anzeigt ist, das got f° 18 r
will sein wort allein gelert haben on einig Vermischung menschlicher
ler oder Weisheit, deshalb er dan heffticlich durch seine propheten hatt
alweg stroffen lossen die, so menschlich wort vnd gedicht haben wöllen
25 mit seinen worten vnd gepoten vermischen, wie man sonderlich liset
Jsaiae am xxix. [13-14] und Hieremiae am xxiii. [28], do er das gotlich
wort dem weissen11 vnd menschen ler dem stro vergleichet. Mer aber,
das in obgemelten biblischen büchern nichs dan die woren, lautern
gotlichen wort vnss zur genugsamen vnd gewisslich seligen ler be-
30 griffen syen, zeiget auch das an, das Christus saget Jo. v.[39]: Süchent
in der schrifft, dan ir in den selbigen achtent, das ewig leben zu haben, vnd die
sinds, die zeugniss von mir geben. Dan haben wir in gotlicher schrifft das
ewig leben, als wirs dan drin haben, nemlich wore erkantnuss des
einigen gotes vaters vnd des, den er gesant hat, Jesu Christi, seins sons,
35 Jo. 17 [3], so dorffen wir ie keiner andern vnd soll alle ander diser
6. Im Alten Testament gilt für B. der hebräische Kanon (vgl. seine Stellung zu
den Makkabäerbüchern Summary, S. 82ff.). Die Liste der etlichen Schriften ist offen-
sichtlich lückenhaft, da B. die Apostelgeschichte und die Offenbarung ohne Ein-
schränkung zitiert; nur die Autorität des Jakobusbriefes wird angezweifelt, vgl.
Summary, S. 84. Zur Sache vgl. die Anm. 2 angeführte Schrift Karlstadts.
7. Zu B.s Lehre von der Erwählung vgl. Summary, S. 105ff., und Lang, S. 156-197.
8. Vgl. 2 Tim 3, 15-16. 9. Bei Strafe verbieten.
10. Vgl. Luther, WA 7,96, 4-20 (Assertio). 11. Weizen.
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die bucher Josue, der richter, der kunig, psalter Davids, bucher Salo-
monis, propheten vnd im newen die iiii Euangelisten, Petri, Pauli,
Joannis epistolen, auch also die gotlich schrifft genant werden6, das
darin nichs dan eytel gewisse leer vnd worheyt gotes begriffen ist, vnss
5 zur vnderrichtung, als die zur selikeyt erwelt sein7, geschriben vnd
geoffenbart8. Dan got gar strenglich im v. buch Mosche am iiii. [2] und
xii. [32] verpotten hat, etwas zu noch von seinen geschriben gepoten
vnd satzungen zu thun, vss dem ie clerlich volget, das solche zur selikeyt
vberflussig genug sein, seyten mol er so hefftig verpent9, etwas hin zu
10 zu thun. Vnd mer auch, das alles darin nit begriffen, wie heilig, gelert
leut das erdencken, in kein weg im mag verglichen werden, darumb dan
vnverneinlich weiter folget, das alles, so von menschen mag erdocht
werden, nit allein nit gehalten, sonder vffs baldigst solle abthon werden,
wo solches den geschribenen gotes gepoten entgegen oder vngemess
15 erfunden würd10. Dorumb auch got, do er dem volck israel Christum
verhiess vnd gepot im zugehorchen, setzet er gleich hinzu: Ich will meine
wort in seinen mundt geben, der solle zu inen reden, was ich im gepieten werd,
im v. buch Mosche am xviii. cap. [18]; darumb dan Christus auch selb
gesagt: mein ler ist nit mein, sonder des vatters, der mich gesant hat,
20 vnd von mir selb hab ich nichs geredt, sonder der vater hat mich gesandt;
auch Jo. vii [16] und | viii [18]. Domit dan aber anzeigt ist, das got f° 18 r
will sein wort allein gelert haben on einig Vermischung menschlicher
ler oder Weisheit, deshalb er dan heffticlich durch seine propheten hatt
alweg stroffen lossen die, so menschlich wort vnd gedicht haben wöllen
25 mit seinen worten vnd gepoten vermischen, wie man sonderlich liset
Jsaiae am xxix. [13-14] und Hieremiae am xxiii. [28], do er das gotlich
wort dem weissen11 vnd menschen ler dem stro vergleichet. Mer aber,
das in obgemelten biblischen büchern nichs dan die woren, lautern
gotlichen wort vnss zur genugsamen vnd gewisslich seligen ler be-
30 griffen syen, zeiget auch das an, das Christus saget Jo. v.[39]: Süchent
in der schrifft, dan ir in den selbigen achtent, das ewig leben zu haben, vnd die
sinds, die zeugniss von mir geben. Dan haben wir in gotlicher schrifft das
ewig leben, als wirs dan drin haben, nemlich wore erkantnuss des
einigen gotes vaters vnd des, den er gesant hat, Jesu Christi, seins sons,
35 Jo. 17 [3], so dorffen wir ie keiner andern vnd soll alle ander diser
6. Im Alten Testament gilt für B. der hebräische Kanon (vgl. seine Stellung zu
den Makkabäerbüchern Summary, S. 82ff.). Die Liste der etlichen Schriften ist offen-
sichtlich lückenhaft, da B. die Apostelgeschichte und die Offenbarung ohne Ein-
schränkung zitiert; nur die Autorität des Jakobusbriefes wird angezweifelt, vgl.
Summary, S. 84. Zur Sache vgl. die Anm. 2 angeführte Schrift Karlstadts.
7. Zu B.s Lehre von der Erwählung vgl. Summary, S. 105ff., und Lang, S. 156-197.
8. Vgl. 2 Tim 3, 15-16. 9. Bei Strafe verbieten.
10. Vgl. Luther, WA 7,96, 4-20 (Assertio). 11. Weizen.