Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0332
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
328

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

sein sollen114. Vss den vorigen articulen ists clar, das sy sind als andere
christen, so sy anders christen sind vnd ie woren glauben haben, darumb,
was got andern gepoten hat, ist in auch gepotten; was andern verpotten,
ist in auch verpotten, nun hat got die eh eingesetzet vnd die menschen
gesegnet vnd gesagt: Seyt fruchtbar vnd mert euch [Gen 1,28] vnd das im 5
paradyss, im stand der vnschuld. Darumb weder die eh, noch ehliche
werck für vnrein mogen geachtet werden. Dan got heist die eh gut
vnd fruchtbar sein vnd sich meren, heist er ein segen, Gen. 1 [28] vnd 2 °
[22-24]. Nun werdt sein wort ewig, so hat ers auch nie widerruffet.
Darumb die eh verpieten ein teuffelische ler ist, 1. Timoth. 4 [1-5]. 10
Vnd wer auch nit von natur vntoglich zur eh geporen ist oder hernacher
durch menschen dar zu vntoglich gemacht115 oder von got begobet
vmb des himel reichs willen, das ist durch das wort gotes vnd Evangelion
desto mer got, dem herren, geistliche Kinder zu geperen vnd zu Christo
zu bringen116, sich der eh in worer keuscheyt zu enschlahen, der ist 15
schuldig, in die eh zu kumen, er sy, wer er wöll117, Dan also sagt |
32vPaulus: ein ieglicher, die hurery vermeiden, hab sein eigen weib vnd ein iegliche
iren eigen man, 1. Cor. 7. [2]. Vnd was dorff es fil red? Hetten wir bischoff
und priester, wie sy der heilig geist will haben, nemlich die in der eh
weren, es wer ie besser, dan das wir nun offentliche hurer haben vnd 20
die noch bösers thun. Das leit am tag vnd mag es auch nieman bessern,
dan allein mit der eh, die in zu zulossen. Das aber etliche einreden, sant
Paulus loss zu, das man ein bischoff neme, der ein weib habe, es stand
aber nit do, das er dor noch, so er zu einem bischoff geordnet ist, eine
nemen soll, ist ein torichte einred. Mag der heilig geist an einem vn- 25
streflichen, gotseligen bischoff ein weib dulden, so mag ers frylich
alweg dulden vnd nimer mer keinen hurer. Dorumb mag er eins nemen,
so er keins hat, er sy im ampt oder nit, wo in anders die eh zu vnstref-
lichem leben furdern mag. Ist im weiter gnad verliehen, das er mag allein
bleiben vnd gentzlich dem Euangelio anhangen, zu predigen und dem 30
nechsten zu dienen, so braucht er die selb, domitt er dester wenigerj
hindernuss habe, dem nechsten im Euangelio zu dienen, wie Paulus
lernet 1. Cor. 7 [2]. Aber in summa, die eh soll nieman verpotten
werden, es ist ein teufelische ler sie verpieten, spricht Paulus118; das

j) mer; weniger: conj. Adam.
114. Vgl. Erasmus, CI VI, 933 F - 934 E (Annotatio zu 2 Tim 3,2; unius uxoris
maritum).
115. Vgl. Mt 19,12. 116. Vgl. 1 Cor 4,14-15; Gal 4,19.
117. Vgl. dagegen Luther: »Ich wil nit radten, auch nit weeren, das, ßo noch nit
weyber haben, ehlich werden oder on weyb bleiben, stel das auff ein gemein christlich
ordnung und eynes yeglichen verstand«, WA 6,442, 3-5.
118. 1 Tim 4, 1-5.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften