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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS
413
sey zehend, rennt, zynß und irem gebot gehorsam zu sein und der-
gleychen.
F. Darumb sagt sant Augustinus34 über dieselbigen wort Pauli:
»Werden wir von uns selbs sagen, so werden wir hirten sein, die sich
selbs und nit die schaff weiden, werden wir aber von Christo sagen, so
würt er uns weiden und speysen.« Dartzu spricht sant Hieronymus35:
»Wer sein eygen nutz sucht, der predigt nit Christum, sunder sich selbs,
als diejhenen, die irem bauch dienen.« Dem nach meynet sanct
Ambrosius36, ein priester sey schuldig, in der warheit von im zu sprechen
die wort im Psalter [119,30] geschriben: Den wegl der warheit hab ich
erkoren. Sollichs mag oder kan aber keiner warlich sagen, der weltliche
gütter begert oder händel uff gewinne treybt. Dann warumb (spricht er)
der weg der | warheit ist nit fleyß und begir, zeytlich gut oder eer zu
gewinnen, erlangen und besitzen oder aber in sorgfältigkeit diser welt
leben. Aber sollichs unangesehen wöllen unsere geistlichen in yetzund
nit benügen lassen, reychtumb zu haben, sunder auch underwinden
sich der öbersten regiment und fürstenthumb. Darwider gibt in der aller
Christlichst lerer Origenes37 gar ein hüpsche ler sprechend. »Wilt du
wissen, was underschid sey zwüschen den priestern gottes und den
priestern des Künigs von Egypten Pharaonis ? Pharao gibt seinen
priestern land, aber der herr gibt den seinen kein teyl uff der erden,
sunder spricht zu in: Ich selbs bin eüwer teyl38.« Hierumb, o all ir
priester gottes, die dises lesent, behaltent es und sehent, was under-
scheias in der priesterschafft sey, uff das nit die teyl uff der erden haben
und weltlicher narung nachgeen nit mer gottes, sunder als dann Pharaonis
priester gehalten werden mögen. Dann Pharao ist, der seinen priestern
wil besitzung uff der erden haben und die äcker nit ire gemüter bauwen.
Aber Christus, was gebeüt der seinen priestern? | hör: Wer nit absagt
allem, das er besitzt, mag nit mein junger sein [Lc 14,33]. Dise wort hat
Origenes in windt geredt. Dann es nympt sich ir yetzund nyemant an.
K. Und darum solt man mit pflegeln und kärsen39 daryn schlagen.
F. Ah, mein lieber karsthans, laß uns mit gedult handlen.
K. Ich sich yetzund gar keinen umb gottes dienst willen, oder aber
das er predigen und das volck underweysen wöll, sunder uff das er reych
werd und ein sanfft, faul leben für, pfaff werden. Und darumb hör ich
Den weg der warheit
kiesen.
B 2 b
Priester gottes.
657 was Christus seinen
priestern gebeüt.
warum sie yetzundt
pfaffen werden.
1) wege B.
34. Sermo XLVI; MSL 38, 270f.
35. Expositio in epist. II ad Cor.; MSL 30, 815.
36. In Psalmi CXVIII expositionem; MSL 15, 1315.
37. In Genes. Homilia XVI, 5; GCS, Origenes VI, 142.
38. Vgl. Num 18, 20.
39. Hacke.
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS
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sey zehend, rennt, zynß und irem gebot gehorsam zu sein und der-
gleychen.
F. Darumb sagt sant Augustinus34 über dieselbigen wort Pauli:
»Werden wir von uns selbs sagen, so werden wir hirten sein, die sich
selbs und nit die schaff weiden, werden wir aber von Christo sagen, so
würt er uns weiden und speysen.« Dartzu spricht sant Hieronymus35:
»Wer sein eygen nutz sucht, der predigt nit Christum, sunder sich selbs,
als diejhenen, die irem bauch dienen.« Dem nach meynet sanct
Ambrosius36, ein priester sey schuldig, in der warheit von im zu sprechen
die wort im Psalter [119,30] geschriben: Den wegl der warheit hab ich
erkoren. Sollichs mag oder kan aber keiner warlich sagen, der weltliche
gütter begert oder händel uff gewinne treybt. Dann warumb (spricht er)
der weg der | warheit ist nit fleyß und begir, zeytlich gut oder eer zu
gewinnen, erlangen und besitzen oder aber in sorgfältigkeit diser welt
leben. Aber sollichs unangesehen wöllen unsere geistlichen in yetzund
nit benügen lassen, reychtumb zu haben, sunder auch underwinden
sich der öbersten regiment und fürstenthumb. Darwider gibt in der aller
Christlichst lerer Origenes37 gar ein hüpsche ler sprechend. »Wilt du
wissen, was underschid sey zwüschen den priestern gottes und den
priestern des Künigs von Egypten Pharaonis ? Pharao gibt seinen
priestern land, aber der herr gibt den seinen kein teyl uff der erden,
sunder spricht zu in: Ich selbs bin eüwer teyl38.« Hierumb, o all ir
priester gottes, die dises lesent, behaltent es und sehent, was under-
scheias in der priesterschafft sey, uff das nit die teyl uff der erden haben
und weltlicher narung nachgeen nit mer gottes, sunder als dann Pharaonis
priester gehalten werden mögen. Dann Pharao ist, der seinen priestern
wil besitzung uff der erden haben und die äcker nit ire gemüter bauwen.
Aber Christus, was gebeüt der seinen priestern? | hör: Wer nit absagt
allem, das er besitzt, mag nit mein junger sein [Lc 14,33]. Dise wort hat
Origenes in windt geredt. Dann es nympt sich ir yetzund nyemant an.
K. Und darum solt man mit pflegeln und kärsen39 daryn schlagen.
F. Ah, mein lieber karsthans, laß uns mit gedult handlen.
K. Ich sich yetzund gar keinen umb gottes dienst willen, oder aber
das er predigen und das volck underweysen wöll, sunder uff das er reych
werd und ein sanfft, faul leben für, pfaff werden. Und darumb hör ich
Den weg der warheit
kiesen.
B 2 b
Priester gottes.
657 was Christus seinen
priestern gebeüt.
warum sie yetzundt
pfaffen werden.
1) wege B.
34. Sermo XLVI; MSL 38, 270f.
35. Expositio in epist. II ad Cor.; MSL 30, 815.
36. In Psalmi CXVIII expositionem; MSL 15, 1315.
37. In Genes. Homilia XVI, 5; GCS, Origenes VI, 142.
38. Vgl. Num 18, 20.
39. Hacke.