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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0432
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428

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

war eer der geistlichen.

gschmück und cleinot in
den kirchen.

E1a

Orgeln
Glocken

Bildung in kirchen.

F. Ja, wol got. Als got mit sünd wolt geeret sein. Aber nichtsdester-
weniger sprechen sie, wie du sagest, und liegen99 schälcklich daran,
dann sie dienen dem teüfel und nit gott damit. Und darumb sagt von
sollichen Gerson100, gar ein Christlicher lerer (als ich in berümen hör):
Der unnütz stoltz, weybisch pomp und gebräng der geistlichen eret nit
die kirchen gottes, sunder beschwärt die vil mer. Dann die eer der
kirchen würt erleüchtet nit in weltlicher reinlicheit101, scheinbarlichem102
bracht und weybischem gezier, sunder in einem reinen geist und in
heiliger betrachtung.
K. Was sol man dann alhie sagen von dem grossen geschmück in den
kirchen, der von gold, sylber, perlin, edelgestein und allerley geschmeyd
zusamen gebettelt ist103, von den köstlichen gemälts darinnen, von
bildung104 und tafeln, die zum teyl der materien, zum teyl kunst und
arbeit halber unsprächlich105 vil gekost haben ? Und zuvoran von dem
geschlagen gold, das man an wänd, seülen, tafeln, | holtz und stein ge-
schmürt und mag, das es zu einigem weytern nutz kam, nit mer von
dannen genommen werden? Was sol man auch sagen von den orgelen
und von den glocken, die so gemeyn worden seind, das yetzund nahendt
kein dorff ist, es wil drey oder vier oder fünff haben? In dem allem ich
gar kein andacht spür, kan auch nit dencken, wie ettwas guts von
sollichem gezier kommen mög. Fürwar, do ich ein jüngling was, wann
man in kirchen uff den orgelen pfiff, gelustet mich zu dantzen. Und
wann ich hort singen, ward ich im fleisch aber nit im geist bewegt.
Hett auch offt böse gedancken in anschauwung der fräwlicheny 106 bil-
dungen auff den altaren. Dann kein bulerin mag sich üppigklicher oder
unschamhafftigklicher becleiden oder zieren, dann sie yetzund die
mutter gottes, sant Barbaram, Katherinam und andere heiligen for-
mieren107.

y) fröwlichen B.
99. Lügen.
100. Sermo habitus Taracone in die Circumcisionis. Opera II, 62 c, ed. Dupin,
1706. Vgl. Hutten, Böcking III, 493 und 507 (Clag und Vormanung).
101. Schönheit, Zierlichkeit. 102. Glänzend.
103. Vgl.Luther,WA 6,43-44,46-47 (Sermon vomWucher);Hutten,BöckingIV, 396
(Praedones). Zum Ganzen vgl. A. Störmann: Die städtischen Gravamina gegen den
Klerus am Ausgang des Mittelalters und in der Reformationszeit. RGST 24-26, 1916,
S. 123-124.
104. Bildnis. 105. Unsagbar. 106. Weiblich.
107. Vgl. LThK I, 958f.; V, 890f.; W. Andreas: Deutschland vor der Reformation.
1942. S. 164. Ähnliche Klagen finden sich bei Geiler von Kaisersberg und Murner;
vgl. W.Kawerau: Thomas Murner und die Kirche des Mittelalters. 1890. S. 76:
»Es ist jetzt kein Altar, es stehet ein Hure darauf. Wenn die Maler St. Barbara oder
St. Katharina malen, so malen sie Huren hin ... Welche Andacht soll ein junger Pfaff
haben, wenn er das confiteor betet und siehet also hübsche Bilder vor sich stehen.«
 
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