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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0032
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

und wollen; Und daz selbige damit auch überwunden und uns geheiliget, Daz auch wir
- wollen wir anders auch seiner ufferstendnüß und himlischen glori34 teilhafftig sein -
disen kelch mit im müssen trincken und uns mit disem tauff wie er teuffen lassen35, Und
also auch dis teil seines leidens an unserem fleisch für seine kirchen, das ist: zu tröst und
gutem exempel seiner gleubigen, erfüllen. 5
Wie wir sehen36, das solichs bitterst und herbist tranck getruncken und mit disem
scherpffisten, schmertzlichsten tauff sind geteuffet worden vor andren leuten die aller-
liebsten freunde Gottes, die Patriarchen, Propheten, Apostlen und alle, die unseren
Herren Jesum Christum zu allen zeitten mit der lehr und dem leben zum herrlichsten
und gewaltigsten haben geprediget und gros gemachet. 10
Wir haben leider alle dem Herren und dem nechsten vil gelogen und liegen37 im noch
leider täglich, so offt wir uns | [A 4 b] | zu seiner gehorsam und dienst des nechsten
erbieten38, so offt wir ihn Gott unseren vatter und Herren nennen und im aber nit recht
und gentzlich glauben, im seine gepürende eer und gehorsam nit volkommen leisten,
Und dem nechsten »lieber Herr« und »freund«k sagen und ihm auch weder lieb noch 15
dienst, wie wir daz uns von anderen begeren, beweisen. Ich geschweige39, das wir der
anderen wissentlichem liegen, triegen und lesteren wider Gott und den nechsten nit, als
wir sollen, widerstehn und begegnen. Daher verdienen wir, das wir von den lugenhaff-
tigsten und gifftigsten Zungen solten in ewigkeit geengstiget, gemartert und gepeiniget
werden. 20
Dise sünde und lugen aber hat unser Herr wie alle anderen vor uns40 gebusset und
hingenommen41, als er durch falsch gifftiges liegen, lesteren und anklagen der Phariseer,
der falschen Pristerschafft und gottloser eiteren des Jüdischen volcks ist zu also grewli-
cher schmach, schänd und pein und ans creutz verdammet worden.
Sollen wir dann nun diser büs also teilhafft werden, das wir auch der Verzeihung an 25
uns und erldsung dises Übels von anderen und ewiger benedeiung42 bei Gott teilhafft
werden, so müssen wir dises übel mit dem Herren auch für unsere mas43 tragen und das
überwinden dises Übels44, daz uns der Herr Christus hat volbracht, auch durch unser
gedult under45 disem übel und mit recht götlichem wolsprechen46 darfür den gleubigen

k) »« nicht im Original.
34. Philipp. 3 [10]. [Marg.J. - Auferstehung und Herrlichkeit.
35. Vgl. Mt 2O,22.f.
36. Colloß. 1 [24]. Alle heiligen aller zeitten haben das falsch verliegen erduldet. [Marg.J. -
Verliegen = verleumden. Götze, S. 79.
37. Belügen, betrügen. Lexer 1, Sp. 1905.
38. Wir sintZ «ZZe Z^gner. [Marg.J.
39. Ich verschweige, daß; ich will gar nicht davon reden, daß.
40. Für uns (nicht zeitlich: vor).
41. Christus der herre hat unser lugen gebusset. [Marg.J.
42. Segnung, Segen.
43. Für unseren Teil, nach unserem Maß.
44. Wzr müssen auch die lugen mit lugendulden büssen. [Marg.J.
45. Unser Geduldigsein in, Stillehalten dem. Lexer 1, Sp. 776.
46. Gutsagen, zusagen (benedicere). Lexer Sp. 974.
 
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