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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0035
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DER CXX. PSALM

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bittet Psalm Ixxxv™ [9]: Ach, das ich hören solte, das Gott der Herre redete, das er frid
züsagte seinem volck und seinen heiligen! Und der recht rewend66 und büssende bettet
Psalm li [10]: Las mich hören freud und wurm, das die gebeine frolich werden, die du
zerschlagen hast!
5 Solcher antwort tröstet auch der prophet Esaia xxx [18-21], da er schreibt: der Herre
harret, das er euch gnedig sei, und hat sich uff gemacht, das er sich ewer erbarme, denn
der Herr ist ein gott des gerichts61, wol allen, die sein harren! Dann das volck Zion wurt
zu Jerusalem wohnen, | B 2 b | du würst nicht weinen. Er wurt dir gnedig sein, wenn du
ruffest. Er wurdt dir antworten, sobald ers höret. Und der Herr wird euch in trubsal
10 brot und in engsten wasser geben. Denn er wurdt deinen lerer nicht mehr lassen wegflie-
gen68, sondern deine äugen werden deinen lerer sehen und deine obren werden hören
das wort hinder dir sagen: Also her! Dis ist der weg, denselbigen gehet, sonst weder zur
rechten nach69 zur lincken!
Secht, lieben brüder, was die antwort Gottes uff das gebett seiner gleubigen seie und
15 bringe und warin alle seine gnad und hilff stände: Nemlich so wir zu Zion in seiner
Gemeinden in steiffem glauben und thetiger liebe undereinander wohnen, da unser
gebet ernstlich üben und unsere getrewe lehrer haben und von denen seine gnedig
antwort und Verheissung aller gnaden teglich hören und glauben.
Dise gnedige, selige antwort gibt der Herre allen, die in in irer not anrüffen, zu im
20 fliehen und sich keren, mit warem leidt irer sünden gentzlichen begeben70 in seinen
willen und steiffen71 glauben auff sein gnad und auff das thewre blut unsers Herren Jesu
Christi. Und gibt diese antwort erstlich durch das allgemeine Evangelion, Dann auch
durch das h. Sacrament des leibs und blüts unsers herren Jesu Christi, das für unsere
sünden hingeben und vergossen ist; Also auch durch den tröst des besunderen mundtli-
25 chen losens72 und Verzeihung der sünden, das der Herre seiner kirchen auch zu einem
trefflichen73 tröst, wie dann sind alle seine wort und Ordnungen, hat verlassen74. Welche
antwort dann der h. Geist in unseren hertzen lebendig und krefftig machet, der geist
göttlicher kindschafft, der unserem11 geist zeuget75, das wir kin- | B 3 a | der und erben
Gottes und Christi miterben sind, und macht uns zu Gott getrost rüffen: lieber vatter!
30 und uns zu im aller vetterlichen liebe und trawen getrosten.
m) Im Druck: lviii, das ist ein Druckfehler; nach dem Zitat muß es heißen: lxxxv. Wenn statt 85
die Zahl 58 steht, dann kann vermutet werden, daß in der Manuskriptvorlage arabische Ziffern
standen, die der Setzer vertauschte.
n) unseren. Die richtige Lesart »unserem« ergibt sich aus dem Randzitat R08, 16.
66. Der aufrichtig Bereuende. Mhd.: riuwen. Lexer 2, Sp. 475.
67. Luther'. Rechts.
68. Wegfliehen, flüchten. Luther. Deine Lehrer werden sich nicht mehr verbergen müssen.
69. Noch.
70. Gänzlich, völlig ergeben.
71. Fest.
72. Die Absolution nach der Einzelbeichte (Ohrenbeichte).
73. Gewaltigen, besonderen. Götze, S. 54.
74. Hinterlassen (als letzten Willen verfügt).
75. Ro 8 [14-17]- [Marg.].
 
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