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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0039
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DER CXX. PSALM

35

| C i a | lern irem thün grober beweisen98, als die von allem Gütlichen thün weniger
wissen und halten, ja, die dem grewlicher entgegen und zuwider sind.
Also bringens solche falsche gottlose Zungen dahin, das die h. religion Christi iren
ergisten feinden wurt übergeben; Welche dann dem volck Gottes nit gestatten, das es
5 die heilige gütliche schrifft haben und lesen möge. Und was sie im davon in predigen
oder sunst fürkommen lassen99, das verkeren und felschen sie dermassen mit lehren von
dem menschlichen vermögen und iren Ceremonien, ablas und heiligenverdienst, das
alle wäre rew der sünden und rechtschaffner thetiger glaube zu Christo, unserem Her¬
ren, von leuten gar hingenommen100 und sie zu allergrewlichsten abgottereien verleitet
io und getriben werden.
Welche dann Gott mit seinem h. geist begäbet, das sie sich zu Christo, unserem
einigen herren und heiland, frei bekennen und bei seinem h. Evangelio gedencken zu
verharren, wider die erwecken solche falsche Zungen alle macht und oberkeiten der
weit, wa sie könden101, und bereden dieselbigen felschlich102, wie sie gar nit bestehn
15 mögen, wa sie dem h. Evangelio und reich Christi wolten raum geben und irer tyrannei
über die kirchen Gottes abstehn. Also bringen die gottlosen falschen Zungen das volck
Gottes, so vil an inen, umb seel, leib und alles güts, fürens in onwiderbringliches verder-
ben, hie durch innerlich103 kriege und landsverhergen104 und bereitten in105 des Türk-
ken tyrannei und durch abfall und Zerstörung war christlicher religion auch in ewige
20 hellische pein und marter.
Darumb warlich alle gleubigen mit höchstem ernst zum herren rüffen und betten
sollen, das er nun auch sie | C 1 b | und sein arme kirch wolle von den falschen giffti-
gen mordzungen erretten. Nun volget das klagen über die falschen Zungen.
III Was bringet dir doch, was gibt dir die falsche zunge?
25 DIse klage mag man uff zwen weg verstehn: Einer ist, so man sie als zu Got geredt
verstehn will; Der ander, so man sie versteht als zu dem geredt, der die falsche zunge
übet. So man disen vers als zu Gott will verstehn, hat er den sinn: Ach Gott, was battet
dich106 doch, was bringet dir die falsche zunge? Die warhafftige zung bringet durch dein
Kirchenzucht, »Christlicher Gemeinschaft« und Interim wichtige Quellen. Einige davon werden in
diesem Bande erscheinen. Vgl. auch CCath 31, 1974, Anm. 196. 197.242.
98. Sich deutlicher (auffälliger) erweisen als (solche), die ...
99. Zukommen (zu Ohren kommen) lassen. Götze, S. 92.
100. Weggenommen, beseitigt.
101. Hier wie mehrfach auch im folgenden die Einschränkung »wa sie konden« = falls sie es
vermöchten. Der Macht der Mächtigen sind von Gott Grenzen gesetzt, die sie ohne Gottes Zulas-
sung nicht überschreiten können, d. h. die Gewaltigen können ihre Pläne nicht willkürlich durch-
setzen.
102. Hinterlistig überreden. - Die (falschen) Ratgeber argumentieren, daß die weltliche Obrig-
keit sich selbst in Frage stellen würde, wenn sie sich dem Evangelium, der Botschaft von der Herr-
schaft Gottes, unterwerfen wollte.
103. Innerhalb des Reiches. Lexer 1, Sp. 1440.
104. Verheerung, Verwüstung des Landes.
105. Bereiten ihnen (in = ihnen). Lexer 1, Sp. 189.
106. Hilft dir, nützt dir. Lexer 1, Sp. 135.
 
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