Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0055
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER CXX. PSALM

51

die, deren er das schwert befolhen, in seinem volck haben und derselbigen alle seelen
will underthan sein, So haben sich unser lieber herre Christus, die Apostel und alle alten
lieben h. Vetter und bischove der ordenlichen oberkeit des schwerts allwegen under-
worffen und ist allein von den widerchristen geweissaget worden, das sie die Oberkeiten
5 lesteren wurden und sich wider sie uflehnen.
Und ist dis auch der gewissen warzeichen eins69, das das | E 2 a | Papstumb, das
ongezweiffelt widerchristentumb ist, das sich dis so wüste, grewlich gesinde, das mehr
dann jemands uff erden einer strengen oberkeit und gerichts bedarffe, sich hatt nit allein
allem ordenlichen gewalt entzogen, sonder auch über alle hoheit und oberkeiten also
10 erhöhet und gesetzet, das sie alle Keiser und Könige zwingen, irem Abgot, dem Papst,
die füs zu küssen.
Zum drittten70 lestret uns diser der Cölnischen Clerisei Vorlesterer, als ob wir
grossen Gottesdienst verstöret haben, indem wir gelehret und lehren, das die christli-
chen Obren ire abgöttischen Messen und gesenge nit gedulden sollen. Daruff ist hievor
15 vilfeltig von uns geantwortet und erwisen, das aller ir vermeinter kirchendienst ein
grewlichster grewel ist vor Gott. Wie diser Lesterer, sein Gropper71 und vil under inen
wol selb wüsten, wenn sie glaubten, das der der einige, wäre, allmechtige Gott und
achter ist aller hertzen, der uns durch seinen lieben Son hatt sein warhafftiges Wort,
sein gebot und heiligs Evangelium in seiner h. Schrifft und seinen h. Geist gegeben, der
20 seine kirch und gemein durch die Apostel versamlet und angerichtet hatt. Dann sie aus
diser lehre und anstellung des h. Geists, wie auch aus aller h. Vetter lehre und haltung
gnügsam zu erkennen haben, das aller kirchendienst am wort, sacramenten und zücht
gentzlich dermassen solle angerichtet und geübet werden, wie den der Herr durch sich
selb und seine Apostel hat angerichtet und geübet.
25 Nemlich daz die gantze lehre des gesetzes und h. Evangeli mit lesen, singen und
predigen solle dem gantzen volck, und einem jeden in seiner sprachen, uff das
ver- | E 2b | stendlichst und ernstlichst geprediget und erkläret, Die gebet und danck-
sagung gehalten, Die Sacrament ausgespendet und die zücht geübet werden zur besse-
rung, nit weniger der leien dann der Clericen, Und das durch solchs alles mit höchstem
30 ernst dahin solle gearbeittet werden, das alles volck zu warer rew und leid seiner sünden,
zu recht steiffem72 glauben an unseren herren Jesum, der durch die liebe zu aller zücht,
heiligkeit und gerechtigkeit und allen guten wercken thatig und eifrig seie, beweget,
angefüret und immer fürtbracht werde.
Es haben die Alten Mönch und Clericen etwan besondere Übungen der h. lectionen
35 und gebett under sich gehabt, dahär die siben Zeiten entstanden73. Die haben sie aber
69. Daniel 11 [36—39]. Epist. Judae. [Marg.].
70. Wer waren gottsdienst zerstöret oder wider aaffgerichtet habe. [Marg.].
71. Vgl. Anm. 143 (Teil 1).
72. Festem, aufrichtigem.
73. Von siben zelten. [Marg.]. - Horen sind die sieben Gottesdienste zu sieben verschiedenen
Stunden des Tages. Benedikt von Nursia unterschied das Nachtoffizium (Nocturnum) vom Tages-
offizium (Matutin, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper, Complet). Vgl. Ps. 119,164. Im klassischen
Mönchtum wurden die Mette (Matutin) um Mitternacht, die Laudes um 3, die Prim um 6, die Terz
um 9, die Sext um 12, die Non um 15, die Vesper um 18 und die Complet um 21 Uhr gehalten. Vgl.
RGG 6, Sp. 43aff; vgl. auch unten Anm. 76 und die folgenden Ausführungen B.s.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften