DER CXX. PSALM
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des Clericats gehalten und die priester oder Diacon, so dem singen wolten obligen,
verbannet und zu ihrem war priesterlichen und Diacondienst, das ist: das volck zu
lehren und dem almüsen vor zu sein, angehalten worden. Und ward doch damals nach
die rechte weis gehalten, das die leser und senger nit ihnen selb allein — wie nun die
5 Päpstler thün -, sonder dem volck fürlasen und -sungen, und auch allein die h. Schrifft
und was deren gemäs wäre, Nit menschenthand80 und abgöttische gedicht, Damit nun
die Päpstlichen gesangen vermischet und verderbet seind. Nun hat der Papst die leser
und senger und die doch inen | E 3b | selb allein und nichts reins lesen und singen über
alle priesterliche ämpter erhebt, ja, solchen lesern und sengern alles das zügeeignet, das
10 dem priesterlichen dienst, den schulen und versehung der armen gestifftet und gegeben
ist81.
Dis sind ja solche grewel und abgöttische verkerungen, die keiner christlichen ober-
keit sind zu dulden. Meinen aber die Colnischen oder andere, das wir inen hierin züvil
und unrecht thün, so komen sie mit uns des vor82, wa sie selb wollen, Allein da man
15 hören und richten will nach Gottes gesetz, alten Canombus und aller Vetter lehre.
Dazü haben wir uns ihnen so offt nun erbotten, sie scheuhen und fliehen aber daz liecht
aller rechtmessigen verhör und gerichts und lestern dann mit iren offenbaren lugen, des
sie vor keiner erbarkeit immer mer dorffen vorkomen.
ZUm vierden83 zerbricht sich84 diser Colnische fürfechter seer in dem, das er unser
2-0 Fürsten und Obren lestert, wie sie die kirchen und kloster berauben, brechen85 und
zerstören, Kelch und Monstrantzen schmeltzen86. Er zeiget aber nit einige87 kirch oder
kloster an, so die unseren zerstöret oder zerbrochen haben, die sie für wissenliche kir-
chen und Closter88, auch nach iren selb Canonibus, hetten mögen erkennet werden,
das ist: in denen der wäre kirchendienst oder Closterleben were geübet worden. Nun
2 5 gebeutet aber Got selb89 mit höchstem ernst, alle kirchen stett und altar des falschen
Gottesdiensts zu zerbrechen und zu vertilgen. Die alten kirchen und keiserlichen
recht90 verbieten, kirchen zu bawen, darin die waren kirchendienst nit geübet werden,
der Canones Apostolorum gehen bis ins 4. Jhdt. zurück. Das Konzil von Laodicea (um 360) kennt
fünf niedere Weihen, darunter auch die hier genannten des lector und cantor. Vgl. O. Bardenhewer.
Geschichte der altkirchlichen Literatur 4. 2. Aufl. Freiburg 1924. S. 2Ö2ff.
80. Unverbindliche Spielerei mit Worten. Lexer 2, Sp. 1402. Hier: menschliche Zusätze.
81. In der römischen Kirche sind (nach B.) um äußeren Gewinns, d. h. höherer Geldeinkünfte
willen die niederen und höheren Weihen nicht getrennt geblieben, sondern vermischt worden.
Dadurch aber sei die apostolische Hierarchie zerstört worden.
82. Hervorkommen, an die Öffentlichkeit treten: Sie sollen sich uns zum öffentlichen Gespräch
(Disputation) stellen. Vgl. Grimm 4,2, Sp. 1094.
83. Wer die kirchen zerstöre und ire guter raube oder die kirchen recht anrichte und ire guter
christlich anlege. [Marg.].
84. Grämt sich, beklagt sich. Götze, S. 235. Auch: Müht sich ab.
85. Niederreißen. Lexer 1, Sp. 343f.
86. Die Altargeräte einschmelzen lassen. Lexer 2, Sp. 1007.
87. Eine (einzige).
88. Wirkliche, ihrem Zweck dienende Kirchen. Lexer 3, Sp. 962.
89. Deut, 27 [5 Mos 27,15]. [Marg.].
90. Authent [icae leges] ne quis Oratorium. De con [secratione] dist. I. c. placuit. [Marg.]. -Decr.
Grat., De Cons. D. I. c. 26: Placuit, ut altaria, que passim per agros et per villas tamquam memoriae
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des Clericats gehalten und die priester oder Diacon, so dem singen wolten obligen,
verbannet und zu ihrem war priesterlichen und Diacondienst, das ist: das volck zu
lehren und dem almüsen vor zu sein, angehalten worden. Und ward doch damals nach
die rechte weis gehalten, das die leser und senger nit ihnen selb allein — wie nun die
5 Päpstler thün -, sonder dem volck fürlasen und -sungen, und auch allein die h. Schrifft
und was deren gemäs wäre, Nit menschenthand80 und abgöttische gedicht, Damit nun
die Päpstlichen gesangen vermischet und verderbet seind. Nun hat der Papst die leser
und senger und die doch inen | E 3b | selb allein und nichts reins lesen und singen über
alle priesterliche ämpter erhebt, ja, solchen lesern und sengern alles das zügeeignet, das
10 dem priesterlichen dienst, den schulen und versehung der armen gestifftet und gegeben
ist81.
Dis sind ja solche grewel und abgöttische verkerungen, die keiner christlichen ober-
keit sind zu dulden. Meinen aber die Colnischen oder andere, das wir inen hierin züvil
und unrecht thün, so komen sie mit uns des vor82, wa sie selb wollen, Allein da man
15 hören und richten will nach Gottes gesetz, alten Canombus und aller Vetter lehre.
Dazü haben wir uns ihnen so offt nun erbotten, sie scheuhen und fliehen aber daz liecht
aller rechtmessigen verhör und gerichts und lestern dann mit iren offenbaren lugen, des
sie vor keiner erbarkeit immer mer dorffen vorkomen.
ZUm vierden83 zerbricht sich84 diser Colnische fürfechter seer in dem, das er unser
2-0 Fürsten und Obren lestert, wie sie die kirchen und kloster berauben, brechen85 und
zerstören, Kelch und Monstrantzen schmeltzen86. Er zeiget aber nit einige87 kirch oder
kloster an, so die unseren zerstöret oder zerbrochen haben, die sie für wissenliche kir-
chen und Closter88, auch nach iren selb Canonibus, hetten mögen erkennet werden,
das ist: in denen der wäre kirchendienst oder Closterleben were geübet worden. Nun
2 5 gebeutet aber Got selb89 mit höchstem ernst, alle kirchen stett und altar des falschen
Gottesdiensts zu zerbrechen und zu vertilgen. Die alten kirchen und keiserlichen
recht90 verbieten, kirchen zu bawen, darin die waren kirchendienst nit geübet werden,
der Canones Apostolorum gehen bis ins 4. Jhdt. zurück. Das Konzil von Laodicea (um 360) kennt
fünf niedere Weihen, darunter auch die hier genannten des lector und cantor. Vgl. O. Bardenhewer.
Geschichte der altkirchlichen Literatur 4. 2. Aufl. Freiburg 1924. S. 2Ö2ff.
80. Unverbindliche Spielerei mit Worten. Lexer 2, Sp. 1402. Hier: menschliche Zusätze.
81. In der römischen Kirche sind (nach B.) um äußeren Gewinns, d. h. höherer Geldeinkünfte
willen die niederen und höheren Weihen nicht getrennt geblieben, sondern vermischt worden.
Dadurch aber sei die apostolische Hierarchie zerstört worden.
82. Hervorkommen, an die Öffentlichkeit treten: Sie sollen sich uns zum öffentlichen Gespräch
(Disputation) stellen. Vgl. Grimm 4,2, Sp. 1094.
83. Wer die kirchen zerstöre und ire guter raube oder die kirchen recht anrichte und ire guter
christlich anlege. [Marg.].
84. Grämt sich, beklagt sich. Götze, S. 235. Auch: Müht sich ab.
85. Niederreißen. Lexer 1, Sp. 343f.
86. Die Altargeräte einschmelzen lassen. Lexer 2, Sp. 1007.
87. Eine (einzige).
88. Wirkliche, ihrem Zweck dienende Kirchen. Lexer 3, Sp. 962.
89. Deut, 27 [5 Mos 27,15]. [Marg.].
90. Authent [icae leges] ne quis Oratorium. De con [secratione] dist. I. c. placuit. [Marg.]. -Decr.
Grat., De Cons. D. I. c. 26: Placuit, ut altaria, que passim per agros et per villas tamquam memoriae