DER CXX. PSALM
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der Schüldisciplin halten62. Demnach haben wir siben, die in den Classibus der Schulen
dienen, Auch einen, der dem Collegio der jungen vor ist, die man zum kirchendienst
uffzeuhet. Drei von den eiteren versorgen des Stiffts einkomen. Die jungen haltet man
zum studio63.
5 Nun, einem solchen Collegio dienen und nemlich darzü, das christlich einigkeit,
zücht und Ordnung darinn gehalten werde, wer kan das anders dann für ein war christ-
lich ampt und dienst erkennen?
Zum anderen, weil mich solche gelerte Gottselige menner auff gethonen eid zu disem
dienst erwehlet haben aus irem freien urtheil, weder durch mich noch jemand von
10 meinetwegen darzü erbetten noch practiciret - das weis Gott und wissens auch die leut,
die solichs wissen mögen, war sein, was joch64 diser Lasterdichter leugt -, So hat dan-
nocht solcher menner urtheil und wähl billich bei mir auch etwaz sollen gelten und
einem gütlichen berüff65 nit so ongleich sehen.
| G 3b | Zum dritten hab ich auch soliche gelegenheit, die religion Christi zu fürde-
15 ren, bei disem ampt und dienst vor äugen gesehen, daz ich auch dieselbige billich für ein
Zeichen gotlichs berüffs habe halten sollen.
Aber der Colnisch vorfechter urtheilet mich nach seinem hertzen und sagt, ich hab
dis ampt darumb angenomen, das es C. gülden einkomens und ein fürstlich haus habe.
Gott aber und fil ehrlicher leut wissen wol, so ich uff zeitlich güt und gemach66 wollen
2.0 sehen, das ich dises Decanats zü Strasburg nit hette erwartet. Dann mir an anderen
örteren gar fil reihlichere und rüwigere dienst mehrmaln sind angebotten worden, auch
bei dem Evangelio und in waren kirchen Christi, ich schweig dessen, so mir im Paps-
tumb ist auch mehr dann einmal angebotten worden.
Es hat auch dise Dechanei nit C. gülden einkomens, wie diser Schandtichter, da ers
2-5 doch freilich wol gewüßt hat, darff fürgeben67, sonder wann man gleich als einbringt, so
machts doch zü gemeinen jaren nit völlig lxxx. gülden.
Das haus ist ja fein und ehrlich68 - der Schandtichter machts ein fürstlich haus, damit
er ja nichs bei gleichem bleiben lasse ich habs aber nit gebawen, und so mans so lang
vergönnet hat denen, die wol mehr einkommen von kirchen gehabt dann ich und der
30 kirchen doch darumb nie gedienet, der bilger Christi69 auch darin wenig beherberget,
62. Uber ... zu wachen.
63. Zur Straßburger Schulorganisation vgl. BDS 2, S. 38yff.; W. Sohm: Die Schule Johann
Sturms. München und Berlin 1912; E. W. Kohls: Martin Bucer und die Neuordnung des Straßbur-
ger Schulwesens. In: ThZ 16. 1960. S. 379ff.; ders., Die Schule bei Martin Bucer. Heidelberg 1963.
64. Ja auch, auch immer.
65. Ruf (Berufung) — unterschieden von »beruff« = Beruf als Tätigkeit.
66. Wohnung, Behausung (übertragen: Ruhe, Sicherheit). Götze, S. 100; Lexer 1, Sp. 832.
67. (Fälschlich) behaupten; subst.: Vorwand. Lexer Sp. 598.
68. Ansehnlich und schön (prunkvoll). Lexer 1, Sp. 651. Auch hier zitiert B. mit »fürstlich haus«
wörtlich die >Abconterfeytung< (f. Bia, Vers 20; CCath 31, 1974, S. 33, Z. 20). - Vgl. Anm. 42.
69. Bilger (Pilger Christi) = Wandernde. Lexer 1, Sp. 275!.; eilende = Heimatlose. Lexer 1,
Sp. 539, d. h. Verbannte, die um ihres Glaubens willen in die Fremde gehen und dort leben müssen.
B. hat vielen Exulanten in seinem Hause - wenn auch nicht so wahllos wie Capito - Aufnahme
gewährt. Die großzügige Aufnahme der »Pilger Christi« in Straßburg ist ein Ausdruck für die
diakonische Gründung der Kirche B.s. Dabei haben es die Straßburger Predigerin Kauf genommen,
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der Schüldisciplin halten62. Demnach haben wir siben, die in den Classibus der Schulen
dienen, Auch einen, der dem Collegio der jungen vor ist, die man zum kirchendienst
uffzeuhet. Drei von den eiteren versorgen des Stiffts einkomen. Die jungen haltet man
zum studio63.
5 Nun, einem solchen Collegio dienen und nemlich darzü, das christlich einigkeit,
zücht und Ordnung darinn gehalten werde, wer kan das anders dann für ein war christ-
lich ampt und dienst erkennen?
Zum anderen, weil mich solche gelerte Gottselige menner auff gethonen eid zu disem
dienst erwehlet haben aus irem freien urtheil, weder durch mich noch jemand von
10 meinetwegen darzü erbetten noch practiciret - das weis Gott und wissens auch die leut,
die solichs wissen mögen, war sein, was joch64 diser Lasterdichter leugt -, So hat dan-
nocht solcher menner urtheil und wähl billich bei mir auch etwaz sollen gelten und
einem gütlichen berüff65 nit so ongleich sehen.
| G 3b | Zum dritten hab ich auch soliche gelegenheit, die religion Christi zu fürde-
15 ren, bei disem ampt und dienst vor äugen gesehen, daz ich auch dieselbige billich für ein
Zeichen gotlichs berüffs habe halten sollen.
Aber der Colnisch vorfechter urtheilet mich nach seinem hertzen und sagt, ich hab
dis ampt darumb angenomen, das es C. gülden einkomens und ein fürstlich haus habe.
Gott aber und fil ehrlicher leut wissen wol, so ich uff zeitlich güt und gemach66 wollen
2.0 sehen, das ich dises Decanats zü Strasburg nit hette erwartet. Dann mir an anderen
örteren gar fil reihlichere und rüwigere dienst mehrmaln sind angebotten worden, auch
bei dem Evangelio und in waren kirchen Christi, ich schweig dessen, so mir im Paps-
tumb ist auch mehr dann einmal angebotten worden.
Es hat auch dise Dechanei nit C. gülden einkomens, wie diser Schandtichter, da ers
2-5 doch freilich wol gewüßt hat, darff fürgeben67, sonder wann man gleich als einbringt, so
machts doch zü gemeinen jaren nit völlig lxxx. gülden.
Das haus ist ja fein und ehrlich68 - der Schandtichter machts ein fürstlich haus, damit
er ja nichs bei gleichem bleiben lasse ich habs aber nit gebawen, und so mans so lang
vergönnet hat denen, die wol mehr einkommen von kirchen gehabt dann ich und der
30 kirchen doch darumb nie gedienet, der bilger Christi69 auch darin wenig beherberget,
62. Uber ... zu wachen.
63. Zur Straßburger Schulorganisation vgl. BDS 2, S. 38yff.; W. Sohm: Die Schule Johann
Sturms. München und Berlin 1912; E. W. Kohls: Martin Bucer und die Neuordnung des Straßbur-
ger Schulwesens. In: ThZ 16. 1960. S. 379ff.; ders., Die Schule bei Martin Bucer. Heidelberg 1963.
64. Ja auch, auch immer.
65. Ruf (Berufung) — unterschieden von »beruff« = Beruf als Tätigkeit.
66. Wohnung, Behausung (übertragen: Ruhe, Sicherheit). Götze, S. 100; Lexer 1, Sp. 832.
67. (Fälschlich) behaupten; subst.: Vorwand. Lexer Sp. 598.
68. Ansehnlich und schön (prunkvoll). Lexer 1, Sp. 651. Auch hier zitiert B. mit »fürstlich haus«
wörtlich die >Abconterfeytung< (f. Bia, Vers 20; CCath 31, 1974, S. 33, Z. 20). - Vgl. Anm. 42.
69. Bilger (Pilger Christi) = Wandernde. Lexer 1, Sp. 275!.; eilende = Heimatlose. Lexer 1,
Sp. 539, d. h. Verbannte, die um ihres Glaubens willen in die Fremde gehen und dort leben müssen.
B. hat vielen Exulanten in seinem Hause - wenn auch nicht so wahllos wie Capito - Aufnahme
gewährt. Die großzügige Aufnahme der »Pilger Christi« in Straßburg ist ein Ausdruck für die
diakonische Gründung der Kirche B.s. Dabei haben es die Straßburger Predigerin Kauf genommen,