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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0078
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

gelegen116 sei? wa das kind hinkomen? Oder wer doch diese schänd von seiner Madle-
nen117 mit ihm gehöret habe? Also weil er auch hat einen soldner nennen dorffen, der
mich in schänden ergriffen habe118, warumb nennet er den nit, damit man den Sachen
nachfragen und mich der gepür nach straffen konde, da er mir doch je gern zum grew-
lichsten zu schaden begeret? Ja, er zeige doch einen biderman an, der mich solcher 5
schänden je verdacht gehabt, ja, er zeige einigen menschen an, der je gehöret, das einig
solich gerücht über mich entstanden were! Ich hab umb meines diensts willen disen und
so vil bitteriste feinde nun so fil jar gehabt und erlitten, die auff alles mein thün und
lassen zum scherffisten gesehen, auch das geringest, so sie immer verhoffet, mir verwiß-
lich zu sein119, an mir und den meinen allemal uff das geschwindist ersuchet und uffs 10
ergist angezogen haben, also das meine leut nit ein beth oder etwas seuberlichs120 haus-
rahts8 haben mögen kauffen oder machen, nit güten freunden ein freundtliche gasterei
hal- | [H 4a] | ten, solche meine uffseher habens in fil land ausgeschriben und geschra-
ven121 und mit irem hessigsten züdichten122 trawlich verbesseret. Daz hat inen aber
noch der liebe Got geweret, das iren keiner mich etwas solicher grewlicher onzucht und 15
schänden hette je verleumbden dorffen. Nun gibt sich diser Schandtichterh selb dar, als
der meines thüns lang güt wissen gehabt und mir auch lang von hertzen feind gewesen
seie, so hat er auch sein erdichte schandlugen von mir so weit züruckgesetzet als ins
dreissigst jare, ob er ihr doch meines alters halben ein glaublicheit machen123 konde.
Wie aber, das er nu erst mit diser seiner schandlugen, die er je hette, wa etwaz dran, 20
mögen und sollen lengist haben an tag gebracht, herfür kommet? Warum hat er nit, wa
er an mir des einige ursach und anzeige hat mögen erfinden oder von jemand einige
gerücht oder ander leuten vorliegen zü güt gehabt124, nit vor lengist uff mich mit diser
schmach getrungen? Aber was darff es wort, fromme Christen? Ja, alle, die auch zücht
und ehr lieben, sehen wol, was mit disem schandtichter umbgeht und das er allein dahin 25
gesehen, was er schewlichs125 und schandlichs uff mich konde erdichten und uffs
gifftigist ausspeien, obgleich ein jeder greiffen konde, das es nichts dann lauter deuffels
gifft und griff liehe126 lugen weren. Fromme ehrenleut wissen wol, wa, wie und bei wem

g) hsusrahts. - h) Schandtihter.
116. Mit dem Kinde niedergekommen. Lexer 1, Sp. 1915: ligen = im Kindbett liegen.
117. Der Name »kindsmaid« Magdalen (Madien) stammt aus der >Abconterfeytung< (f. D ia).
118. In der >Abconterfeytung< (f. D 3 a; CCath 31,1974, S. 82) ist außerdem von einem anderen
»Ehbruch des Butzers« die Rede: ein Söldner habe B. beim Ehebruch ertappt, sei aber zum Schwei-
gen gezwungen worden.
119. Mir das nachzuweisen, mich dessen zu überführen. Lexer 3, Sp. 312.
120. Ordentliches, bescheidenes (Möbelstück). Lexer 2, Sp. 1284 zu »siuberlich«.
121. Ausrufen, verbreitet.
122. Erfindung.
123. Glaubhaft machen. Engelbrecht hatte fast 10 Jahre mit B. zusammen im Dienst der Straß-
burger Kirche gestanden.
124. Zur Verfügung gehabt.
125. Abscheuliches.
126. Handgreifliche, deutlich wahrnehmbare (greiffen - unmittelbar zuvor im Text). Vgl. Götze,
S. m.
 
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