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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0081
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DER CXX. PSALM

77

Nun hab ich die zeit, die ich hie gedienet und nun über das xxiii jar, allwegen vil und
mancherlei leut aus allerlei landen, jung und alt, in meiner behausung und sunst umb
mich und mit vilen auch hie und anderswa zu thün gehabt; uff deren zeugnus will ich
mich berüffen, die sollen sagen, wie sie mein lehre, thün und lassen gefunden haben. Es
5 sollen ja die von einem jeden zeugen, die eines jeden thüns wissen haben, die selb gese¬
hen, gehört und erfaren haben, was eines jeden sinn und haltung seie. Nun von denen
allen, die meins wesens eigentlichs wissen haben, mit denen ich täglich handle und man
für warhafftige und gleubige leut erkennen und halten müs, hab ich mehr rhüms und
lobs, dann ich mich selbs werdt erkenne137. Allein die umb mein thün kein wissen und
io mit mir nie besonders gehandlet haben oder sunst solche leut sind, denen von mir zu
zeugen, als die mir allein umb der warheit Christi willen feind sind, kein recht noch
billicher verstand zügibt, die sinds, die mich verklagen und allerlei arges von mir eins
teils selb erdichten, eins teils von an | I za | deren uffnemmen und ausgiessen138 und
aber darumb keinen stand thün139 wollen vor einiger ordenlicher oberkeit, ja, nicht vor
15 einigen billichen leuten.
Zum anderen140: nachdem die leut, so dem Papst noch anhangen oder aber von der
gesunden lehre wider abgefallen oder gar Epicurisch und gotlos sind, von anfang meins
diensts vil grewlicher lugen von mir ausgegossen und etwan vil güthertziger leut damit
gegen mir kleinmütig141 gemacht, hab ich mich zu mehrmalen uff offner Cantzel, des-
2.0 gleichen in meinen schrifften, im truck ausgegangen, erbotten, wa jeman wisse dazü-
thün, das ich in meinem dienst ontrewlich fahre und in lehre oder leben etwas straflichs
handle oder gehandlet habe, daz ich mich des in zwifache straff wolle begeben und
habe mich des zu verhör und recht142 nit allein vor meine oberkeit allhie - die doch,
was erbar und recht ist, auch liebet und ongern prediger haben wolte, die verderblich
2.5 lehre und lesterlich leben fürten -, sonder für ein jede Ober- und erbarkeit erbotten, die
mich allein, wie recht, hören und mir das Götlich recht, ja, auch das alte kirchen- und
keiserliche recht wolte gelten lassen.
Und in Sonderheit, als ich bei euch zü Bonn war143, hab ich mich zü Verantwortung
und rechts so offt erbotten, so von der Cantzel, wie ir selb gehöret, so vor meinem
30 gnedigsten herren und seinen Churfürstflichen] gnaden fürnernsten rhaten - under
denen auch der Gropper einmal gewesen - und dann auch durch meinen gnedigsten
herren und meine selb schrifften, im truck öffentlich ausgegangen, vor die Stende des
Cölnischen Ertzstiffts und Churfürstentumbs, als die vom Thumcapitel144 zü Collen,
Graven, Ritterschafft und Stett. Uber das hab ich auch mich mit meinen besonderen
35 schrifften an daz Thumcapitel zü Collen, j I zb | an einen Erbaren Rhat und an die
137. Für wert (würdig) halte.
138. Verbreiten.
139. Nicht dazu stehen.
140. Bucerus erbeut sich zü allem gericht und begibt sich in duppel straff, warin er straffwürdig
erfunden wirt. [Marg.].
141. Mir gegenüber unsicher. Lexer 1, Sp. 1616.
142. Untersuchung und Gericht. Lexer 2, Sp. 377.
143. Wes sich Bucerus im stifft Collen zum rechten erbotten. [Marg.]. - B. war in Bonn vom
Dezember 1542 bis zum August 1543. Vgl. Köhn, S. 44ff.
144. Domkapitel.
 
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