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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0090
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

[A ia] Das sich niemand zu verwunderen habe, Auch nit ursach kleinmütig
und zag zu werden ab der schweren triebsal dieser zeit, Und wamit man sich
dagegen trösten und stercken soll. Ein Sendbrieve Martini Buceri An ein
Christliche angefochtene Gemeinde Christi. Psal. 119 [75f.]: Herr, ich weis
nun, das deine Gerichte recht sind, Und du hast mich trewlich gedemütiget. 5
Deine Gnade müsse mein tröst sein, wie du deinem Knecht zügesagt hast.
anno M.D. XLVII.
| [A 2a] | Gnad, tröst und hilff von Gott, unserem himlischen Vatter, durch unsern
einigen erloser und Heiland Jesum Christum seie und mehre sich euch, lieben brüder
im Herrena. 10
ICH hatte vor, uff ewer begere1, eiich zu lehre und tröst in disen betriebten Zeiten2,
durch den truck züzüsenden zwei Capitel aus dem Propheten Esaja, kurtzlich erkläret
uff diese unsere gegenwertige heimsüchung und Züchtigung, damit uns unser himlischer
Vatter so ernstlichen heimsüchet und züchtiget, Nemlich das 50. undb 51.3, In welchen
wir solche straff- und trostren des Herren haben, die uns in dieser anfechtung besonders 15
wol dienen, uns beide durch recht ernste büspredigen zu der gnaden, tröst und hilff
Gottes zu erwecken und zu bereiten und auch auffzürichten und zu stercken im glauben
an unseren herren Christum, das wir unser erlosung und der herrlichen wiederbrin-
gung4 des Reichs Christi bei uns desto groster und mit steiffer5 gedult erwarten.
Nun aber die erklarung diser zweier Capitel, uff diese unsere gegenwertige demüti- 20
gung und bewerung gerichtet, sich weiter hat wollen erstrecken6, dann sie zu dieser
jetzigen gelegenheit auch habe mögen verfertiget werden, Wolte ich doch die eweren,
meine lieben brüder, bis die fürgenomene und zu gutem theil beschribene erinnerung,
tröst und vermanung aus den zweien ermeldten Capitteln gentzlich zübereitet werde,

a) fünfzeiliger Segensgruß als Überschrift; eingerückt; Z. 1 in größeren Typen. Die erste Text-
zeile (»Ich ... be-«) in gleicher Typengröße wie Z. 1 in der Überschrift. J als fünfzeilige Initiale
gestaltet.
b) vnd vnd (Duplex).
1. Die »angefochtene Gemeinde« ist Bonn. Vgl. Einleitung. Von dort kommt die Bitte um eine
Trostschrift.
2. Triebsal bedeutet immer - wie auch vkttplg im Neuen Testament - Drangsal, Bedrückung,
Glaubensverfolgung. Vgl. Theol. Begriffslexikon zum NT 1. Wuppertal 1967. S. 61 f. — Die Ge-
meinde wird vom Domkapitel in Köln hart angegriffen, ihren Erzbischof hat man abgesetzt, die
»Kölner Reformation« ist gescheitert. Dazu kommt: Anfang 1546 ist Luther gestorben, der Schmal-
kaldische Krieg ist verloren, und es droht ein kaiserliches Gesetz (Interim) gegen die Protestanten.
3. Eine Auslegung von Jes 50.51 von B. ist uns aus diesen Jahren weder als Druck noch als
Handschrift bekannt. Ebenso findet sich in den Sammlungen oder den Archiven keine Spur von
einem Briefwechsel zwischen Bonn und Straßburg oder gar von dem Besuch der Bonner in Straß-
burg. Vgl. Anm. 200, in der der Titel des vorjährigen Trostschreibens B.s an die Gemeinde in Bonn
(Bibi. Nr. 89: >Der CXX. Psalm<) besprochen ist.
4. Wiederherstellung, Zukunft. Lexer 3, Sp. 831.
5. Fester, unerschütterlicher.
6. Länger hinauszögern. Lexer 1, Sp. 678.
 
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