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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0111
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EIN SENDBRIEVE MARTINI BUCERI

107
lang erhalten179 und so herrlich in aller weit erbreitet ohne schütz und hilff der gewal-
tigen in der weit, ja, offt under den grewlichsten Verfolgungen von denselbigen, er kan
das noch thün, bis im wolgefellet und uns güt sein würt, das er uns widerumb Könige zu
Pflegeren und ire Fürstinen zu seugamen gebe, wie er uns das durch seinen h. Propheten
5 Jesaja hat verheissen180.
Hütet euch, lieben brüder, mit höchstem vleis wie181 vor dem Gotslesteren der
fleischweisen182, die diese grosse onerforschlichen gericht Gottes iren ertreumbten
nachursachen183 und mitteln und nicht der haupt- und gentzlichen Ursachen, dem
wolverdien- | D zb | ten zorn Gottes über unser sünden züschreiben, Also auch vor
10 dem onglaubigen, gotsschmählichen184 nachforschen seinem onerforschlichen gericht
und dem folgenden Gotsvernichtigen frevel185, seiner ewigen Göttlichen Weisheit und
gerechtigkeit weiß und maß zü setzen, welche, wie und wenn er erhöhen und demüti-
gen, hart oder lind züchtigen solle. Er ist gerecht, und zü seiner zeit wirt er gerecht
richten und den kelch seines zorns jedem, wie im gepüret, zü trincken geben, Des tru-
15 sen186 doch die Gottlosen austrincken müssen. Psal. 75 [8f.]187. Er ist unser vatter und
himlischer vatter, darumb müssen wir unser rechte und gantze rüw auch im himmel er-
warten. Er hat uns durch seinen lieben Son unsere sünd verzigen, versicheret uns des
täglich durch seine worte und Sacrament, die uns nit feien mögen. Darumb was er uns in
diser zeit züchtiget, wie herb uns das duncket, so kan und mag es uns doch anders nicht
20 dann ein heilsame Züchtigung sein. Fallen in dem vil ab, das sol uns wol hertzlich wehe
thün, doch dermassen, das wir uns auch mit unserem lieben herren Christo trösten und
mit im unserem Gott und Vatter sein lob und preiß auch darin verjehen188 und spre-
chen: Ich preiß dich, vatter und Herr himmels und der erden, das du solches den weisen
und verstendigen verborgen hast und hast es den unmündigen offenbaret; ja, vatter,
25 denn es ist also wolgefeilig gwesen für dirW9.
Derselbige, der Vatter der barmhertzigkeit und Gott alles trosts190, wolle euch selb in
seinem wort, das ir täglich leset, und durch seinen H. Geist, den er euch immer mehren
thüe, trösten und stercken! Und was ich euch hiezü in diser kurtzen schrifft minder191
179. B. setzt den Tod Jesu offenbar auf das Jahr 27; dazu zählt er 288 (an unserer Stelle: 300
minus 12) und kommt so auf das Jahr 315 (Bekehrung Konstantins) als den Endpunkt der Christen-
verfolgung.
180. Vgl. Jes 49,23.
181. Sowohl.
182. Vorwitzig Überklugen, die auf sich (ihr Fleisch) vertrauen. Vgl. iKor 1,26: Weise nachdem
Fleisch.
183. Nachträglich erfundenen Gründen (?); weder bei Lexer noch bei Götze, noch bei Grimm
oder Schmidt verzeichnet.
184. Gott schmähenden, Gottes mißachtenden. Lexer 2, Sp. 999.
185. Gottes nicht achtende Bosheit, Gott herabsetzenden Hochmut. Vgl. »vernihten« bei Lexer
3, Sp. 188.
186. Die beim Auspressen von Obst zurückbleibenden Reste, Rückstände, Treber. Mhd.:
»drusene«. Lexer 1, Sp. 473.
187. Luther: Die Gottlosen müssen die Hefen aussaufen.
188. Verkündigen.
189. Mt 11,25.26.
190. Vgl. 2Kor 1,3. 191. Geringer, weniger.
 
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