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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0130
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Dises ist der inhalt gemelter lesterschrifft; darauff nimme nun, Christlicher leser,
unsere warhaffte Christliche antwort, die sich also haltet.
Entschuldigung des Münsterischen geists und lehre 1 .
AUff das diser Dichter schreibet, das ers in seinem verstand, wann er der Münsterischen
Predicanten lehre und haltung im gründ und eigentlich ansehe, anders nit konde ge- 5
dencken noch begreiffen, dann das eben derselbige geist, der die zu Münster getriben,
auch uns treibe, geben wir die antwort, die der HERRE den Juden gäbe, als dieselbigen
seine heiligen wunderwercke dem Teüffel Beelzebul züschriben:
Setzen 32 - sprach er - entweder einen güten bäum, so wirt die frucht güt, oder setztet
einen faulen bäum, so wirt die frucht faul. Dann an der frucht erkennet man den bäum. 10
Ir naterngezüchte, wie köndt ir güts reden, dieweil ir böß seind? Wes das hertz vol ist,
des gehet der mund über. Ein güter mensch bringt güts herfür aus seinem güten schätz
des hertzens. Und ein böser mensch bringet böses herfür aus einem bösen schätz. Dis
sind die wort des Herren, daraus auch der gemein verstand pflegt zu sagen: Wie die
leüth sind, also erkennen und richten sie. Die bienen, nit die spinnen, saugen das honig 15
aus den blümen 33 .
Des menschen geist kan ja niemand anderst dann bei seinen früchten erkennen. Wa
hat aber nun diser Le- | B za | sterer oder jemand auff erden von uns je soliche lehre und
handlung, die sich mit der Münsterischen lehre und handlung vergliche, vernomen?
Nun, auff die vier Argument, die der Lesterer fürbringet, damit er vermeinet, uns des 20
Münsterischen geists etwas verdacht zu machen 34 , wollen wir hernaher nach Ordnung
antworten. Damit aber ir, lieben Christen, einen gründ haben, was wir alhie lehren, und
daraus mögen in der warheit erkennen und richten, das wir, Gott lobe, mit dem Mün
sterischen geiste und lehre uberal nichts zu thün, ja, dem zuwider lehren und handlen,
So wollen wir vorsetzen in kurtze Articul das gantze Evangelion und die lehre Christi, 25
die alhie durch unsere mitarbeiter, die der Herre zu seinen seligen rüwen hat auffge-
nomen, und durch uns nun bis in das achtundzwentzigst jar gelehrt worden ist 35 .
Dise Articul wollend als vor Gott und gegen seinem ewigen wort, das er uns in
seiner heiligen Schrifft hat vorgeben, das allein nit fehlen kan, halten und uns das urtheil
unsers Herren Jesu Christi lassen gelten, da er an jetz angezognem ort sagt: Aus deinen 30
Worten^ wirstu gerechtfertiget werden, und aus deinen Worten wirstu verdammet wer-
i) zweizeiliger Block; Zeile 1 in größeren Typen (Entschuldigung ... Münste-); A zweizeilige
Initiale.
k) worte (n abgesprungen).
32. Mat. xii [24-30.33-351- [Marg.J.
33. Die Guten bringen Gutes, die Bösen Schlechtes ans Licht. Bei Wander kommen Bienen,
Honig und Spinnen an zwei Stellen in ähnlichem Zusammenhang vor: 1, Sp. 374, Nr. 50: Woraus
die Biene Honig saugt, saugt die Spinne Gift; 1, Sp. 373, Nr. 32: Wenn die Biene Honig gewinnt,
die Spinne nur eignem Fraß nachsinnt. Der Sinn ergibt sich aus dem zitierten Wort Mt 12,33ff.
34. Verdächtigen. Götze, S. 76.
35. Vgl. Anm. 2. - Seit 1521 sind verstorben Wolfgang Capito (1541) und Matthis Zell (1548).
 
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