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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
Gott, on wäre hoffnung des ewigen lebens, hertzliche liebe zu Gott und den menschen
und steten eifer zu allen guten wercken6'6. Und bei welchen menschen dise tugenden
und eifer zu allen güten wercken sich nit finden, die haben auch keinen waren glauben
an Christum, gehören67 in nicht an, sind nit seine glider und darumb auch nit Christen.
Und was glaubens sie sich imer rhümen mögen, ist doch derselbige ein todter glaube 5
und darumb kein warer glaube, als wenig ein todter mensch ein warer mensch ist.
Zum ix. bekennen und lehren wir, wiewol der wäre glaub, wie erzelet, allwegen und
notwendiglich durch die liebe zu allen guten wercken eiferig ist68 - Dann wir durch den
glauben ein werck Gottes sein, geschaffen in Christo Jesu zu güten wercken das den-
nocht die sünde, die von dem anerbornen verderben in unserem fleisch wohnet, in uns, 10
so lang wir hie leben, noch so gewaltig ist69, das wir weder glauben, hoffnung noch hebe
also volkummen haben noch einige güten werck so volkummen thün, wie der allmech-
tige Gott das alles von uns billich erfordert in seinem gesatz; Und aber darneben vil
sünden und ubels thün wider die gebott Gottes70. Darumb alle Heiligen, wie weit und
hoch sie in Göttlichem leben hie auff erden imer körnen, noch als71 Gott bitten müssen 15
durch unseren Herrn Jesum Christum umb nachgebung irer schulden72, das sie ire
pflicht Gott noch nie erfüllet, und umb Verzeihung viler sünden, die sie darüber erst
begangen haben, und also für nicht und kot achten, was sie noch güts gethon73, und sich
imer fürtstrecken zü dem fürgesetzten ziel74 in Christo, unserem Herren, und nach
besserem trachten und allen tröst und hoffnung ires heils setzen allein, pur und lauter 20
auff unsern Herren Jesum Christum, | C ia | der allein die versünung ist unser sünden75
und uns von Gott worden Weisheit, gerechtigkeit, heiligung und erlosung.
Dabei ist auch war76, das die sünde und böse sucht, über die der heilige Paulus so
engstig77 klaget Rom. vii [19], welche schaffet, das wir das güt, so wir wollen, nicht,
und das böse thün, das wir hassen, durch die gnad und den Geist Christi, den wir im 25
heiligen Tauff empfangen, seer geschwechet ist und uns zur verdamnus, wann wir iren
bösen lüsten nit stattgeben, nit zügerechnet wirt.
Zum x.78 Lehren wir, obwol der Herre den seinen wil alle güten werck, wie schmal79
und gebrechlich die sein, reihlich belohnen mit zeitlichen und ewigen güteren und sie
sich solcher Verheissung auch sollen in unserem Herren Christo wol getrosten, sich 30
66. Glaube, hoffnung, liebe und alle tugenden des newen lebens hangen stets aneinander. Mat.
vii [20.21]. xxv [31-46]. Ro. viii [9]. Joh. xv [4]. Jacob, i [18.22]. [Marg.].
67. Hören. [Oder Druckfehler >in< statt >im< (= ihm)].
68. Gal. v [13]. Ephes. ii [10]. [Marg.].
69. Gebrechlich eit un[d] mangel an aller unserer gerechtigkeit. Ro. vii [18-23]. [Marg.].
70. i. Joh. i [8-10]. [Marg.].
71. Immer. Götze, S. 7.
72. Mt. vi [14.15]. [Marg.].
73. Phili. iii [8.12-14]. f-7°- z [8-10]. ii [1.2]. [Marg.].
74. Vgl. Phil 3,13.14.
75. iCor. i [30]. [Marg.]. - Vgl. 1J0 2,2.
76. Uberig erbsünd verdammet nit, die ir nit bewilligen. Rom. vi [n-14]. viii [2-4]. [Marg.].
77. Bange, eifrig, beweglich. Götze, S. 64.
78. Mat. v[ii.I2], xix[z^]. xxv [31-46]. Rom. ii[3— 8]. Belonung guter wercken. ii.Cor. ix\6-8].
Ephe. vi [7.8]. Lu. xvii [10]. Gal. iii [5]. Psal. cxliii [2]. [Marg.]. Vgl. Anm. m).
79. Klein, unansehnlich.
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
Gott, on wäre hoffnung des ewigen lebens, hertzliche liebe zu Gott und den menschen
und steten eifer zu allen guten wercken6'6. Und bei welchen menschen dise tugenden
und eifer zu allen güten wercken sich nit finden, die haben auch keinen waren glauben
an Christum, gehören67 in nicht an, sind nit seine glider und darumb auch nit Christen.
Und was glaubens sie sich imer rhümen mögen, ist doch derselbige ein todter glaube 5
und darumb kein warer glaube, als wenig ein todter mensch ein warer mensch ist.
Zum ix. bekennen und lehren wir, wiewol der wäre glaub, wie erzelet, allwegen und
notwendiglich durch die liebe zu allen guten wercken eiferig ist68 - Dann wir durch den
glauben ein werck Gottes sein, geschaffen in Christo Jesu zu güten wercken das den-
nocht die sünde, die von dem anerbornen verderben in unserem fleisch wohnet, in uns, 10
so lang wir hie leben, noch so gewaltig ist69, das wir weder glauben, hoffnung noch hebe
also volkummen haben noch einige güten werck so volkummen thün, wie der allmech-
tige Gott das alles von uns billich erfordert in seinem gesatz; Und aber darneben vil
sünden und ubels thün wider die gebott Gottes70. Darumb alle Heiligen, wie weit und
hoch sie in Göttlichem leben hie auff erden imer körnen, noch als71 Gott bitten müssen 15
durch unseren Herrn Jesum Christum umb nachgebung irer schulden72, das sie ire
pflicht Gott noch nie erfüllet, und umb Verzeihung viler sünden, die sie darüber erst
begangen haben, und also für nicht und kot achten, was sie noch güts gethon73, und sich
imer fürtstrecken zü dem fürgesetzten ziel74 in Christo, unserem Herren, und nach
besserem trachten und allen tröst und hoffnung ires heils setzen allein, pur und lauter 20
auff unsern Herren Jesum Christum, | C ia | der allein die versünung ist unser sünden75
und uns von Gott worden Weisheit, gerechtigkeit, heiligung und erlosung.
Dabei ist auch war76, das die sünde und böse sucht, über die der heilige Paulus so
engstig77 klaget Rom. vii [19], welche schaffet, das wir das güt, so wir wollen, nicht,
und das böse thün, das wir hassen, durch die gnad und den Geist Christi, den wir im 25
heiligen Tauff empfangen, seer geschwechet ist und uns zur verdamnus, wann wir iren
bösen lüsten nit stattgeben, nit zügerechnet wirt.
Zum x.78 Lehren wir, obwol der Herre den seinen wil alle güten werck, wie schmal79
und gebrechlich die sein, reihlich belohnen mit zeitlichen und ewigen güteren und sie
sich solcher Verheissung auch sollen in unserem Herren Christo wol getrosten, sich 30
66. Glaube, hoffnung, liebe und alle tugenden des newen lebens hangen stets aneinander. Mat.
vii [20.21]. xxv [31-46]. Ro. viii [9]. Joh. xv [4]. Jacob, i [18.22]. [Marg.].
67. Hören. [Oder Druckfehler >in< statt >im< (= ihm)].
68. Gal. v [13]. Ephes. ii [10]. [Marg.].
69. Gebrechlich eit un[d] mangel an aller unserer gerechtigkeit. Ro. vii [18-23]. [Marg.].
70. i. Joh. i [8-10]. [Marg.].
71. Immer. Götze, S. 7.
72. Mt. vi [14.15]. [Marg.].
73. Phili. iii [8.12-14]. f-7°- z [8-10]. ii [1.2]. [Marg.].
74. Vgl. Phil 3,13.14.
75. iCor. i [30]. [Marg.]. - Vgl. 1J0 2,2.
76. Uberig erbsünd verdammet nit, die ir nit bewilligen. Rom. vi [n-14]. viii [2-4]. [Marg.].
77. Bange, eifrig, beweglich. Götze, S. 64.
78. Mat. v[ii.I2], xix[z^]. xxv [31-46]. Rom. ii[3— 8]. Belonung guter wercken. ii.Cor. ix\6-8].
Ephe. vi [7.8]. Lu. xvii [10]. Gal. iii [5]. Psal. cxliii [2]. [Marg.]. Vgl. Anm. m).
79. Klein, unansehnlich.