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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0145
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EIN SUMMARISCHER VERGRIFF

141
dem uberal nichts177 hinderen mage, das wirs gleich in eiisseren und vom Herren onge-
bottnen Zeichen und gebreüchen nit halten, wie es in anderen kirchen wirt gehalten.
Zum xxix. Lehren wir von der Oberkeit178 nach dem wort des Herren, das ir ampt ein
heilig Gottlich ampt ist, das niemand billicher tragen solle dann die allerbesten Christen,
5 und welche das verwalten, das die vor allem helffen sollen, das man Gott recht diene
und ein Gottselig erbar leben füre179. Item das denen Oberkeiten, die das Schwert vom
Herren tragen, alle Seelen - wans auch, wie der heilig Chrysostomus schreibet, lauter
Apostel und Propheten weren180 - sollen auch des gewissens halben und von Gottes
wegen | D 3 b | underthan sein und iren gesetzen geleben, stewer und anders, das sie
10 aufflegen, geben und thun.
Dis ist das Evangelion und die Lehr, die wir hie nun in die achtundzwentzig jar geleh-
ret und geprediget haben, welche, das einige Evangelion und Lehre unsers lieben Herren
Jesu Christi sein, erkennen und werden bezeugen müssen alle, die der Göttlichen
schrifft und der Alten war Apostolischen kirchen lehr und haltung waren verstand und
15 glauben haben. Das wissen wir mit Gottes gnaden, wie wir uns darzü allwegen erbotten
haben und noch erbieten, darzuthün, wa man uns will Christlich verhören181.
Nun ist aber kundtlich und offenbar, das die zu Münster dis Evangelion und lehre nit,
sonder in vilen stucken darwider gelehret und geprediget haben: Als von der heiligen
Schrifft, die sie verworffen; Von der menschwerdung Gottes, die sie verleugnet; Von
20 dem Reich Christi, das sie ins zeitlich gesetzet; Vom Tauff der kinder, den sie verdam-
met; Vom h. Abendmai, das sie vernichtet; Von der h. Ehe, die sie mit vil weiber nemen
geschendet; Von der ordenlichen Oberkeit, wider die sie sich empöret haben. Daher
habt ir, lieben Christen, wol zu erkennen, wie Gottlesterlich diser Dichter den Herren
und sein heiliges wort schmehet, das er dise unsere Lehr und Evangelion dem Münste-
25 rischen Geist und Lehren vergleichet.
Und dieweil wir die ehre Gottes und seines worts sollen bekennen und vertädigen, wa
wir mögen182, und dann nit allein diser Lesterer, sonder noch vil andere das war Evan-
geli und die reine lehre Christi, unsers lieben Herren, die wir hie predigen und lehren,
und damit auch seine liebe Kirche und Gemeinde, die er auch hie zu Strasburg hat, viler
30 grewlichen irthumben und verkerungen Christlicher Religion felschlich beklagen und
verlesteren, Haben wir | D 4 a | aus pflicht unsers ampts und diensts wollen in diser
gefährlichsten zeit dise unsere kurtze bekantnus thün unseres glaubens und lehre, Da-
mit, wie es der Herre mit uns wille schicken, meniglich183, der der warheit glauben kan,
sehe aus unser eigen bekandtnus, was unser glaub und lehre vom Christentumb seie und
177. In keiner Weise. Götze, S. 2.13.
178. Von der oberkeit. Exodi xviii [19-23]. [Marg.].
179. Rom. xv. [Marg.]. - Offensichtlich Druckfehler, muß heißen: Rom. xiii [1-7]. So auch
F. Wendel, Resume, S. 74.
180. Johannes Chrysostomus: Commentarius in Ep. ad Romanos. Homilia 23,1; MSG 60,
Sp. 615.
181. Hier endet im Tomus Anglicanus auf S. 183 die lateinische Übersetzung des Summarischen
vergriffes< durch K. Hubert. Vgl. Bibi. Nr. 96 a: Tom. Angl. 173 ff.
182. Können.
183. Ein jeder.
 
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