Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0150
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
146

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

anders nit lehren wir, das der Herre die seinen bei seinem Evangeli nit lassen, sonder
seliglich erhalten werde. Und also hat Gott bei dem h. Evangelio erhalten seinen lieben
Son, seine Apostel und alle recht gleübigen.
Aber die Epicurische rott sihet allein auff das irdisch und was dem fleisch anmutig
ist 211 . Wann inen das empfellet 212 und hingenomen wirt, achten sie sich schon verlassen 5
und verdorben. Und darumb machen sie in irer schrifft das zeitlich sterben und verder
ben so grewlich, als wann man dadurch auch Got und ewigs leben verlure, und wem das
begegnet, das der auch weder Gott noch sein wort haben mochte.
Der Münsterischen verderben ist eine verdiente straff gewesen irer grewlichen Gotts-
lesterung und auffrurens. Das aber unser lieber Herre selb, seine h. Apostel, so vil 10
tausent Märtyrer umb des h. Evangeli willen sind vor der weit auff das allerschandli-
chest und jämerlichest verdorben und gestorben, irethalben aber so wol getröstet des
ewigen lebens, das ist ein rechte zeügnus und probe gewesen, das dis Evangelion y ,
darüber sie das erlitten, das einig war Evangeli Gottes ist. Aber das man das leben erst
recht finde, wan mans hie umbs Herren und seines Evangeli willen verlehret 213 und das 15
der kein Christ sein mage, der nit für ein gewinn achte, umbs Evangeli willen vor der
weit zu sterben und zu verderben 214 , Das ist disen leüthen ein gespott. Wie lang ists aber
dahin, das sie mit irem ewigen verderben müssen erfaren, das dis allein der weg gehn
himel ist und in das ewige leben.
Antwort auff das dritte Argument des Lesterers, das wir 20
unseren beruff 215 , lehre und handlung kein andere beweisung
mögen darthün dann die heilige Schrifft 2 .
| E 3b | NUn das dritte argument, damit diser Dichter der lesterschrifften wider uns
fürbringet, uns des Münsterischen geistes zu bezüchtigen, ist: Das wir unseren beruff,
lehre und handlung anders nit dann mit Göttlicher schrifft beweisen können, wie auch 25
die zu Münster gethon haben. In dem loben wir Gott, das uns auch unsere ergiste feinde
solche zeügnus geben. Dann unser lieber Herre selb, der doch grosse wunder thete, die
beweisung seines beruffs, lehre und handlung fürnemlich auff die Schrifft gesetzet hat
gegen den Juden und seinen jüngeren, das haben auch die Apostel gethon 216 . Dann die
zeügnus der h. Schrifft mage niemand fehlen, da die Zeichen wol fehlen mögen, nach 30
dem Gott etwan die leüth auch durch falsche Zeichen lasset versuchet werden, wie er

y) Euangelio.
z) vierzeiliger Block am Seitenende; Zeile 1 (Antwort... des) in größeren Typen; N zweizeilige
Initiale.
211. Gefällt, zugesagt, sympathisch ist. Götze, S. 11.
212. Entfällt, fehlt.
213. Luc. xiiii [26.27.33]. [Marg.]. - Verliert.
214. Vgl. Phil 1,21.
215. In dem Exemplar des Summarischen vergriffes< im Collegium Wilhelmitanum,
Nr. 16126/7, hat Lenglin hier handschriftlich korrigiert: »unseres beruffs«. Das ist sachlich sicher
richtig, denn »beruff, lehre und handlung« sind Appositionen zu »beweisung«.
216. Joha. v [39]. Luc. ult [24,27]. Acto. vii [1-53]- [Marg.].
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften