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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
mandts denn die, die sich freywillig jnn solche gemeinschafft begaben vnnd sich teuffen
laßenn | c 3 b | Hattenn, mitt dißen auch allein hieltten sie die Brüderliche straff vnnd
Warnung vnnd die außspendung der heiligen Sacramenten. Denn diße waren auch allein
rechte bruder vndereinander als eines vatters kinder. Welches reich sie zugleich alle
durch das verdienst Christi ererben soltthen; die andern aber waren nichtt bruder, sie 5
weren gleich juden oder heiden, sie hetten glich den tittel gottes volck oder nitt, als die
noch zu wahrer erkantnuß Gottes nichtt kommen, jnn jren sunden vnnd abgötterey
steckenx bliben vnnd derhalben von seinem Reich noch abgesundertt. Derhalbenn sie
auch die selben weder richteten noch vrteilten, sonder befalhen sie dem gestrengen vnnd
gerechten gricht gottes, wie dann sollichs mit hellenn, klaren Worten beschreibt der 10
heilig Apostel Paulus jn der I zün Corinthem am funfften [11-13], do er also sprichtt: so
jemand ist, der sich leßett einen brüder nennen, vnnd ist ein hürer oder ein geitziger oder
ein abgöttischer oder ein lesterer oder ein trunckenboltz oder ein Reuber, mit dem selbi-
gen solt jhr auch nitt eßenn; dann was gehn mich die draußen an? Richtet jhr nicht, die
hinnen sindt? Gott aber wirt, die draußen sind, richtenn; thüt von euch selbs hinauß, 15
wer da böse ist. Auß welchem nun gütt zuuerstohn ist, das das vrteilen vnd straffen der
kirchen allein vber jhre eigne glidder gehtt, die sich brueder nennen laßen, das ist, die
sich selbs jnn solche gemeinschafft geben haben; mitt den andern hatt sie nichts züschaf-
fen als die, die draußen sind. Darumb auch Christus, da er Matthei am 18. [15] vonn
Bann redett, spricht: sundigett dein bruder, so gehe zu jhm vnnd straffe jnn zwischen 2.0
etc., mit wölchem wörtlin brüder er sunderlich will verstanden haben die, so sich jnn
solche freywillige gemeinschafftt begeben habenn.
Also muß auch noch heutigs tags mitt vnserer kirchen ein weg genommen, das wir
vnns gantz nichts irren laßenn, das jederman ein Christ sein will, ein heyligen namen
tragen, sich des heyligen Euangelij vnd wortt Gottes riemen163, güt were es wol vnnd 2.5
von gantzem hertzen zübegeeren, das sichs jm werck also befunde; Sonder gedencken,
dieweil die recht wäre, alte Christliche kirch mitt der wahren lehr vnd gantzer jhrer
disciplin | c 4a | durch das Bapstumb verwüstet vnnd mitt allerley jrthumben besüdlet
worden ist, das eben, wie Christus vnd die Apostel zu jhrer zeit auß dem jüdischen
volck, welches religion vnd gottes dienst auch durch die Phariseer vnd mancherley 30
secten nun schier gar164 zu nichten worden war, ein kirchen von newem wider samleten,
also auch wir vß vnserm volck, souil jmmer zügwinnen sind, ein solche rechte wäre
Christliche gemein züsammen bringen mueßen; wie aber solchs kummelischer weiß163
geschehen muge, wollen wir nun für das dritte theil vnserer schrifftt anzeigung geben.
Es ist aber auß dem vorgohnden nün güt zuuerstan, das die verbeßerung der kirchen 35
mengell vnnd fehl nicht an dem verbannen vnnd außschließen anzüfahen sey; denn die,
die jn sulchen obgemelten lästern liggen, ob sie sich wol Christen sein Rhiemen oder zu
zeyten die predig hören, so sind sie doch nicht brueder, denn sie haben sich noch nie
willigklich in die Christliche gemeinschafftt begeben, jhren glauben bekant, gehorsam
x) korr. aus: secten.
163. Sich darauf berufen, Christen zu sein, sich rühmen ...
164. Fast ganz.
165. In passender Weise.
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
mandts denn die, die sich freywillig jnn solche gemeinschafft begaben vnnd sich teuffen
laßenn | c 3 b | Hattenn, mitt dißen auch allein hieltten sie die Brüderliche straff vnnd
Warnung vnnd die außspendung der heiligen Sacramenten. Denn diße waren auch allein
rechte bruder vndereinander als eines vatters kinder. Welches reich sie zugleich alle
durch das verdienst Christi ererben soltthen; die andern aber waren nichtt bruder, sie 5
weren gleich juden oder heiden, sie hetten glich den tittel gottes volck oder nitt, als die
noch zu wahrer erkantnuß Gottes nichtt kommen, jnn jren sunden vnnd abgötterey
steckenx bliben vnnd derhalben von seinem Reich noch abgesundertt. Derhalbenn sie
auch die selben weder richteten noch vrteilten, sonder befalhen sie dem gestrengen vnnd
gerechten gricht gottes, wie dann sollichs mit hellenn, klaren Worten beschreibt der 10
heilig Apostel Paulus jn der I zün Corinthem am funfften [11-13], do er also sprichtt: so
jemand ist, der sich leßett einen brüder nennen, vnnd ist ein hürer oder ein geitziger oder
ein abgöttischer oder ein lesterer oder ein trunckenboltz oder ein Reuber, mit dem selbi-
gen solt jhr auch nitt eßenn; dann was gehn mich die draußen an? Richtet jhr nicht, die
hinnen sindt? Gott aber wirt, die draußen sind, richtenn; thüt von euch selbs hinauß, 15
wer da böse ist. Auß welchem nun gütt zuuerstohn ist, das das vrteilen vnd straffen der
kirchen allein vber jhre eigne glidder gehtt, die sich brueder nennen laßen, das ist, die
sich selbs jnn solche gemeinschafft geben haben; mitt den andern hatt sie nichts züschaf-
fen als die, die draußen sind. Darumb auch Christus, da er Matthei am 18. [15] vonn
Bann redett, spricht: sundigett dein bruder, so gehe zu jhm vnnd straffe jnn zwischen 2.0
etc., mit wölchem wörtlin brüder er sunderlich will verstanden haben die, so sich jnn
solche freywillige gemeinschafftt begeben habenn.
Also muß auch noch heutigs tags mitt vnserer kirchen ein weg genommen, das wir
vnns gantz nichts irren laßenn, das jederman ein Christ sein will, ein heyligen namen
tragen, sich des heyligen Euangelij vnd wortt Gottes riemen163, güt were es wol vnnd 2.5
von gantzem hertzen zübegeeren, das sichs jm werck also befunde; Sonder gedencken,
dieweil die recht wäre, alte Christliche kirch mitt der wahren lehr vnd gantzer jhrer
disciplin | c 4a | durch das Bapstumb verwüstet vnnd mitt allerley jrthumben besüdlet
worden ist, das eben, wie Christus vnd die Apostel zu jhrer zeit auß dem jüdischen
volck, welches religion vnd gottes dienst auch durch die Phariseer vnd mancherley 30
secten nun schier gar164 zu nichten worden war, ein kirchen von newem wider samleten,
also auch wir vß vnserm volck, souil jmmer zügwinnen sind, ein solche rechte wäre
Christliche gemein züsammen bringen mueßen; wie aber solchs kummelischer weiß163
geschehen muge, wollen wir nun für das dritte theil vnserer schrifftt anzeigung geben.
Es ist aber auß dem vorgohnden nün güt zuuerstan, das die verbeßerung der kirchen 35
mengell vnnd fehl nicht an dem verbannen vnnd außschließen anzüfahen sey; denn die,
die jn sulchen obgemelten lästern liggen, ob sie sich wol Christen sein Rhiemen oder zu
zeyten die predig hören, so sind sie doch nicht brueder, denn sie haben sich noch nie
willigklich in die Christliche gemeinschafftt begeben, jhren glauben bekant, gehorsam
x) korr. aus: secten.
163. Sich darauf berufen, Christen zu sein, sich rühmen ...
164. Fast ganz.
165. In passender Weise.