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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0193
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i. VON DER KIRCHEN MENGEL VNND FÄHL

scheidt die, so jn öffentlichen sunden vnnd lästern ligen vnnd sich nit beßern oder sonst
der sach nit vnderricht sind, zu dem nachtmal des herren gehn wurden. Ebenn also jnn
dem dritten puncten wurden sie nicht allein ihre kinder vnd haußgesind, so sie zu ver-
stendtlichen tagen körnen 208 vnd ihren Catechismum geiernett hetten, gern laßen für der
5 gemeind jhres glaubens bekantnus thün vnnd sich jnn die gehorsame der kirchen gottes
begeben, Sonder auch für sich selber, offtermals jm jar, wann sie zu des herren disch gön
wolthen, zuuor sich jhrem Seelsorger ertzeigen 209 vnd die absolution | d zb | Von jm
entpfahen. In dem vierdten, ob wir wol güther hoffnung, das es selthen biß zu dem
außschließen vnd verbannen körnen soltt, So wurde doch die brüderlich vnnd freuntlich
io Warnung vnnd straff stetz mitt den blöden vnnd schwachen geuebett werden. In dem
funfften vnd letsten: Dieweyl von denen, so sich freywillig züsamen gethon, solche
Ehesten gewehlet werden sollen, die da gotsförchtige, Eyfferige, fromme, redliche men-
ner seyen, So wurden sie leicht mitt dem pfarrher güthe Ordnung jnn der kirchen er-
haltthen vnd, was zu jederzeit zu verbeßerrung vnnd vffbauwung dienen möchte, helf-
15 fen anrichten, auch noch jrem besten vermugen dran sein, das den vier hauptpuncten, an
denen alles gelegen, bester weiß von jederman gelept wurde. Welches alles zusammen
vnsers erachten ein rechte wolgeordnete gemein nach dem Exempel der ersten Christli
chen kirchen geben solte; das seye nun gnüg von vnserm bedencken, die mengel vnd
fehl der kirchen züuerbeßern betreffende.
20 Nun aber es zweyffelt vns hie gar nichtt, das dis vnser furnemmen von vilen werde
vbel vffgenommen vnd verkerett 210 werden, auch vil jnredens 211 geben; derhalben so
wollen wir nun auch zum beschluß der selbigen ettliche vnnd die furnemste jnreden hie
widerlegen vnd aufflösen, damitt alle güthertzige solcher nichtiges vngegrundtes
schryen sich nicht laßen bewegen, diße verbeßerung der kirchen zuuerhindern.
25 Zum ersten werden sie schreyen, wir wellen ein new Bapsthumb vffrichten vnd wider
nach dem schwert gr eiff en; darauff antwortenn wir fürs erst, das sie vns gewalth thün
vnnd jn dem antichten 212 . Denn das werden vns alle predigen, so wir von der zeit an, als
wir zu erkandtnus des Euangelij körnen 213 , biß vff den heutigen tag gethon haben, vnnd
datzü auch vnser gantzes leben gnügsam zeugnuß geben, Das wir vnns nicht allein nie
30 keines gewalts oder zwangs vnder dem schein des h. Euangelij vnderstanden 214 , Sonder
noch wol datzü nach vnserm höchsten vermugen verholffen, das der weltlichen oberkeit
jr gewaltt, so jr bößlicher weiß von dem Bapst entzogen, wider gantz | d 3 a | Zugestelt
wurde; haben derhalben vß gottes wort allwegen jederman, sie seyen geistlich oder
welttlich, ermanett, wie wir denn auch noch thün, das sie jhr von Gott geordneten
35 welttlichen Oberkeit wölten vnderthänig vnd gehorsam sein nach dem spruch Pauli: Ein
jede seele sey vnderthon der Oberkeit, die gewalt vberjn hat 215 ; vß welcher vrsach auch

208. Wenn sie ein vernünftiges Alter erreicht hätten.
209. Den Seelsorger aufsuchen, (hier: zum Beichtgespräch vor dem Abendmahl).
210. Entstellt, verdreht (im Sinne von: mißverstanden).
211. Einwände.
212. Uns falsches (Böses) unterstellen.
213. Partizip Prät.
214. Angemaßt haben.
215. Ro 13,1.
 
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