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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0204
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

wurtc auch nit allein niemand der schwachen durch exempel | [3 a] | der bösen vom
gepett abgezogen vnnd fil, wie gesagt, durch gottes gnad vnnd wort vnnd der
gantzen menge exempel recht vnnd hertzlich zu betten angereytzet vnnd beweget.
Zum anderen, Dieweyl alle Buß vnd gepett den Allmechtigen Gott zu mehr zorn
bewegt, wa man sich nit als bald in alle gehorsame göttlicher gepotten vnnd zu thettli- 5
ehern besseren begibt15 alles des, das man wider die gepott gottes gethon oder gelassen
hatt, So bitten vnnd vermanen wir E. G. vmbs Herren, jrer selb vnnd gantzer Stadt heils
willen, sie wolten den öffentlichen vnnd gemeinen vbertrettungen der zehen gebotten,
durch die die Rach des Allmechtigen wider die gantze Stadt erschrocklichen angezündet
wurt, dieweil sie öffentlichen geschehen, ohne schewe16 vnnd straff mit warem gottseli- 10
gern recht ernsten eyffer begegnen. Vnnd also versehung thun17: Zum ersten so fil das
erst vnnd ander in den zehen gepotten belanget18, das niemandt gestatet werde, doch so
gar öffentlich vnnd verderblich die leuth von dem einigen waren Euangelio Christi, von
seiner Religion vnnd gottes dienst abzufuren vnnd abzuschreckhen. Welches hie von gar
filen vnd jn fil gefehrliche weg19 geschieht vnnd seer starck getriben wurdt. 15
| [3 b] | Zum anderen nimet auch wider das dritte gepott grewlich vberhandt bei
jungen vnnd alten, weib vnd man, das falsch leichtfehrig20 vnnd gottslesterlich schwe-
renn vnd fluchen, dadurch der namme des Allmechtigenn vffs grewlichest wurdt ent-
heyliget, geschmecht vnd verlestert vnnd der zorn Gottes dadurch wider die gantze
Stadt erschrecklich beweget vnd angezundet. Dann ie21 Gott gepotten hatt, solche 20
lesterer zuuersteinigen22 vnd von seinem volck außzurotten.
Zum dritten, so wurt, wider das vierde von den zehen gepotten, der H. Sonnetag
gantz schwerlich entheiliget vnnd ein vnseglicher Hauff gemeines vnnd junges volcks
von der gemeinschafft Christi, von seiner lehre, Sacramenten vnnd aller zücht Christi
versäumet23, fil auch abgehalten, vnnd dadurch der Bundt göttlicher gnaden freuelich 25
geprochen vnd das arme volck auß den gnaden in den vntreglichen zorn des Allmechti-
gen gesetzet. Dawider aber Gott der obrigkeit gepotten hatt, mit ernster straff zuwa-
chen vnd solche vbertretter zusteinigen.
Also sollen E. G. warlich auch mit rechtem wurcklichen ernst abschaffen das gottlose
spacieren vnnd schwetzen im Münster, das durchlauffen, dinsten24 vnnd tragen vnder 30
den predigen, vnnd was vngöttlichs da für goht, wie mans täglich sicht. Dann was
15. In / mit der Tat zu bessern beginnt.
16. Scheu.
17. Vorsorge treffen, anordnen.
18. Betrifft. - Der Straßburger Katechismus folgt der Schweizer Zählung des Dekalogs, d. h. er
zählt das Bilderverbot als 2. und faßt das 9. und 10. Gebot (bei Luther) in eins zusammen.
19. Weise.
20. Leichtsinnig.
21. Jedenfalls.
22. Vgl. 3 Mos 24,16. - Zur Strafe des Steinigens ferner 3 Mos 20, 2.27; 24, 14.23; 4 Mos 15,36;
5M0S 13,10; 17,5; 22,21 u. a.
23. Ferngehalten.
24. Botengänge tun. — Es handelt sich hier um die uns auch anderwärts bezeugte Unsitte, quer
durch das Schiff des Münsters zu gehen, um den Weg abzukürzen und Zeit zu sparen. Das geschah
offenbar auch während der Gottesdienste.
 
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