DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0216
212
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
Herren, noch nie als vnsern einigen khönig, lehrer vnnd Heilannd genntzlich vnnd mit
gepürenden ernst haben angenomen.
1. Dann erstlichf hatt man gar vilen zügesehen6, die die gesunde vnd einige lehre dess
H. Euangelij schwerlich verlestert, die lüt geferlich dauon abgezogen vnd allerlei gantz
verfürisch vnnd seelmörderische lehre eingefuret haben. 5
2. Zum andern hat man die gebottenen vnd nottwendigen wege, jederman, jung vnd
alt, zu der erkhandtniß dess Herren vnd syns H. Euangelions zübringen, nit mit gebä-
rendem vlys vorgenomen vnd befördert. Daher ein onseglich groß volckh jn diser Statt
ist, das von der wahren Religion Christi kheinen verstannd hatt.
3. Zum dritten hatt man nit mit ernst abgetriben7 vnnd gestraffet das grewlich gotts 10
lestren, jn fluchen vnnd schweren vnnd andern schanndtlichen vnnd lästerlichen reden
von Gott, göttlicher lehre vnd Sacramenten.
4. Zum vierdten hatt man auch den Sonnetag laßen öffentlich vnnd ganntz schwerlich
entheiligen mit grewlicher Schwelgerei, mit spilen, mit vppigem zechen, füllerei8, mit
mutwilligen9 Reisen vnd allerlei anderen weltlichen vnd auch sündtlichen geschefften. 15
I [2 b] | 5. Zum fünfften hatt man auch nit mit ernst gehalten ob dem rechten vnd
nützlichen vffziehen der Jugent, nit gewehret dem schedlichen müßig gang vnd mütt-
willigen Verschwenden zyttlicher narung.
6. Zum sechsten hatt man allerlej vnzucht, auch dem zu- vnd voldrinckhen10, nit
gewehret mit dem ernst, als von nöten gewesen vnnd auch jn gesetzter zücht Ordnung11 zo
gepotten ist.
7. Zum Sibenden hatt man auch zügesehen dem vnbillichen beschweren12 der armen
jn Statt vnd lannd mit verderblichen Wucher vnd vorkhouffe13, mit dem aussaugen
durch die juden, mit vnbillichen zinsen vnd anderen finantzen14.
8. Zum achten hatt man auch dem gifftigen affterreden vnnd lestren wider die ober- 25
kheit, getrewe diener der Kyrchen vnd ander lüte nit mit dem ernst begegnet, wie es
Gott gebotten.
Nun seind aber dise die haüptlaster, vmb deren willen der zorn Gottes khomet vber
die kinder dess vnglaubens, wie der h. Paulus zeüget.
f) von hier an sind am Rand die Zahlen 1-8 vermerkt. Wir bringen sie innerhalb des Satzspiegels.
6. Viele gewähren lassen.
7. Abgestellt.
8. Völlerei.
9. Unnötigen.
10. Trinkgelagen (auch: Trunksucht).
11. Hinweis auf die Zuchtordnung von 1535, in der zehn Zuchtmandate des Rates zusammenge-
faßt waren. Vgl. Adam, S. i86f.
12. Unangemessene Belastung.
13. Wucherisches Aufkäufen von Ernten; vgl. BCor 1, Nr. 73, S. 267, Z. 14-16.
14. Geldbetrügereien.
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
Herren, noch nie als vnsern einigen khönig, lehrer vnnd Heilannd genntzlich vnnd mit
gepürenden ernst haben angenomen.
1. Dann erstlichf hatt man gar vilen zügesehen6, die die gesunde vnd einige lehre dess
H. Euangelij schwerlich verlestert, die lüt geferlich dauon abgezogen vnd allerlei gantz
verfürisch vnnd seelmörderische lehre eingefuret haben. 5
2. Zum andern hat man die gebottenen vnd nottwendigen wege, jederman, jung vnd
alt, zu der erkhandtniß dess Herren vnd syns H. Euangelions zübringen, nit mit gebä-
rendem vlys vorgenomen vnd befördert. Daher ein onseglich groß volckh jn diser Statt
ist, das von der wahren Religion Christi kheinen verstannd hatt.
3. Zum dritten hatt man nit mit ernst abgetriben7 vnnd gestraffet das grewlich gotts 10
lestren, jn fluchen vnnd schweren vnnd andern schanndtlichen vnnd lästerlichen reden
von Gott, göttlicher lehre vnd Sacramenten.
4. Zum vierdten hatt man auch den Sonnetag laßen öffentlich vnnd ganntz schwerlich
entheiligen mit grewlicher Schwelgerei, mit spilen, mit vppigem zechen, füllerei8, mit
mutwilligen9 Reisen vnd allerlei anderen weltlichen vnd auch sündtlichen geschefften. 15
I [2 b] | 5. Zum fünfften hatt man auch nit mit ernst gehalten ob dem rechten vnd
nützlichen vffziehen der Jugent, nit gewehret dem schedlichen müßig gang vnd mütt-
willigen Verschwenden zyttlicher narung.
6. Zum sechsten hatt man allerlej vnzucht, auch dem zu- vnd voldrinckhen10, nit
gewehret mit dem ernst, als von nöten gewesen vnnd auch jn gesetzter zücht Ordnung11 zo
gepotten ist.
7. Zum Sibenden hatt man auch zügesehen dem vnbillichen beschweren12 der armen
jn Statt vnd lannd mit verderblichen Wucher vnd vorkhouffe13, mit dem aussaugen
durch die juden, mit vnbillichen zinsen vnd anderen finantzen14.
8. Zum achten hatt man auch dem gifftigen affterreden vnnd lestren wider die ober- 25
kheit, getrewe diener der Kyrchen vnd ander lüte nit mit dem ernst begegnet, wie es
Gott gebotten.
Nun seind aber dise die haüptlaster, vmb deren willen der zorn Gottes khomet vber
die kinder dess vnglaubens, wie der h. Paulus zeüget.
f) von hier an sind am Rand die Zahlen 1-8 vermerkt. Wir bringen sie innerhalb des Satzspiegels.
6. Viele gewähren lassen.
7. Abgestellt.
8. Völlerei.
9. Unnötigen.
10. Trinkgelagen (auch: Trunksucht).
11. Hinweis auf die Zuchtordnung von 1535, in der zehn Zuchtmandate des Rates zusammenge-
faßt waren. Vgl. Adam, S. i86f.
12. Unangemessene Belastung.
13. Wucherisches Aufkäufen von Ernten; vgl. BCor 1, Nr. 73, S. 267, Z. 14-16.
14. Geldbetrügereien.