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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0230
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Darüber nun der almechtig, ewig Gott, vnser himlischer vatter, vnd vnser einiger
Herre vnd kynig Jesus Christus so ernstlich zürnet, das müssen worlich auch alle, die
syner gnad begeren vnd sich zu jm recht wellen bekeren, mitt allem vleiß selb meiden
vnd sunst auch niemand vberall134 gestatten. Dan wie schwerlich Gott auch das selbige
straffe, so man anderen leuthen in entheilegung der Stetten syner eheren zu sihet, hatt er 5
vns gnugsam angezeiget am obristen priester Eli vnd seinen sünen vnd dem gantzen
volck Jsrael, das der herr das selbyge in die hend der philisteer mitt solchem grimm
ergäbe, das vff einen tag135 | [16 a] | dreissig dusent mann von Jsrael durch die Philisteer
mitt den zweien sünen Eli erschlagen wurden vnd die lade desr göttlichen bunds in der
feind hand gebracht vnd Eli, als er 98 jar alt wäre, ab dem sessel den hals abfiele136; Alles 10
darumb, das der Eli vernommen, wie syne süne die statt götlichs diensts entheiligten
vnd sie darüber nitt der gepür nach gestroffet hatt vnd sich also bewisen als der syne
süne lieber hette dan synen Gott vnd Herren, wie jem Gott durch den mann Gottes, den
er zu im deshalben gesandt, hatte verwyssen137 vnnd sampt ietz ermeltem vnglück vnd
jamer auch verstossung vom priestertumb trauwens 138 vnd vnder anderem sagen lassen: 15
Jch ehre, die mich eheren, vnd mach zu schänden, die mich schmehen; jn gemelten büch
[iSam] cap. 2 [30].
So wir dan nun als vor Gott in vnsere Sachen sehen vnd erkennen wollen, was in dem
by vns ein lange zitt ist gesündiget worden, so müssen wir warlich bekennen, das im
Münster vnser Gott vnd Herre greuwlich erzürnet würdet. Dan erstlich auch vnder der 20
predig vil leut durchs Münster lauffen vnd allerlei ding dardurch tragen, ettwan
schreiend viech vnd tücher zu weschen139 vnd anders, das doch gar schimpflich vnd
göttlicher maiestat verletzlich ist140, vnd das selbig offt mitt solcher ongestüme, das die
predigen vnd das gebett dadurch eben gröblich betrübet vnd verletzet werden.
Zum anderen, so fyndet man auch teglich, vnd bevorab141 | [16b] | Sommers zitten, 25
die schier einen gantzen tag darinnenn eines theils spacieren, eins theils drinn essen, hin
vnd wider ligen vnd schlaffen, etliche auch sich da vntauwen142, fil offt ganz ergerliche
Sachen da triben zu gar grewlichem hon götlicher Maiestät vnd nitt geringer Verletzung
vnd ergernüss viler leuthen, Das der Herre ja zu sagen hatt: Mein hauß soll ein betthauss
syn, jr aber habt ein bül vnd schandt hauß darauss gemacht143. 3°
Nun, disen übertrettungen vnd beleidigungen göttlicher Maiesteten vnd ergernüssen

r) fehlt B.
s) gestr.: lassen; das Wort ist am Ende des Satzes über der Zeile wieder eingefügt, — auch hier
eine Korrektur von anderer Hand.

134. Überhaupt, durchaus.
13 5. 1 Samuel 4 [10—18] [Marg. von anderer Hand].
136. Rücklings vom Stuhl fiel und sich den Hals brach.
137. Zurechtweisen.
138. Androhen.
139. Waschen.
140. Abträglich.
141. Vor allem (zu).
142. Ausspeien, erbrechen. Mhd. un-döuwen, schwaches Verb; Lexer 2, Sp. 1815.
143. Mk 11,17.
 
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