230
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
| [19 b] | Zum dritten, auch nit die mutwilligen175 dentze, Schlemmereien in der stat
vnd inn denn heiligenden176 dörffern gestatte.
Von besserung des zudrinckens177
Alle Christen wissen, das vor Gott ein grewlicher grewel ist aller mutwilliger mißbrauch
seiner heiligen gaben, die er vnß zum heil vnd heiliger ergetzlicheit178 also miltiglich179 5
mittheilet. Darumb ein ieder Christ wol zu bedencken hat, was ontreglichen zorns vnd
rache des almechtigen über Deudsche nation dadurch seie erwecket worden vnd noch
erwecket wirt, das das also gar schandtlich vnd verderbliches zu drincken so grewlich
über hand genomen, das es nun lengist bei den fürnemisten leuten in Deudscher nation
nicht allein nit gestraffet noch schandtlich gehalten180, sonder mehr so ehrlich vnd 10
angeneme gewesen ist vnd noch, das one das fil bei solchen leuten weder zu gunst, ehre
noch nutz haben körnen mögen, fil aber durch dise so erschrockliche Gottes schmach
besondere lieb, ehre vnd beforderung erlanget.
Nun hat aber der Almechtig gebotten, das die eiteren ire eigne Sone, die zu druncken-
boltzen worden, sollen der Oberkeit vnd gantzer gemeinden zuuersteinigen selb für- 15
bringen, Deuter. 21 [18-21]. So schreiet er auch wee über solche vnd drewet disem übel
die eusseristen plagen, Jesaie 5 [nf.22]. | [20a] | Durch seinen lieben Apostel Paulum
zeuget er, das, die mit trunckenheit behafftet sind, kein theil am reich Gottes haben181.
Ja, es erkennen doch auch so fil deren leuten, die mit disem läster behafftet sind, selbs,
das es also ein schedlichs, verderbliches läster ist, das es billich solte bei den grösten 20
schänden vnd kopff abhawen verbotten vnd gewehret werden, wünschen auch offt,
wann sie den schaden dises Übels etwas befindenn, das es mit solcher scherffe gestraffet
vnd gewehret würde.
Dieweil nun auch das allen Christen wol bewüßt, so kan ia ein ieder auch das wol
erkennen, mit was erschröcklichen, ontreglichen zorn Gottes ein gantzes land vnd Stat 25
beladen wirt, da ein Oberkeit solich also gotslesterlich vnd dem menschen so verderb¬
lich, schandtlich vnd wüster dann vihisch läster nit mit höchstem ernst straffet vnd
ab treibet*.
So ist auch in dem ein offenbare verleugung vnd hohn der ewigen götlichen Maiestet,
das die oberkeit, die solches läster ongestraffet lassen hinghon, dises ires so ongötlichen 30
schedlichen übersehens einige vrsach nit haben noch selb fürwendenn182 mögen, dan
x) add.: etc B; danach fehlen in B etwa drei Seiten Text von A, beginnend mit A (20a): »So ist
auch in dem ...« und endend mit A (21b): »schäm vnd scheuhloß gemacht«.
175. Ausartenden, rücksichtslosen.
176. Benachbarten, umliegenden.
177. Trinkgelage.
178. Ursprünglich: Entschädigung. Hier wohl im übertragenen Sinne gebraucht: Freude, Stär-
kung.
179. Freigebig, reichlich.
180. Für eine Schande gehalten.
181. Vgl. iKor 6,9t.
182. Vorbringen, als Vorwand benutzen.
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
| [19 b] | Zum dritten, auch nit die mutwilligen175 dentze, Schlemmereien in der stat
vnd inn denn heiligenden176 dörffern gestatte.
Von besserung des zudrinckens177
Alle Christen wissen, das vor Gott ein grewlicher grewel ist aller mutwilliger mißbrauch
seiner heiligen gaben, die er vnß zum heil vnd heiliger ergetzlicheit178 also miltiglich179 5
mittheilet. Darumb ein ieder Christ wol zu bedencken hat, was ontreglichen zorns vnd
rache des almechtigen über Deudsche nation dadurch seie erwecket worden vnd noch
erwecket wirt, das das also gar schandtlich vnd verderbliches zu drincken so grewlich
über hand genomen, das es nun lengist bei den fürnemisten leuten in Deudscher nation
nicht allein nit gestraffet noch schandtlich gehalten180, sonder mehr so ehrlich vnd 10
angeneme gewesen ist vnd noch, das one das fil bei solchen leuten weder zu gunst, ehre
noch nutz haben körnen mögen, fil aber durch dise so erschrockliche Gottes schmach
besondere lieb, ehre vnd beforderung erlanget.
Nun hat aber der Almechtig gebotten, das die eiteren ire eigne Sone, die zu druncken-
boltzen worden, sollen der Oberkeit vnd gantzer gemeinden zuuersteinigen selb für- 15
bringen, Deuter. 21 [18-21]. So schreiet er auch wee über solche vnd drewet disem übel
die eusseristen plagen, Jesaie 5 [nf.22]. | [20a] | Durch seinen lieben Apostel Paulum
zeuget er, das, die mit trunckenheit behafftet sind, kein theil am reich Gottes haben181.
Ja, es erkennen doch auch so fil deren leuten, die mit disem läster behafftet sind, selbs,
das es also ein schedlichs, verderbliches läster ist, das es billich solte bei den grösten 20
schänden vnd kopff abhawen verbotten vnd gewehret werden, wünschen auch offt,
wann sie den schaden dises Übels etwas befindenn, das es mit solcher scherffe gestraffet
vnd gewehret würde.
Dieweil nun auch das allen Christen wol bewüßt, so kan ia ein ieder auch das wol
erkennen, mit was erschröcklichen, ontreglichen zorn Gottes ein gantzes land vnd Stat 25
beladen wirt, da ein Oberkeit solich also gotslesterlich vnd dem menschen so verderb¬
lich, schandtlich vnd wüster dann vihisch läster nit mit höchstem ernst straffet vnd
ab treibet*.
So ist auch in dem ein offenbare verleugung vnd hohn der ewigen götlichen Maiestet,
das die oberkeit, die solches läster ongestraffet lassen hinghon, dises ires so ongötlichen 30
schedlichen übersehens einige vrsach nit haben noch selb fürwendenn182 mögen, dan
x) add.: etc B; danach fehlen in B etwa drei Seiten Text von A, beginnend mit A (20a): »So ist
auch in dem ...« und endend mit A (21b): »schäm vnd scheuhloß gemacht«.
175. Ausartenden, rücksichtslosen.
176. Benachbarten, umliegenden.
177. Trinkgelage.
178. Ursprünglich: Entschädigung. Hier wohl im übertragenen Sinne gebraucht: Freude, Stär-
kung.
179. Freigebig, reichlich.
180. Für eine Schande gehalten.
181. Vgl. iKor 6,9t.
182. Vorbringen, als Vorwand benutzen.