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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0241
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WEGEN ABSCHAFFUNG GROBER LASTER

237

die vberfarung242 derselbigen mit allem vleyss erkundige vnd erfare vnd die an niemand
ongestraffet lasse.
Derhalben sie die gesetzten straffen niemand vberall haben nachgelassen, auch keinem
richter gewalt gegeben, die etwas zu milteren oder daran nachzugeben. Des liset man gar
5 fil herlicher exempel in den Historien, Vnder welchen das zimlich bekant ist, das Saleu-
cus243, ein herr zu Locris, gethan, der dem ehbruch zur Straff das äugen vstechen geset-
zet hat. Vnnd da sein eygner Son in das läster gefallen vnd die gantze Statt, dem Alten zu
ehren, batte, dem Son die Straffe nachzulassen, er jm selb ein aug vnd dem Son auch eins
liesse vstechen, dann er dem gesatz nid wolte lassen auch vff bitte des gantzenn volcks
10 ein abbruch beschehen.
Nach dem aber von wenigen erkandt ist, was nottwendiger, heylsamer artzney die
ordenlichen straffen sind wider die | [26 b] | läster an besunderen leuthen vnd an gant-
zer gemeinden, Vnd in dem die leut als244 wollen gegen den bösen barmhertzig sein, zu
schaden vnd verderben der gutten oder die man zu guttem wol bringen möchte, wa man
15 nit wolte barmhertziger sein dann die ewig gütte vnd barmhertzigkeyt Gott® selb, So ist
gar wol zubedencken vnd mit rechtem glauben züerwegen, das Gott der herre in seiner
H. Schriffth solche ordenliche straffen der läster für ein besonders angenemes opfer vnd
dienste erfordert vnd vffnimet vnd dadurch seinen schweristen zorn von dem gantzem
volck abwendet vnd sein gnad vnd segen herlich gibt vnd mitteylt.
20 Daher, als Mose aus Gottes gepott die Leuiten zur Straffe vnd rach der abgotterey, am
gülden kalb begangen, ermanet - jn welcher rach sie drey5 tauset man felleten, ieder
seinen bruder, fründ vnd nechsten -, sagt er zu den Leuiten: Füllet heut - das ist: wey-
het vnd heyliget - ewre hende dem herren als zu einem opfer, ein ieglicher an seinem
Sone vnd bruder, das heut vber euch der segen gegeben werde245.
25 So zeuget der Herre selb von dem eyfer Pineas, der Zimri, den Fürsten aus Israel, mit
der Madianiterinj, mit deren er hurete, erstäche246 247, also: Pineas, der son Eleazar, des
Sons Aaron des Priesters, hat meinen grimm von | [27 a] | den kinderen Israel gewendet
durch seinen eyffer vmb mich, das nit ich in meinem eyfer die kinder Israel vertilgete.
Darumb sage ich: Siehe, ich gebe jm meinen Bund desfridens, vnd er soll haben vnd sein
30 same nach jm den Bund eines ewigen Priesterthumbs darumb, das er für seinen Gott
geeyfert vnd die kinder Israel versünet hat241.
War aber die plage in dem volck also angegangen, das vff den tag 24 tauset gefallen
waren; jm 4 buoch Mose cap. 23 [25,9], Vor welchem wir des orts lesen, das der Herre
f) add.: nit B; das ist eine sachgemäße Korrektur.
g) Gottes B.
h) von hier an über vier Zeilen Hinweiszeichen („) am Rand.
i) dreyßig B.
j) Midianiterin B; so auch im folgenden Absatz: Midianiteren.
242. Übertretung.
243. Zaleukos, Gesetzgeber der Lokrer im 7. Jhdt. vor Chr.
244. Stets, immer.
245. 2M0S 32,29.
246. Vgl. 4M0S 25,6-9; Ps 106,28-31.
247. Merck versünet. [Marg.J. - 4M0S 25,11-13.
 
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