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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0242
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2.3 8

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

von den Obristen, die sich mit dem götzen Peor vnd den Madianitteren hatten vergrif-
fen, also gepotten hat248: Nim, sagt er, alle Obristen des volcks vnd heng sie dem Herren
an die Sonne, vff das der grimmige zorn des herren vonn Israel gewandt werde.
Diss sollen warlich alle Christen Obren wol zuhertzen furen, damit sie nit mit Eli-
scher vnd Saulischer barmhertzigkeyt vnd nachlassung der straffen, die der barmhertzi- 5
gest Gott als ein nottwendige vnd auch heylsame artzeney wider die verderbliche such-
ten der sünden vnd läster hat so vberernstlich gepotten, den zorn vnnd die Rach Gottes
vber sich vnd jr volck erwecken. Wie dann der Eli dadurch, das er die straff, so Gott
gepotten, an seinen Sönen nit vbet, den zorn Gottes so gar grewlich wider gantz
| [17 b] | Israel vnd sein haus angezündet hat, das Gott liesse, wie auch vor gemeldet, vff 10
einen tag 30 tauset man mit den Sönen Eli erschlagen werden, die lad seines gnaden-
bunds in der feinde hende körnen Vnd den Eli vber den sessel den hals abfallen, i.Sa-
muelis 4 [10-18]. Also dann der Saul an dem konig der Amaletiker wolte mer barmhert-
zigkeyt beweysen, dann jm Gott gepotten, must er des reychs mit allen seinen nachko-
men verstossen vnd darzu mit seinem Son von feinden jämerlich vmbkommen249. 15
Darümb hoch von nötten, das ein Oberkeyt wol bedencke vnd sich in dem glauben
stercke, das alle straffen, von Gott gepotten, müssen gutt, nutz, ia nottwendige vnd
heylsame artzneyen sein, wäre angeneme opfer Gottes vnd rechte werck der barmhert-
zigkeyt gegen der gantzen Gemeinde Gottes vnd meniglich, die keinen onrath250 nymer
mehr mögen geperen, wa man sie in rechtem glauben vbet. Die bösen werden dadurch 20
von vil argem vnd schaden, den sie sunst den leuten zufügten, abgeschrecket, Die
schwachen vnd blöden251 im recht thun vor sünden verhuttetk252 vnd zum gütten
getriben, Die güten vor schaden vnd ergemüss verwaret vnd im wolthun gestercket.
Darumb der guttige Gott auch im newen Testament vnd zur zeyt aller gnaden vnd
barmhertzigkeyt dennoch durch seinen | [28 a] | geyst vnd wort des H. Petri mit ge- 25
hem253 todt straffete Ananiam vnd Saphiram allein vmb der lügen willen, das sie sich
mit onwarheyt berhümet254 hatten, sie hetten in die gemein vnd zu den fiessen der
Apostel alles das gelt gepracht, das sie von jren gütteren erlöset hatten, welches gelt sie
doch wol gar, vnd so fil sie gewölt daruon, hetten behalten mögen255. Vnd solcher
ernsten straffen wirt allein die vrsach vom H. Luca vermeldet Acto. 5 [11], das ein forcht 30
were in der Gemeinde Gottes, onrecht zuthun. Also gar nützlich vnd heilsam ist alle
ordenliche straffe des onrechten. Wie fil tauset leut hette man geystlich vnd leyblich
mögen erhalten zun ehren Gottes vnd grossem gut der gantzen Christenheyt, hette man
allein das zutrinken mit rechtem ernst gestraffet?
k) verhüten B.
2.48. Merck, das der grimmige zorn abgewandt werde. [Marg.]. - 4M0S 2.5,4.
249. Vgl. iSam 15; 31,1-10.
250. Unheil, Schaden.
251. >Blöd< bedeutet >schwach<. Hier in eine synonyme Doppelform zusammengebunden.
252. Bewahrt.
253. Raschem, jähem.
254. Geprahlt.
2-55- Vgl. Apg 5,5-10.
 
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