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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0243
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3. WEGEN ABSCHAFFUNG GROBER LASTER

239

Stelen war etwan256 als gemein in Deutschem land1, als des ierget257 ein Nation mag
verleumbdet sein. Nach dem man aber diss läster hat angefangen mit ewigen schänden
vnd hencken [zu] straffen, ist kaum ein nation, da nun diss läster weniger vorgoth258.
Also wie fil lieber töchter möchte man bey schäm vnd ehren, vnd wie fiel guter Ehen
5 konde man in recht ehrlichem wesen erhalten, wenn hurey vnd ehebruch mit rechtem
ernst gestrafft wurde?
Socrates, der heyde, hat das erkennet259, das der, so vnrecht thut | [28 b] | vnd vnge-
strafft bleybt, zwifach eilend vnd zurbarmen seye vnd das ein ieder, der für sich selb
oder des kinder vnd fründ sich vbersehen260, Gott vnd sein volck mit jren schweren
10 sünden verletzet vnd verergert haben, solle sich selb vnd die seinen zur straffe fürbrin-
gen vnd deren als einer nottwendigen artzeney begeren, Damit sie das mit der büss
wider erstatten, das sie die gemainde mit jren sünden betrübet vnd geergert haben.
Aus disem allen ist nun wol abzunemen, das die Christliche111 reformation hie diser
zeyt recht Gottgefellig vnd nützlich anzustellen, ins werck zurichten vnd darinn zuer-
15 halten, wol dienstlich sein wirt.
Zum ersten261, das die zücht Ordnung gebessert werde zum nehisten nach dem wort
vnd gesetz des Almechtigen, dann der ie allein gut vnd weyss ist vnd nichts gepotten vnd
gesetzet hat, dann das allen erwehleten Gottes warlich dienet zu allem heyln, nutz und
ehren vnd zu dem ewigen leben hie vnd in künfftiger weit. Darumb so nahe man dem
20 gesetze Gottes in anstellung vnd besserung der zücht Ordnung konde körnen, so fil es
Christlicher vnd nützlicher were.
Zum anderen262, dieweyl ein Christliche Oberkeyt in allem sehen vnd suchen solle,
was sie aus dem befelch Gottes gebeutet vnd ordnet, das solchs darfur auch erkennet,
angenomen vnnd mit willen vnd trewlich gehalten werde, So wirt, wie | [29 a] | auch vor
25 beschehen, gut sein, das die zücht Ordnung, nach dem sie von einem Erb[aren] Raht°
angesetzet vnd gebessert were, auch von den Schefflen würde angenomen vnd bestet-
tiget vnnd ferner vff allen zünfften den bürgern durch die Eiteren Herren mit gutten
Göttlichen dringenden vrsachen furgegeben vnd befolhen.
Zum dritten263: Nach dem man wol erfaren, das an dem erkundigen264 vnd fürbrin-
30 gen der läster bissher grosser mangel gewesen, also das offt ein Erbar raht fil grober
läster in gemein nit gewust oder wissen wollen, die doch zu grosser, schwerer ergernüss
schier von der gantzen Gemeinde beschrawen265 vnd beklagt gewesen sind.
Mit den gemeinen Stattdieneren, denen dises in gesetzter zuchtordnüng besonders

1) Teutschland B. - m) geistliche B. - n) gestr.: vn. - o) Ers. Rath B.
256. Vorzeiten.
257. Irgend (auch B).
258. Hervorgeht; vorkommt.
259. In Gorgia. [Marg. von anderer Hand], - Vgl. Plato: Gorgias 479hfl.
260. Vergangen.
261. Gesetz machen. [Marg. von anderer Hand].
262. Gesetz bestäettigen. [Marg. von anderer Hand].
263. Laster rüegen. [Marg.]. — Fehlt B.
264. Ermitteln (durch Untersuchung).
265. Beschrieen, bejammert.
 
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