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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0284
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z8o

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

| [119 a] | Antwort vff diesen1 gegenwurff.
Erstlich, ob sich der burger vil oder wenig in diese gemeinschafft christlicher zücht
werden begeben, des hatt dem herren nieman einige215 zal vorzuschreyben. Wer sich
hiezu begeben solle, den muß er darzu ziehen; der würt wol wissen, wen, wieuil vnd
wan er eynen yeden herbey ziehen solle. Wier sollen das h. Ewangelion wie in anderen
stucken, also auch in diesem yederman trawlich predigen vnnd alle getaufften lehren,
durch öffentliche vnd besondere lehre, halten alles, das er befolhen hatt, vnd solche
lehre mitt emsigem gebett vnd gutten, ernsten"1 exempeln bey inen allen beförderen vnd
dan jn, den herren, walten lassen, wie vill oder wenig er wolle herbey bringen.
Man hette nach menschlicher vernunfft sich anfangs christlicher predigen allhie auch
bey weyttem nitt so viler versehen216, die sich solten in gemeinschafft der lehre christi
begeben haben. Dahin müssen wier" sehen, wer auß Gott geborn, der wurt so lang so
kurtz217 auch Gottes wort vnd °alle Gottes wort0 hören, glauben vnnd annemen. Des
müssen wier bey eynem yeden vff Gottes gnad vnd werck harren vnd dieweyl an nie- I5
man das vnser mitt lehren, vnderweysen, ermanen, betten vnd exempel vortragen ver-
säumen.
Gegeben9 aber218, das qia garq ein kleines heufflin der burger sich in diese gemein-
schafft christlicher zücht wolte begeben, so khan man doch den selbigen, wie wenig ir
immer seyen, | [119 b] | mit got nimer mehr wehren, ia219 sie hiezu nit mit allen trawen ,o
beförderen220, das sie anfahen zu halten, das der herre so ernstlich nitt allein allen,
sonder auch yeglichem Christen gepotten hatt. Dan das wer, sich wider Gott offenlich
setzen vnd seine gebot widerfechten.
Zum anderen ist das Gott verlaugnen, sich eyniges vnrats besorgen aus dem, das Gott
gebotten hat. Dan221 ist Gott Gott, so rmuß alles eytel222 guttr sein vnd nichts dan guts
bringen vnd geberen, was er gepeutet, wie solichs ioch223 bey menschlicher vernunfft
ein ansehen habe.
Zum dritten, die burger anzusehen, so seind derens drey theyl: Eyn theyl würdt sich
selb willig in diese zücht begeben, vnd der werden, ‘got sey lob1, vil mehr sein dan vill
meynen. Der ander theyl ist deren, die wol gemeinschafft halten jm gebet vnd Sacra- ,o
menten vnd sich aber villicht so bald nicht" in gemeinschaft der Christlichen zücht

1) den B. - m) fehlt B. - n) mir B (Verlesung).
o)-o) add. am Rand; fehlt B; C im Text. - p) Begeb es sich B.
q)-q) fehlt B. - r)-r) muß es alles gut B; eytel: fehlt C.
s) fehlt B. - t)-t) fehlt B. - u) fehlt B.
215. Irgendeine.
216. Bei weitem nicht mit so vielen gerechnet.
217. Über lang oder kurz.
218. Aber gesetzt den Fall.
219. Vielmehr.
220. In aller Treue fördern.
221. Denn.
222. Nur.
223. Auch immer.
 
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