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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0320
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3i6

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Inscriptio47: Eximio Viro Domino Theobaldo Nigri fratri et symmistae suo etc.e
Exhibitum 21. novembris 1547 per Bedorottum48.
Ad haec omnia nihil est responsum non per contemptum: nam eos omnes, maxime
D[ominu]m Bucerum, Paulum, Marbachium etc., ut sanctissima, singularia organa
Christ), praeceptores et in Christo fratres Charissimj semper reveritj sumus: porro pacis 5
gratia ne scribendo in disputationes et contentiones veniremus, diximus enim antea plus
semel in conventibus, fratrum institutum hoc nos non improbare, sed inceptum motum
nostris durum etplebj Ecclesiarum nostrarum prorsus absurdum; ideoque ab illis impe-
trarj non posse. Item deputatis Dominis a senatu respondimus, causam dissensionis
requirentibus, quibus ingenue dictum nullam dissensionem inter nos existere, illorum 10
institutum probantes, motum autem abhorrentesf.
Haec inscripta erant original) Manu
propria Dominj Theobald) Nigrj49.
e) Abbreviatur (wie hinter »Anno«, vgl. Anm. c): Domini incarnationis).
f) Diese lat. Nachschrift Nigris ist wichtig und läßt den durch den oft ironisch-zynischen Ton
der Randglossen in einem gewissen Zwielicht stehenden Mann positiver beurteilen. Er nennt B.,
Fagius und Marbach respektvoll »sanctissima, singularia organa Christ], praeceptores et in Christo
fratres Charissimj«. Seine Stellung zu dem Plan der »Christlichen Gemeinschaft« erscheint grund-
sätzlich positiv, er lehnt aber den »motus« (Unruhe, Erschütterung) ab, d. h. die Art, wie das Werk
in Gang gekommen ist, und die Unruhe, die dadurch in der Stadt und in den Gemeinden entstanden
ist. Wahrscheinlich richteten sich Nigris Bedenken vor allem gegen das Aktivwerden der Laien.
Dabei muß man an die Erschütterungen erinnern, die die Straßburger Kirche durch das Auftreten
und Wirken der Täufer erfahren hatte und noch erfuhr. Der Rat hatte, das erfahren wir hier auch,
Abgeordnete des Rates (»domini deputati«) zu den Predigern geschickt, um den Grund der dissen-
sio im Predigerkreis zu erforschen. Doch auch hier ist Nigri durchaus loyal: er erklärt, eine eigentli-
che dissensio bestehe nicht; er bejahe die Sache, lehne aber eine drohende Spaltung der Gemeinden
ab. Das ist ein sachlich begründeter und verantwortungsbewußter Standpunkt.
47. Anschrift, Adresse. - Diese Notiz steht auf f. 165 b neben den untereinander gesetzten
Namen der Absender.
48. Der Schreiber ist nicht identisch mit Bedrotus (gest. 1541), der vor Jahren Lehrer der Philo-
sophie an der Hohen Schule in Straßburg war. Vgl. Anm. 49.
49. Das Postscriptum stammt wie die Randglossen von der Hand des Abschreibers Oseas
Schadaeus (vgl. Einleitung). Der hier genannte »exhibitor« ist vermutlich Eusebius Bederottus, der
1547/48 eine Vikariatspfründe an St. Thomas hatte (so G. C. Knod: Die Stiftsherren von St. Thomas
zu Straßburg [1518-1548]. Ein Beitrag zur Straßburger Kirchen- und Schulgeschichte. Straßburg
1892. S. 47) und 1553 heiratete (so M.-J. Bopp: Die evangelischen Geistlichen und Theologen in
Elsaß und Lothringen von der Reformation bis zur Gegenwart. Neustadt/Aisch 1959. Nr. 264).
Schadaeus bestätigt durch eine Notiz, daß ihm das von Th. Nigri mit seinen Randglossen versehene
Original vorgelegen hat.
 
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